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Charons Klaue

Charons Klaue

Titel: Charons Klaue Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. A. Salvatore
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entscheidest.«
    »Ein achter würde uns guttun«, antwortete Jermander zur sichtlichen Enttäuschung der beiden Mönche. »Ich möchte hier kein Risiko eingehen. Nicht zu diesem Zeitpunkt.«
    »Die Wandlerin wird drei Anteile fordern!«, warf Ambergris ein. Die Zwergin hatte sich dem Schattenreich angeschlossen, war aber noch kein vollständiger Schatten. Ihr ursprünglicher Name lautete Amber Gristle O’Maul, doch Ambergris erschien ihrer Erscheinung angemessener. Sie hatte lange schwarze Haare, die sie teilweise geflochten, teilweise offen trug, und eine dicke, krumme Nase. Bisher ähnelte sie weniger einer Shadovar als einer Mischung aus Duergar und Delzoun-Zwerg. Sie hatte sich kaum mehr als ein Jahr im Schattenreich aufgehalten, aber ihr Umgang mit ihrem phänomenalen Streitkolben und ihre Klerikersprüche waren nicht unbemerkt geblieben. Daher hatten die Prisenjäger von Cavus Dun sie trotz ihres geringen Bekanntheitsgrads unter den Shadovar bei sich aufgenommen und zugesagt, für ihre vollständige Aufnahme in das Reich zu sorgen – was bei Nichtmenschen selten genug vorkam –, sofern sie sich bewährte.
    Das schien ihr bewusst zu sein, als sie nun zwischen den anderen saß und eifrig ihre Waffe in den starken Händen rollte, die sie liebevoll auf den Namen Schädelknacker getauft hatte. Der Streitkolben maß beinahe vier Fuß und bestand aus poliertem Hartholz, das dick mit schwarzem Leder umwickelt war. Am schwereren Ende waren dicke, schwarze Metallringe in das Leder gezogen. Ambergris beherrschte die Waffe sowohl mit einer Hand als auch mit beiden, und sie konnte einem Skelett damit den Schädel so schwungvoll abschlagen, dass er im Nirgendwo verschwand.
    »Es würde dir gut anstehen, den Mund zu halten«, entgegnete Ratsis streng.
    Ambergris zuckte nur mit den Schultern. Wenn sie seinen Standpunkt unterstützt hätte, hätte Jermander sie ebenso hart gerügt.
    »Allerdings«, bemerkte Parbid, der Tiefling-Mönch. »Ambergris hält sich für etwas Besseres, weil es unter Tausend von uns höchstens einen Zwerg gibt und unter Zehntausend eine Zwergin. Allmählich sollte ihr klar sein, dass diese Besonderheit auf Neugier beruht, nichts weiter.«
    »Du bist ungerecht, Bruder«, widersprach der andere Mönch. »Sie kämpft gut, und ihre Heilkünste haben uns schon sehr geholfen.«
    »Deiner Teufelsbrut von Partner helfen sie bestimmt nicht so bald«, knurrte Ambergris halblaut.
    »Vielleicht ist sie uns noch von Nutzen, wenn wir einen ihrer dreckigen Verwandten aufgreifen«, sagte Parbid zu Afafrenfere.
    »Die Zwergin hat gar nicht so unrecht«, warf Jermander ein, um wieder zur Sache zu kommen. »Die Wandlerin wird drei volle Anteile verlangen, obwohl ihr Werk nicht blutiger und gewiss weniger gefährlich ist als unseres, da sie sich jedwedem Zugriff entziehen kann.«
    »Dann bieten wir ihr zwei Anteile an«, erwiderte Ratsis ruhig. Jermander nickte. »Sind alle einverstanden?«, fragte Ratsis.
    Ambergris stampfte auf, verschränkte die Arme und schüttelte störrisch den Kopf, obwohl sie natürlich keine volle Stimme hatte, weil sie noch keine echte Shadovar war. Als Ratsis’ skeptische Miene ihr genau das vermittelte, gab die Zwergin etwas nach und begann, an der schwarzen Perlenkette herumzufummeln, die sie um den Hals trug. Dabei fluchte sie in sich hinein.
    Die beiden Mönche blieben entschlossen stehen und schüttelten einmütig den Kopf, womit sie gegen Ratsis’ und Jermanders ebenso klares »Ja« aufbegehrten.
    Daraufhin wandten sich alle Augen dem hinteren Bereich des Lagers zu, wo eine breitschultrige Frau und ein dicker Tiefling auf zwei Steinen saßen. Die Frau schärfte ihr Schwert. Der Tiefling war dabei, den Griff seines langen Flegels mit neuen roten Lederriemen zu umwickeln. Bei jeder Drehung ruckte die Waffe, und die schwere Stachelkugel wackelte am Ende der vier Fuß langen Kette.
    »Tut, was ihr tun müsst«, sagte der Tiefling, den alle nur Bol riefen.
    »Das sind zweieinhalb gegen zwei«, grinste Ambergris.
    Aber die Schwertkämpferin meldete sich unerwartet mit: »Holt die Wandlerin« zu Wort, kaum dass die Zwergin gesprochen hatte. Die Anwesenden starrten sie an. Es war das erste Mal, dass jemand hier sie sprechen hörte, obwohl sie schon seit Zehntagen mit der Gruppe umherzog. Sie kannten nicht einmal ihren Namen und bezeichneten sie deshalb einmütig als »Schwertweib«, auch wenn Ambergris sie in »Bols Schwertweib« umgetauft hatte. Dieser Titel schien allerdings nur dem

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