Charlston Girl
scheint nicht sehr weit oben auf unserer Tagesordnung zu stehen.
Ich meine, okay, ich weiß, ich bin neu hier. Und vielleicht bin ich etwas zu idealistisch, wie Dad immer sagt. Aber der Job gehört schließlich zum Wichtigsten im Leben. Es sollte der richtige sein. Kohle ist nicht alles.
Andererseits wiederum ist das wohl der Grund, wieso Natalie eine arrivierte Headhunterin ist und reichlich Erfolge vorzuweisen hat. Und ich nicht. Und im Moment brauchen wir einen Erfolg.
»Wir finden also, ich sollte Shireen zurückrufen und ihr die Hölle heißmachen«, sage ich widerstrebend. Wir schweigen. Kate sieht so gequält aus, wie ich mich fühle.
»Es ist doch so, Lara«, sagt sie zögernd. »Du bist nicht Natalie. Sie ist weg. Du bist jetzt hier die Chefin. Also solltest du es auch so machen, wie du es möchtest.«
»Ja!« Eine Woge der Erleichterung geht über mich hinweg. »Das stimmt. Ich bin die Chefin. Und ich sage... ich will erst noch etwas darüber nachdenken.«
Ich versuche, den Anschein zu erwecken, als sei es ein Akt der Entschlossenheit und kein Ausweichmanöver. Ich schiebe das Telefon beiseite und blättere in der Post herum. Eine Rechnung für Druckerpapier. Ein Angebot, mein gesamtes Personal zu einem teamförderlichen Ausflug nach Aspen zu schicken. Und ganz unten im Stapel Business People, was so was wie das Promi-Magazin der Geschäftswelt ist. Ich schlage es auf und blättere darin herum, auf der Suche nach jemandem, der ein perfekter Marketingdirektor für Leonidas Sports wäre.
Business People ist eine unerlässliche Lektüre für Headhunter. Im Grunde sind es endlose Fotostrecken von dynamischen, megagestylten Typen in riesigen Büros und reichlich Platz, ihre Mäntel aufzuhängen. Mein Gott, ist das deprimierend! Während ich von einem Manager zum nächsten blättere, fühle ich mich immer kleiner und mieser. Was ist los mit mir? Ich spreche nur eine Sprache. Niemand hat mich je gebeten, den Vorsitz von irgendeinem internationalen Komitee zu übernehmen. Und zur Arbeit trage ich auch keine Dolce&Gabbana-Hosenanzüge in Kombination mit flippigen Hemden von Paul Smith.
Trübsinnig klappe ich das Magazin zu, sinke zurück und starre an die schmuddelige Decke. Wie machen die das alle? Mein Onkel Bill. Alle in dieser Zeitschrift. Sie beschließen, ein Unternehmen zu gründen, und es wird sofort ein Erfolg. Es sieht alles so einfach aus...
»Ja... ja...« Plötzlich nehme ich Kate wahr, die vom anderen Ende des Zimmers her Winkzeichen gibt. Ich blicke auf und sehe, dass ihr Gesicht vor Aufregung ganz rosa ist, während sie in den Hörer spricht. »Bestimmt könnte Lara einen Termin für Sie freimachen, wenn Sie kurz warten würden...«
Sie stellt das Gespräch in die Warteschlange und quiekt: »Das ist Clive Hoxton! Der Typ, der gesagt hat, er interessiert sich nicht für Leonidas Sports «, fügt sie angesichts meiner leeren Miene hinzu. »Der Rugby-Typ? Tja, jetzt vielleicht doch! Er möchte essen gehen und sich darüber unterhalten!«
»Oh, mein Gott! Der!« Meine Laune wird wieder etwas besser. Clive Hoxton ist Marketingdirektor bei Arberry Stores und hat früher für Doncaster Rugby gespielt. Er könnte für den Job bei Leonidas nicht perfekter sein, aber als ich ihn darauf angesprochen habe, sagte er, er wolle nicht weg. Ich kann gar nicht glauben, dass er anruft!
»Bleib cool!«, flüstere ich eindringlich. »Tu so, als wäre ich mit anderen Kandidaten beschäftigt.«
Kate nickt entschlossen.
»Lassen Sie mich mal sehen...«, sagt sie in den Apparat. »Laras Terminkalender ist heute sehr voll, aber ich will sehen, was ich tun kann... Ah! Na, das ist ja ein Glück! Da ist unerwartet etwas ausgefallen! Haben Sie ein bestimmtes Restaurant im Sinn?«
Sie grinst mich breit an, und ich biete ihr einen Highfive. Clive Hoxton ist ein Name von der A-Liste! Er denkt scharf und ist hartgesotten! Er gleicht den Spinner und die Kleptomanin mehr als aus. Wenn wir den kriegen könnten, würde ich die Kleptomanin sogar knicken. Und der Spinner ist gar nicht so schlimm, wenn er nur was gegen seine Schuppen unternehmen würde...
»Alles klar!« Kate legt den Hörer auf. »Du bist heute Mittag um eins zum Essen verabredet.«
»Ausgezeichnet! Wo?«
»Tja, das ist das einzige Problem.« Kate zögert. »Ich habe ihn gefragt, ob ihm ein bestimmtes Restaurant vorschwebt. Und er sagte...« Sie verzieht das Gesicht.
»Was?« Mein Herz rast. »Nicht Gordon Ramsay. Nicht dieser superschicke Laden im
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