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Charlston Girl

Charlston Girl

Titel: Charlston Girl Kostenlos Bücher Online Lesen
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Bläschen rauszurühren, Darling!«*, zischt sie.
    »Um die Bläschen rauszurühren, Darling!« Wieder kichere ich hoch und hell und schwinge ausgiebig meine Ketten.
    Ed sieht aus, als wollte er im Boden versinken. Ich kann es ihm nicht verdenken.
    »Setzen Sie sich doch!«, sagt er mit angespannter Stimme. »Ich hol uns was zu trinken.«
    Ich halte auf den Tisch zu, an dem er saß und ziehe mir einen Samtsessel heran.
    »Sitz so!«, kommandiert Sadie und nimmt eine affektierte Pose ein, mit den Händen auf den Knien, und ich mache es so gut wie möglich nach. »Augen weiter auf!« Unruhig betrachtet sie die Leute, die in Grüppchen am Tresen beieinandersitzen oder -stehen. Sie haben ihre Gespräche wieder aufgenommen, und man hört das leise Pulsieren von Lounge-Music. »Wann kommt die Band? Wann fängt der Tanz an?«
    »Es gibt keine Band«, knurre ich. »Es gibt keinen Tanz. So ein Laden ist das nicht.«
    »Kein Tanz?«, sagt sie gereizt. »Aber es muss doch getanzt werden! Darum geht es doch eigentlich! Gibt es hier keine schmissigere Musik? Haben die denn nichts Schwungvolleres?«
    »Ich weiß nicht«, sage ich sarkastisch. »Frag doch ihn! Ich deute mit dem Kopf auf den Barmann, als Ed vor mir erscheint, mit einem Glas Champagner und etwas, das nach einem weiteren Gin Tonic aussieht. Mir scheint, es ist ein dreifacher. Er setzt sich mir gegenüber, stellt die Drinks ab, dann hebt er sein Glas.
    »Cheers.«
    »Chin Chin!«, sage ich mit strahlendem Lächeln, rühre meinen Champagner kurz mit dem Plastiksektquirl und nehme einen Schluck. Ich suche Sadies Einverständnis, aber sie ist verschwunden. Heimlich sehe ich mich um und entdecke sie hinter dem Tresen, wo sie dem Barmann etwas ins Ohr schreit.
    Oh Gott. Was stellt sie jetzt wieder an?
    »Und... mussten Sie weit fahren?«
    Meine Aufmerksamkeit wird umgelenkt. Ed spricht mit mir. Und Sadie ist nicht da, um mir zu soufflieren. Ganz toll. Da werde ich wohl Konversation machen müssen.
    »Äh... nicht sehr weit. Kilburn.«
    »Ah. Kilburn.« Er nickt, als hätte ich etwas Gewichtiges gesagt.
    Während ich versuche, mir was einfallen zu lassen, betrachte ich ihn mir aus der Nähe. Hübsches, schwarzgraues Jackett, das muss ich zugeben. Er ist größer, als ich ihn in Erinnerung hatte, breiter, kräftiger gebaut, und sein Hemd sieht teuer aus. Ein Schatten von einem Bart, dieselbe V-förmige Sorgenfalte wie im Büro. Du meine Güte. Es ist Wochenende, er hat ein Date, und trotzdem sieht er aus, als säße er in einer todernsten Vorstandssitzung, bei der alle gefeuert werden sollen und ihre Jahresgratifikation verlieren.
    Ich bin leicht irritiert. Er könnte wenigstens versuchen, sich ein bisschen zusammenzureißen.
    »Also, Ed...« Ich unternehme einen heroischen Versuch und lächle ihn an. »Ihrem Akzent nach zu urteilen, sind Sie Amerikaner.«
    »Stimmt.« Er nickt, nimmt den Faden aber nicht auf.
    »Wie lange sind Sie schon hier drüben?«
    »Fünf Monate.«
    »Wie gefällt Ihnen London?«
    »Hab noch nicht viel davon gesehen.«
    »Ach, das sollten Sie aber!« Unwillkürlich bricht meine natürliche Begeisterung aus mir hervor. »Sie sollten zum London Eye gehen, und nach Covent Garden, und dann sollten Sie mit dem Boot nach Greenwich fahren...«
    »Möglich.« Mit verkniffenem Lächeln sieht er mich an und nimmt einen Schluck von seinem Drink. »Ich hab ziemlich viel zu tun.«
    Das ist das Lahmste, was ich je gehört habe. Wie kann man in eine Stadt ziehen und sich nicht die Mühe machen, sie kennenzulernen? Ich wusste , dass ich diesen Kerl nicht mag.
    Plötzlich steht Sadie neben mir, die Arme beleidigt verschränkt. »Dieser Barmann ist so was von starrköpfig«, meint sie. »Geh du zu ihm hin und sag ihm, dass er was anderes spielen soll.«
    Ist sie nicht mehr ganz bei Trost? Ich werfe ihr einen wütenden Blick zu, dann widme ich mich wieder Ed und lächle höflich.
    »Und, Lara, was machen Sie so?« Offenbar hat er das Gefühl, als sollte er sich am Gespräch beteiligen, und ist dabei ungefähr so enthusiastisch wie ich.
    »Ich bin Headhunterin.«
    Augenblicklich wird Ed misstrauisch. »Sie sind doch nicht etwa bei Sturgis Curtis, oder?«
    »Nein, ich habe meine eigene Firma. L&N Executive Recruitment«
    »Gut. Ich wollte Ihnen nicht zu nahe treten.«
    »Was ist denn mit Sturgis Curtis?« Ich kann mir die Frage nicht verkneifen.
    »Das sind Aasgeier.« Blankes Entsetzen spricht aus seiner Miene, dass ich fast loskichere. »Die nerven mich täglich. Möchte

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