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Charlston Girl

Charlston Girl

Titel: Charlston Girl Kostenlos Bücher Online Lesen
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habe nur ein Foto von Sadies hundertfünftem Geburtstag gesehen, auf dem sie diese Kette getragen hat, und ich dachte, es wäre nett, wenn ich sie finden könnte.«
    »Faszinierend.« Er macht eine Pause. »Kann ich das Foto mal sehen?«
    »Leider habe ich es nicht bei mir.«
    Dieses Gespräch ist seltsam. Es kommt mir vor wie ein Tennismatch, bei dem wir beide die Bälle vorsichtig in die Luft lobben und dem Drang widerstehen, einen Punkt zu machen.
    »Nun, leider weiß ich nicht, wovon du redest.« Mit einer Geste der Entschiedenheit stellt Onkel Bill seinen Becher ab.
    »Meine Zeit ist knapp bemessen, also werden wir es dabei belassen müssen.«
    Er schiebt seinen Stuhl zurück, doch ich rühre mich nicht. Er weiß etwas. Da bin ich mir ganz sicher. Aber was soll ich tun? Welche Möglichkeiten habe ich?
    »Lara?« Er steht an meinem Stuhl und wartet. Widerwillig stehe ich auf. Als wir zur Tür kommen, wird uns diese wie von Zauberhand geöffnet. Sarah empfängt uns. Hinter ihr steht Damian mit gezücktem BlackBerry.
    »Alles geklärt?«, sagt er.
    »Alles geklärt.« Onkel Bill nickt entschlossen. »Sei so nett und bestell deinem Dad schöne Grüße, Lara. Wiedersehen.«
    Sarah nimmt mich beim Ellenbogen und führt mich sanft hinaus. Meine Chancen schwinden. Verzweifelt halte ich mich am Türrahmen fest.
    »Es ist doch wirklich komisch mit der Kette, findest du nicht auch?« Ich sehe Onkel Bill offen an, versuche, eine Reaktion zu provozieren. »Was meinst du, was damit passiert ist?«
    »Lara, vergiss die Kette«, sagt Onkel Bill milde. »Wahrscheinlich ist sie schon vor langer Zeit verloren gegangen. Damian, kommen Sie rein!«
    Damian stürmt an mir vorbei, und die beiden Männer ziehen sich ans andere Ende des Riesenraumes zurück. Langsam schließt sich die Tür. Ich starre Onkel Bill hinterher, berstend vor Frust.
    Was ist hier los? Was hat es mit dieser Kette auf sich?
    Ich muss Sadie sprechen, sofort. Auf der Stelle. Ich sehe mich um, kann sie aber nirgends entdecken. Typisch. Wahrscheinlich hat sie einen knackigen Gärtner gefunden, den sie anschmachten kann.
    »Lara«, sagt Sarah mit verspanntem Lächeln. »Würden Sie bitte den Türrahmen loslassen? Wir können die Tür nicht schließen.«
    »Na, gut!«, sage ich und hebe die Hände. »Keine Panik! Ich werde hier nicht aus Protest eine Sitzblockade veranstalten!«
    Sarahs Augen zucken vor Schreck bei dem Wort »Protest«, was sie unmittelbar mit einem aufgesetzten, kleinen Lacher überspielt. Sie sollte den Job bei Onkel Bill lieber aufgeben. Sie ist viel zu nervös.
    »Ihr Wagen wartet vorn auf Sie. Ich bringe Sie jetzt dorthin.«
    Verdammt. Wenn sie mich rauseskortiert, kann ich mich unmöglich absetzen und Schubladen durchstöbern oder irgendwas.
    »Ein Kaffee für die Fahrt?«, fragt Sarah, als wir durch die Lobby kommen.
    Ich ersticke den Drang, »Gern, aber von Starbucks« zu sagen.
    »Nein, danke.« Ich lächle.
    »Es war wirklich schön, Sie kennenzulernen, Lara!« Ihre gespielte Überschwänglichkeit lässt mich zusammenfahren. »Kommen Sie bald mal wieder!«
    Ja, genau. Was eigentlich heißen soll: »Bitte setzen Sie nie wieder einen Fuß in dieses Haus, nie wieder!«
    Der Chauffeur hält mir die Tür auf, und ich will gerade einsteigen, als Sadie direkt vor mir erscheint und mir den Weg verstellt. Ihr Haar ist etwas zerzaust, und sie atmet schwer.
    »Ich habe sie gefunden!«, sagt sie theatralisch.
    »Wen?« Ich bleibe stehen, auf halbem Weg in den Wagen.
    »Sie ist im Haus! Ich habe sie oben in einem der Schlafzimmer gesehen, auf einer Frisierkommode! Sie ist da! Meine Kette ist da!«
    Ich starre sie an, perplex. Ich wusste es. Ich wusste es ...
    »Bist du ganz sicher, dass es deine ist?«
    »Selbstverständlich bin ich sicher!« Ihre Stimme wird schrill, und sie deutet auf das Haus. »Ich hätte sie mitnehmen können! Ich habe versucht , sie mitzunehmen! Leider ging es nicht...« Frustriert schnalzt sie mit der Zunge.
    »Lara, gibt es ein Problem?« Sarah kommt die Stufen herab. »Stimmt irgendwas mit dem Wagen nicht? Neville, ist alles in Ordnung?«, fährt sie den Fahrer an.
    »Alles in Ordnung!«, gibt er trotzig zurück und deutet mit dem Kopf auf mich. »Sie führt nur plötzlich Selbstgespräche.«
    »Möchten Sie einen anderen Wagen, Lara?« Ich merke, dass es Sarah große Mühe kostet, freundlich zu bleiben. »Oder möchten Sie woandershin? Neville fährt Sie, wohin Sie wollen. Möchten Sie ihn vielleicht für den Rest des Tages

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