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Charons Klaue

Charons Klaue

Titel: Charons Klaue Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. A. Salvatore
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sich auf, als hätte sie ihr Schicksal akzeptiert und somit keine Angst mehr. Drizzt kannte solche Gesten, denn er hatte solche Momente selbst schon erlebt. Deshalb war ihm bewusst, dass die Gelegenheit, wertvolle Informationen zu erlangen, bald verstrichen sein würde.
    »Ihr könnt nicht entkommen«, sagte die Schattenfrau.
    »Sie sind in der Höhle«, erwiderte Drizzt.
    Die Frau lächelte und nickte. »Sie erwarten euch, und wenn ihr nicht zu ihnen kommt, werden sie euch finden. Und euch töten.«
    Ihr Lächeln war siegesgewiss, denn sie war über die Angst hinaus und nahm nun alles hin. Seine Gedanken überschlugen sich. Er rief sich die riesige Tropfsteinhöhle ins Gedächtnis, die Menzoberranzan so ähnlich war. Er stellte sich vor, wie es dort aussah, den flachen See und den Strand vor der großen Mauer von Gauntlgrym.
    »Dann lauf«, sagte er, machte den Weg frei und wies auf den Tunnel – nicht zurück an die Oberfläche wie zu Beginn, sondern in die Richtung, aus der die Patrouille gekommen war. »Geh zu deinen finsteren Freunden zurück und sag ihnen meine Worte: Sie werden uns nicht finden. Sie werden dieses böse Schwert nicht bekommen. Es gibt viele Tunnel im Unterreich. Das hier ist die Heimat der Drow, nicht die von Nesser.«
    Die Frau starrte ihn an. Er konnte fühlen, wie Entreris Blick sich in seinen Rücken brannte.
    »Das tust du nicht«, sagte Dahlia.
    Drizzt warf ihr einen strengen Blick zu, eine stumme Warnung.
    »Lauf«, sagte er zu der Schattenfrau, ohne sie anzusehen. »Ich sage das nicht noch einmal.«
    Zaghaft machte sie einen Schritt und sah die drei an, weil sie nicht wusste, von wem der tödliche Streich kommen würde. Sie schob sich an Drizzt vorbei, der sich zu Entreri umgedreht hatte, dann passierte sie den Meuchelmörder.
    Entreri trat einen Schritt zur Seite und wandte sich ihr beim Gehen zu. Drizzt stellte sich betont zwischen den Mann und die Schattenfrau.
    Da rannte sie los, wobei sie beinahe über den Körper eines ihrer Begleiter gestolpert wäre.
    »Du hast schon viel dummes Zeug getan, Drow«, bemerkte Entreri, als er hinter Drizzt hervortrat und ihm einen Rippenstoß verpasste, »aber das hier war die Krönung.«
    Drizzt drehte sich langsam um, erst zu Dahlia, die ihn so hasserfüllt anfunkelte, als hätte er sie gerade verraten, dann zu Entreri … Entreri, der Taulmaril aufgehoben und Drizzt nur angerempelt hatte, um zu vertuschen, dass er einen Pfeil aus dem Köcher auf seinem Rücken gezogen hatte!
    Der Meuchelmörder spannte den Bogen und zielte auf die Frau, die immer noch ein leichtes Ziel bot.
    Und Drizzt konnte ihn nicht rechtzeitig davon abhalten.
    »Entreri, nicht!«, sagte der Drow beschwörend.
    Das merkwürdige Beben in Drizzts Stimme ließ Entreri stocken und ihm einen Blick zuwerfen.
    »Ich bitte dich«, sagte Drizzt.
    »Damit sie verschwindet und alle warnt, dass wir kommen?«, knurrte der Assassine und zielte erneut auf die fliehende Kriegerin.
    »Töte sie«, forderte Dahlia.
    »Damit sie ihnen erzählt, dass wir ihren Hinterhalt kennen«, erwiderte Drizzt.
    Da ließ Entreri los, und Drizzt erstarrte, aber sein Begleiter hatte den Bogen ein wenig gedreht. Der Blitzpfeil jagte durch den Gang und traf lautstark die Wand. Die unverletzte Schattenkriegerin schrie erschrocken auf und hastete weiter.
    Artemis Entreri richtete sich sehr gerade auf und starrte Drizzt an. Er wusste, dass der Drow einen Plan hatte, in dem diese Frau eine wichtige Rolle spielen sollte. Er warf Drizzt den Bogen zu, ohne ihn aus den Augen zu lassen.
    In diesem Moment ging es um mehr als den möglichen Nutzen daraus, die Frau entkommen zu lassen. Drizzt erkannte noch etwas in Entreris Blick.
    Und das war etwas, was sehr tief reichte: Artemis Entreri hatte Drizzt vertraut.

19
    Gefangen zwischen Schatten und Dunkelheit
    Der Tunnel verlief ziemlich lange eben, bis sie schließlich einen steilen Abhang erreichten. Zum Glück hatte die fliehende Schattenfrau sich nicht damit aufgehalten, das Seil zu entfernen, das ihr Trupp dort angebracht hatte. Die drei Gefährten kletterten ihr eilig und lautlos hinterher. Schon bald endete der Tunnel auf einem Sims, von dem aus es senkrecht in die Höhle hinunterging. Eine brusthohe Mauer schützte vor dem Sturz in die Tiefe. Drizzt und Dahlia wussten sofort, dass sie den richtigen Ort erreicht hatten, denn sie erkannten die hängenden Stalaktitentürme.
    Dicht an die Wand gedrückt verließen sie den Tunnel.
    »Sie hat unsere Botschaft

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