Charlston Girl
ersten Mal verbündet.
»Ich... verstehe.« Genevieve macht einen etwas ratlosen Eindruck.
»Ich hole Ihnen noch was zu trinken, Lara.« Ed schenkt mir das warmherzigste Lächeln des ganzen Abends.
»Nein, ich mach das schon!« Auch ich strahle ihn an. Nichts macht einen großzügiger als die Gewissheit, dass man nur noch zehn Minuten mit jemandem verbringen muss.
»Was soll das heißen?«, kreischt eine Stimme hinter mir, und als ich mich umdrehe, sehe ich Sadie auf mich zukommen. Sie leuchtet nicht mehr, sie ist ein wütender Wirbelwind. »Das ist keine einmalige Sache! Du hast mir was versprochen!«
Die hat vielleicht Nerven. Wie wäre es mit ›Danke, dass du dich verkleidet und zum Idioten gemacht hast, Lara‹?
»Ich habe mein Versprechen gehalten!«, fauche ich sie an, als ich mich dem Tresen nähere. »Ich habe meinen Teil der Vereinbarung erfüllt.«
»Nein, hast du nicht!« Zornig funkelt sie mich an. »Du hast nicht mal richtig mit ihm getanzt! Ihr seid nur trostlos rumgeschlurft.«
»Wirklich schade.« Ich nehme mein Handy und tue, als würde ich hineinsprechen. »Du hast gesagt, du wolltest ein Date. Ich hab dir eins besorgt. Ende. Ein Glas Champagner und einen Gin Tonic, bitte«, füge ich an den Barmann gewandt hinzu und greife in meine Tasche, um Geld herauszuholen. Sadie schweigt, was vermutlich bedeutet, dass sie Luft holt für ihren nächsten Auftritt als Furie... doch als ich aufblicke, ist sie nicht mehr da. Ich fahre herum und sehe sie neben Ed.
Sie schreit ihm ins Ohr. Oh Gott. Was macht sie?
So schnell wie möglich zahle ich die Drinks und haste durch die Bar. Ed starrt ins Leere, mit diesem stumpfen Ausdruck im Gesicht. Genevieve ist mitten in einer Anekdote über Antigua und scheint Eds verträumte Miene gar nicht wahrzunehmen. Oder vielleicht meint sie, er ist vor Bewunderung für sie erstarrt.
»Und dann sah ich mein Bikinioberteil!« Sie zwitschert vor Lachen. »Im Meer! Das werde ich nie vergessen!«
»Hier, bitte schön, Ed«, sage ich und reiche ihm seinen Gin Tonic.
»Oh, danke.«
»Tu es jetzt!« Sadie stürzt sich auf ihn und kreischt in sein Ohr.» Bitte sie JETZT!«
Mich bitten? Worum bitten? Hoffentlich geht es nicht um ein nächstes Date, denn das wird nicht passieren, nie im Leben, egal was Sadie möchte...
»Lara.« Ed scheint seine Probleme zu haben, sich auf mich zu konzentrieren, und seine Stirn ist tiefer gerunzelt als je zuvor. »Wären Sie gern mein Gast beim Business People- Dinner?«
Ich fasse es nicht.
Erschrocken blicke ich zu Sadie auf, und sie betrachtet mich mit triumphierender Miene, die Arme vor der Brust verschränkt.
»Sag nicht meinetwegen zu«, sagt sie nonchalant. »Die Entscheidung liegt bei dir. Ganz und gar.«
Oooh. Sie ist gut. Sie ist um einiges schlauer, als ich dachte. Mir war nicht mal bewusst, dass sie unser Gespräch belauscht.
Das darf doch nicht wahr sein. Nie im Leben könnte ich eine Einladung zum Business People- Dinner ablehnen. Es ist ein viel zu großes Event. Da drängen sich haufenweise wichtige Geschäftsleute ... ich könnte Kontakte knüpfen... Verträge schließen ... das ist eine Riesenchance. Da kann ich nicht nein sagen. Kann ich einfach nicht. Verdammt.
»Ja«, sage ich schließlich steif. »Danke, Ed, das ist sehr nett von Ihnen. Ich würde gern mitkommen.«
»Gut. Freut mich. Die Details schicke ich Ihnen noch.«
Wir klingen beide, als würden wir unsere Sätze von Karteikarten ablesen. Genevieve blickt staunend zwischen uns hin und her.
»Also... sind Sie doch ein Paar?«, sagt sie.
»Nein!«, antworten wir im Chor.
»Niemals«, füge ich hinzu. »Ganz und gar nicht. Ich meine... im Leben nicht.« Ich nehme einen Schluck und sehe zu Ed hinüber. Bilde ich es mir nur ein, oder sieht er ein klein wenig gekränkt aus?
Ich halte noch gut zwanzig Minuten durch und höre Genevieve zu, wie sie mit jeder einzelnen Urlaubsreise angibt, die sie je gemacht hat. Dann wirft Ed einen Blick auf mich und mein leeres Glas und sagt:
»Lassen Sie sich von mir nicht aufhalten.«
Lassen Sie sich von mir nicht aufhalten. Gut, dass ich auf den Typen nicht stehe. Wenn das kein Code ist für: »In Ihrer Gesellschaft halte ich es keine Sekunde länger aus«, dann weiß ich auch nicht.
»Sicher sind Sie zum Abendessen verabredet«, fügt er höflich hinzu.
»Ja!«, sage ich fröhlich. »Bin ich zufällig. Absolut. Zum Essen verabredet.« Wie eine Pantomime schwenke ich meine Armbanduhr direkt vor meinen Augen. »Du meine
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