Charlston Girl
ich diesen Job? Habe ich Interesse andern Job? Die haben ihre Tricks, um an meiner Sekretärin vorbeizukommen... ich meine, die sind gut.« Er schüttelt sich. »Die haben mich sogar gefragt, ob ich beim Business People- Dinner an ihrem Tisch sitzen möchte.«
»Oh, wow.« Ich bin ehrlich beeindruckt. Ich war noch nie beim Business People-D inner, aber ich habe darüber gelesen. Es findet immer in einem großen Hotel in London statt und ist ziemlich nobel. »Und... gehen Sie hin?«
»Ich soll da eine Rede halten.«
Er soll da eine Rede halten? Oh mein Gott, er muss wirklich wichtig sein. Ich hatte ja keine Ahnung. Ich schaue mich nach Sadie um, um ihr einen vielsagenden Blick zuzuwerfen, doch sie hat sich aus dem Staub gemacht.
»Gehen Sie hin?«, fragt er höflich.
»Ah... dieses Jahr nicht.« Ich versuche, es klingen zu lassen als sei es nur eine vorübergehende Flaute. »Meine Firma hat es dieses Jahr nicht ganz geschafft, einen Tisch zusammenzubekommen.«
Angesichts der Tatsache, dass die Tische zwölf Plätze haben und fünftausend Pfund kosten. Und L&N Executive Recruitment genau zwei Leute und keine fünftausend Pfund hat.
»Ah.« Er lässt den Kopf hängen.
»Nächstes Jahr sind wir aber bestimmt wieder da«, sage ich eilig. »Wahrscheinlich brauchen wir dann zwei Tische. Wahrscheinlich sind wir bis dahin derart expandiert...« Meine Stimme versiegt. Ich weiß gar nicht, wieso ich mich bemühe, diesen Mann zu beeindrucken. Er interessiert sich ganz offensichtlich nicht für das, was ich sage.
Als ich wieder in meinem Drink herumrühre, merke ich, dass die Musik aufgehört hat. Ich drehe mich um und sehe zum Barmann hinüber, der am CD-Player hinter dem Tresen steht und offenbar in den entscheidenden Kampf zwischen seinem freien Willen und Sadies Gekreisch in seinem Ohr verstrickt ist. Was hat sie vor?
Schließlich kapituliert der Barmann, nimmt eine CD aus der Hülle und schiebt sie in das Gerät. Im nächsten Moment ist die Bar von kratziger, Cole-Portermäßiger Musik erfüllt. Sadie erscheint hinter Eds Sessel, zufrieden strahlend.
»Endlich! Ich wusste, dass der Mann was Passendes in petto hat. Jetzt fordere Lara zum Tanz auf!«, weist sie Ed an und beugt sich nah an sein Ohr. »Fordere Sie zum Tanz auf!«
Oh mein Gott. Bitte nicht.
Wehr dich!, sage ich Ed im Stillen. Hör nicht auf sie! Sei stark! Ich sende ihm meine kraftvollsten, telepathischen Signale. Aber es nützt nichts. Als Sadie ihm ins Ohr kreischt, bekommt Eds Miene einen schmerzverzerrten, leicht verwirrten Ausdruck. Er sieht aus wie jemand, der sich ganz bestimmt auf gar keinen Fall übergeben möchte, aber keine Wahl hat.
»Lara.« Er räuspert sich und wischt über sein Gesicht. »Möchten Sie gern... tanzen?«
Ich weiß, wenn ich mich ihm verweigere, wird Sadies Rache über mich kommen. Genau das wollte sie. Deshalb sind wir hier. Damit sie mit Ed tanzen kann.
»Okay.«
Ich kann kaum glauben, was ich tue, aber ich stelle mein Glas ab und stehe auf. Ich folge Ed zu einem winzigen, freien Fleck bei den Barhockern, und er dreht sich zu mir um. Einen Moment starren wir einander nur an, wie gelähmt von der Ungeheuerlichkeit des Augenblicks.
Das hier ist absolut hundertprozentig keine Situation zum Tanzen. Wir stehen nicht auf einer Tanzfläche. Das hier ist kein Club, es ist eine Bar. Niemand sonst tanzt. Die Jazzband spielt nach wie vor ihre kratzige Musik aus den Lautsprechern, und irgend so ein Typ singt von schicken Schuhen. Es hat keinen Beat, es hat überhaupt nichts. Nie im Leben können wir danach tanzen.
»Tanzt!« Sadie huscht wie Quecksilber zwischen uns umher, ein Wirbelwind der Ungeduld. »Tanzt miteinander! Tanzt! Mit verzweifeltem Ausdruck in den Augen fängt Ed an, sich hin und her zu bewegen und versucht, so gut wie möglich der Musik zu folgen. Er sieht so unglücklich aus, dass ich es ihm nachmache, nur damit er sich besser fühlt. Noch nie in meinem Leben habe ich ein leidenschaftsloseres Tanzpaar gesehen.
Aus den Augenwinkeln sehe ich, dass uns alle beobachten. Mein Kleid raschelt hin und her, und meine Ketten klimpern. Eds Augen blicken starr ins Leere, als mache er gerade eine außerkörperliche Erfahrung.
»Verzeihung.« Einer der Kellner trägt einen Teller mit Ente Dim Sum zwischen uns hindurch.
Nicht nur, dass wir nicht auf einer Tanzfläche stehen - wir sind im Weg. Das ist die grauenhafteste Erfahrung meines Lebens.
»Tanzt richtig!« Ich sehe mich um und merke, dass Sadie mich voller
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