Charons Klaue
exzellente Wiederherstellung der Treppe mit dem Klappmechanismus hatte gezeigt, dass Alegni und seine Soldaten auf eine zu allem entschlossene Dunkelelfensiedlung gestoßen waren.
Hatte Drizzt, dieser geheimnisvolle Waldläufer, davon gewusst?, fragte er sich nicht zum ersten Mal. Hatte er die anderen beiden hierhergeführt, weil er sich hier Verstärkung erhoffte?
Mit dieser Frage wandte er sich der Zwergin zu, die behauptete, dass dies unmöglich sei. Sie gab vor, eine ganze Menge über Drizzt zu wissen, der in einer Zwergenzitadelle in der Nähe ihrer eigenen Heimat gelebt hatte. Drizzt würde sich nicht freiwillig mit anderen seines Volkes einlassen, hatte sie Alegni versichert. Er galt als Gesetzloser, ein Schurke, und in den Augen der Anhänger der Spinnenkönigin hätte sein Kopf mehr Wert als sogar Klaue.
In diesem Fall hatten jetzt wohl die Dunkelelfen das Schwert, nicht Drizzt und seine beiden Begleiter, und wahrscheinlich hatten sie auch die drei, die Alegni jagte. Sie waren tot – oder sie sehnten sich nach dem Tod.
Dennoch hoffte er, dass es nicht so wäre, auch wenn er dann um das Schwert und die drei Gefangenen feilschen konnte. Er wollte mehr als das. Er wollte seinen Kampf.
Er wollte es Barrabas, dem Verräter, heimzahlen. Vor allem aber wollte er Dahlia noch einmal besiegen, sie wieder in seiner Gewalt haben, geschlagen und panisch.
Oh ja, ihr wollte er es gründlich heimzahlen …
Drizzt, Dahlia und Entreri rückten trotz aller Vorsicht in raschem Tempo vor, denn sie wussten, dass die Zeit gegen sie arbeitete. Die Shadovar waren in der Schmiede und kontrollierten daher auch den kleinen Tunnel zur Grube des Urelementars. Durch diese Streitmacht konnten die drei sich unmöglich durchkämpfen.
Vielleicht würden die Menzoberranzaner zurückkehren und gegen die Shadovar kämpfen. Vielleicht auch nicht.
Für Drizzt war diese Frage ohnehin belanglos. Fürs Erste hatten sie die Dunkelelfen an der Nase herumgeführt, doch er fürchtete, dass dies nicht lange funktionieren würde. Was würde aus ihm und seinen Begleitern werden, wenn die Drow seine wahre Identität durchschauten?
Momentan jedoch hoffte er, dass sie diesem Gang um die Schmiede herum folgen konnten, wo es vielleicht einen Durchschlupf gab, damit sie sich rasch des Schwerts entledigen konnten. Allerdings hielt er das für unwahrscheinlich, denn obwohl er diesen Bereich bei seinem letzten Vorstoß hierher nicht vollständig erkundet hatte, ging er davon aus, dass es hier keine Geheimgänge gab, die er und die Zwerge vom Eiswindtal übersehen hatten.
Aber was dann?
Dann mussten sie schleunigst verschwinden. Entreri würde noch eine Weile warten müssen, bis er von Charons Klaue frei war. Vielleicht konnten sie in Tiefwasser bessere Hüter für die Waffe finden. Vielleicht gab es auch einen anderen Weg, es loszuwerden. Sie konnten auf einem Handelsschiff mitfahren und Klaue weit vor der Schwertküste im tiefen, kalten Meer versenken. Oder sie konnten später nach Gauntlgrym zurückkehren und es noch einmal versuchen – wobei Drizzt sich dies angesichts der Drow-Streitmacht und der Shadovar derzeit allenfalls mit einer ganzen Armee vorstellen konnte.
Der Waldläufer schob seine Gedanken beiseite. Wenn sie überleben wollten, musste er sich auf die Gegenwart konzentrieren.
Diese Gegenwart änderte sich abrupt, als Drizzt um eine dampfende Ecke bog, wo ein unerwarteter Tunnel den Weg querte. Er blieb stehen und blickte in beide Richtungen, um zu begreifen, was hier los war. Das war kein gewöhnlicher Tunnel. Er war anders entstanden und noch nicht sehr alt.
Als Dahlia und Entreri ihn einholten, starrten auch sie ziemlich verständnislos in den rot glühenden Tunnel, der so aussah, als wäre er gerade erst durch das Gestein geschmolzen.
»War das das Ungeheuer?«, fragte Dahlia.
»Auf jeden Fall mächtige Magie und Feuer«, meinte Entreri.
»Ein kleinerer Ausbruch?«, mutmaßte Drizzt, der die leuchtenden Lavapfützen in dem dunkleren Gestein registrierte, die allmählich erkalteten und schwarz wurden.
»Glück gehabt«, sagte Entreri und wollte schon nach rechts laufen, die Richtung, wo der Urelementar sein musste.
Drizzt hielt ihn jedoch sofort an der Schulter fest. »Der Boden ist weder fest noch sicher. Lass mich vorangehen. Mein Schwert wird mich schützen, wenn mein Fuß durch eine Kruste in die geschmolzene Lava bricht.« Er rollte Eisiger Tod in der Hand und stieß die Klinge in die nächste Pfütze, die deutlich rascher
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