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Charlston Girl

Charlston Girl

Titel: Charlston Girl Kostenlos Bücher Online Lesen
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rauche nicht«, falle ich ihr ins Wort. »Und in der Öffentlichkeit darf man sowieso nicht rauchen. Das ist verboten.«
    »Was für ein albernes Verbot.« Sie ist empört. »Wie soll man denn da Zigarettenpartys feiern?«
    »Wir feiern keine Zigarettenpartys! Vom Rauchen kriegt man Krebs! Es ist gefährlich!«
    Sadie schnaubt ungeduldig. »Dann komm jetzt!«
    Ich folge ihr die Straße entlang, zu einem Schild, auf dem The Crowe Bar steht. In diesen alten Schuhen kann ich kaum laufen. Als ich vor der Tür stehe, ist sie weg. Wo ist sie hin?
    »Sadie?« Ich drehe mich um und suche die Straße ab. Wenn sie mich hier im Stich lässt, bring ich sie um...
    »Er ist schon drinnen!« Plötzlich taucht sie auf und sieht noch aufgedrehter aus als vorher. »Er ist absolut zum Dahinschmelzen.«
    Mich verlässt der Mut. Ich hatte gehofft, er würde mich versetzen.
    »Wie sehe ich aus?« Sadie streicht ihr Haar glatt, und plötzlich bekomme ich Mitleid mit ihr. Es ist bestimmt nicht so lustig, eine Verabredung zu haben und unsichtbar zu sein.
    »Du siehst toll aus«, sage ich. »Wenn er dich sehen könnte, fände er dich bestimmt scharf.«
    »Scharf?« Sie sieht mich ratlos an.
    »Sexy. Hübsch. Die bist ´ne scharfe Braut. Das sagen wir so.«
    »Oh, gut!« Ihr Blick schweift unruhig zur Tür und wieder zu mir. »Also, bevor wir reingehen, vergiss nicht, dass es mein Date ist.«
    »Ich weiß, dass es dein Date ist«, sage ich geduldig. »Das bläust du mir schon seit Stunden ein...«
    »Ich will damit sagen... sei ich.« Sie fixiert mich mit eindringlichem Blick. »Sag, was ich dir sage. Tu, was ich dir sage. Dann fühlt es sich so an, als würde wirklich ich mit ihm sprechen. Verstehst du?«
    »Keine Sorge. Ich mach das schon. Du soufflierst mir, und ich spreche für dich. Versprochen.«
    »Dann los!« Sie deutet auf den Eingang.
    Ich schiebe mich durch die schweren Milchglastüren und finde mich in einer schicken Lobby mit edlen Vorhängen und gedämpfter Beleuchtung wieder. Vor mir sehe ich eine weitere Doppeltür, hinter der die Bar liegt. Als ich eintrete, sehe ich mich selbst kurz in einem dunklen Spiegel und bin doch etwas bestürzt.
    Irgendwie komme ich mir hier noch hundertmal lächerlicher vor als in meiner Wohnung. Meine Ketten klimpern bei jedem Schritt. Die Feder wippt auf meinem Kopf. Ich sehe aus wie eine Witzfigur aus den Zwanzigern. Und ich stehe in einer minimalistischen Bar voll cooler Leute in dezenten Helmut-Lang-Klamotten.
    Als ich mich dort so voranschleiche, kribbelnd vor Verlegenheit, entdecke ich plötzlich Ed. Er sitzt in einem Sessel, etwa zehn Meter weiter, in einem schlichten Jackett, und er trinkt etwas, das nach schlichtem Gin Tonic aussieht. Er blickt auf, sieht in meine Richtung und muss zweimal hinsehen.
    »Siehst du?«, sagt Sadie triumphierend. »Dein Anblick macht ihn sprachlos!«
    Sprachlos ist er allerdings. Sein Mund steht offen, und er ist hellgrün angelaufen.
    Ganz langsam, als kämpfte er sich durch giftigen Schlamm, steht er auf und kommt mir entgegen. Ich sehe, wie die Kellner sich gegenseitig anstoßen, als ich durch die Bar stolziere, und von einem Tisch in der Nähe höre ich Gelächter.
    »Lächle ihn an!«, sagt Sadie mir laut ins Ohr. »Schwing deine Hüften und sag: ›Hello, Daddy-O!‹«
    Daddy-O?
    Es ist nicht mein Date, rufe ich mir fieberhaft in Erinnerung. Es ist Sadies. Ich spiele nur eine Rolle.
    »Hello, Daddy-O!«, sage ich munter, als er näher kommt.
    »Hi«, sagt er flau. »Sie sehen...« Hilflos gestikuliert er herum.
    Alle Gespräche sind verstummt. Die ganze Bar starrt uns an. Na super.
    »Sag noch was!« Aufgeregt hüpft Sadie herum, nimmt die Peinlichkeit der Lage offenbar nicht wahr. »Sag: ›Du bist aber auch nicht von schlechten Eltern, alter Schlingel.‹ Und zwirbel deine Kette!«
    »Du bist aber auch nicht von schlechten Eltern, alter Schlingel!« Ich fixiere ihn mit starrem Lächeln und schleudere meine Perlen so wild herum, dass mich eine Kette ins Auge trifft.
    Autsch. Das tat weh.
    »Okay.« Anscheinend fehlen ihm vor Scham die Worte. »Nun. Darf ich... Ihnen einen Drink bestellen? Ein Glas Champagner?«
    »Bitte um einen Sektquirl!«, ordert Sadie. »Und lächeln! Du hast noch nicht ein Mal gelacht!«
    »Könnte ich einen Sektquirl bekommen?« Ich stoße ein hohes Kichern aus. »Ich liebe Sektquirle!«
    »Einen Sektquirl?« Ed runzelt die Stirn. »Wozu?«
    Das weiß kein Mensch. Hilfe suchend werfe ich Sadie einen Blick zu.
    »Sag: ›Um die

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