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Charlston Girl

Charlston Girl

Titel: Charlston Girl Kostenlos Bücher Online Lesen
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kläglich, doch Sadie ignoriert mich.
    »Und jetzt sehe ich den Hauch einer Chance auf etwas Glück. Ein kleines Vergnügen. Doch meine dickfellige, selbstsüchtige Großnichte...«
    »Okay.« Abrupt bleibe ich stehen und reibe mir die Stirn. »Okay! Meinetwegen! Gut! Ich mach´s«
    Mich halten sowieso alle für verrückt. Auf ein Date mit einem wildfremden Mann kommt es nicht mehr an. Im Gegenteil: Mein Dad wird bestimmt begeistert sein.
    »Du bist ein Engel!« Sofort schlägt Sadies Stimmung in überdrehte Begeisterung um. Sie tanzt eine Pirouette auf dem Bürgersteig, dass ihr Kleid aufweht. »Ich zeig dir, wo er ist! Komm mit!«
    Ich folge ihr die breiten Stufen hinauf und trete in das hohe, weitläufige Foyer. Wenn ich es tatsächlich tun will, muss ich es sofort tun, bevor ich es mir anders überlege.
    »Und wo ist er jetzt?« Ich sehe mich in dem hallenden, marmornen Eingangsbereich um.
    »Irgendwo oben! Komm mit!« Sie ist wie ein Welpe, der an seiner Leine zerrt.
    »Ich kann doch nicht einfach in so ein Bürogebäude reinspazieren!«, zische ich zurück und deute auf die elektronischen Sicherheitsbarrieren. »Ich brauche einen glaubhaften Grund. Ich brauche eine Erklärung. Ich brauche... aha.«
    In der Ecke steht auf einem Schild: Seminar »Globale Strategien«. Zwei gelangweilte Mädchen sitzen hinter einem Tisch mit Namensschildchen. Das könnte klappen.
    »Hi.« Forsch trete ich an sie heran. »Tut mir leid. Ich bin spät dran.«
    »Kein Problem. Es hat eben erst angefangen.« Eines der Mädchen steht auf und greift nach der Liste, während das andere Mädchen resolut zur Decke starrt. »Und Sie sind...«
    »Sarah Connoy«, sage ich und greife mir wahllos ein Namensschild. »Danke. Ich sollte mich wohl beeilen...«
    Ich haste zur Sicherheitsschranke, halte dem Wachmann mein Namensschild hin und laufe in einen breiten Korridor mit teuer aussehenden Kunstwerken an den Wänden. Ich habe keine Ahnung, wo ich hier bin. In diesem Gebäude befinden sich etwa zwanzig verschiedene Firmen, und ich war bisher nur bei Macrosant, die sich in den Stockwerken elf bis siebzehn befindet. »Und wo ist dieser Typ jetzt?«, raune ich Sadie zu. ‚
    »Zwanzigster Stock.«
    Ich steuere die Fahrstühle an, nicke den anderen Leuten in meiner Kabine zu. Im zwanzigsten Stock steige ich aus und finde mich in einem weiteren Empfangsbereich wieder. Ein paar Meter weiter steht ein granitfarbener Schreibtisch, bemannt mit einer furchterregenden Frau im grauen Kostüm. Auf einem Schild an der Wand steht Turner Murray Consulting.
    Wow, Turner Murray sind die richtig Schlauen, die große Firmen auf Vordermann bringen. Wer dieser Typ auch sein mag, er muss ziemlich was auf dem Kasten haben.
    »Komm schon!« Sadie tänzelt voraus zu einer Tür mit einem Tastenfeld. Zwei Männer in Anzügen schlendern an mir vorüber, und der eine sieht mich neugierig an. Ich zücke mein Handy, halte es mir ans Ohr, damit er mich nicht anspricht, und folge den beiden. Wir kommen zu der hellen Holztür, und einer der beiden tippt einen Code ein.
    »Danke.« Ich nicke so geschäftsmäßig, wie es mir möglich ist, und folge ihnen hinein. »Gavin, ich sage Ihnen doch, die europäischen Zahlen können so nicht stimmen!«
    Der größere der beiden Männer zögert, als wollte er mich ansprechen. Mist. Ich lege einen Zahn zu und stolziere an ihnen vorbei.
    »Gavin, in zwei Minuten bin ich im Meeting!«, sage ich eilig. »Ich möchte die aktualisierten Zahlen auf meinem BlackBerry haben. Ich muss jetzt los und mich um unsere... äh... Anteile kümmern.«
    Links sehe ich eine Damentoilette. Ich gebe mir alle Mühe, nicht zu rennen, als ich eintrete und in einer marmornen Kabine verschwinde.
    »Was machst du?«, fragt Sadie, als sie in der Kabine direkt vor mir erscheint. Hat sie eigentlich noch nie was von Privatsphäre gehört?
    »Was meinst du wohl, was ich mache?«, flüstere ich. »Wir müssen kurz warten.«
    Drei Minuten sitze ich es aus, dann verlasse ich den Waschraum. Die beiden Männer sind weg. Der Flur ist leer und still, nur ein langer, hellgrauer Teppich, der eine oder andere Wasserspender und helle Holztüren links und rechts. Ich höre Stimmen und gelegentlich einen Computer.
    »Und wo ist er nun?« Ich sehe Sadie an.
    »Hmm.« Sie sieht sich um. »Eine dieser Türen hier...«
    Sie schwebt den Flur entlang, und ich folge ihr vorsichtig. Das ist doch grotesk. Was habe ich hier zu suchen, in einem fremden Bürohaus, auf der Fährte eines fremden

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