Charons Klaue

verkrampft, dass sie nicht mehr sprechen konnte.
    Der Stab aß einen vierten.
    Einen fünften.
    Sie musste ihn endlich aufstoßen und entladen, aber das Ungeheuer entwischte. Es ging auf Drizzt los!
    Dahlia warf Kozahs Nadel wie einen Speer. Sie traf den Elementar mit einer derart gewaltigen Explosion, dass der ganze Gang einen Ruck machte und Dahlia sich nur durch einen Satz nach hinten auf den Beinen halten konnte.
    Da fuhr der Elementar herum und griff an. Er schien kaum verletzt zu sein.
    »Oh, bei den Göttern«, murmelte Entreri, der sich und Dahlia für verloren hielt. Er hob Taulmaril und legte einen letzten Pfeil an die Sehne als letzten trotzigen Akt der Verzweiflung.
    Da sah er hinter dem Elementar eine Gestalt durch die Luft schnellen: einen Waldläufer mit flatterndem Umhang, der mit beiden Händen einen Krummsäbel hoch über den Kopf hielt.
    Drizzt warf sich in das Ungetüm und stieß ihm Eisiger Tod in den Rücken, die magische Klinge, die das Feuer hasste und sich bis in sein Zentrum bohrte, in die magische Energie, die ihm Gestalt verlieh.
    Wie sehr der Koloss auch um sich schlug – Drizzt hielt fest, obwohl seine Beine wild schlenkerten.
    Er ließ nicht los, und Eisiger Tod bekam ein Festmahl.
    Der Elementar wehrte sich mit aller Kraft.
    Und dann zerfiel er zu einem Haufen rauchender Steine und Lava.
    »Na, das war doch mal lustig«, bemerkte Dahlia, als Drizzt sich aus dem Haufen aufrappelte und ein paar Schritte nach hinten taumelte.

24
    Familientreffen
    Ächzend und stöhnend umklammerte der Drow-Zauberer den Stumpf seiner linken Hand.
    »Wohin führt dieser Gang?«, fragte Drizzt. Der Waldläufer hockte vor dem Zauberer und sah ihm in die Augen. »Wohin führt er?«
    Der Zauberer spuckte ihn an.
    »Dein Leben hängt davon ab«, sagte Drizzt. »Wohin führt dieser Tunnel? Wo kommt ihr her?«
    Artemis Entreri stieß Drizzt zur Seite, packte den Zauberer grob an den Haaren, riss seinen Kopf nach hinten und setzte ihm das Messer an die Kehle.
    »Direkt zum Urelementar?«, fragte Entreri in perfektem Drow.
    »Lasst ihn in Ruhe!«, schrie der Drow ihn an.
    Entreri sah seine Begleiter lächelnd an. »Das dürfte wohl ein Ja sein«, sagte er.
    »Was machen wir mit …?«, setzte Drizzt an.
    Entsetzt brach er ab, als Artemis Entreri dem Zauberer seinen Dolch durch die Kehle und dann aufwärts ins Gehirn stieß. Der Mann erstarrte, streckte beide Beine und begann zu zittern.
    Entreri zog die Klinge wieder heraus, wischte sie an der Zaubererrobe ab und stand auf. Drizzt starrte ihn ungläubig an, Dahlia belustigt.
    »Du glaubst doch nicht etwa, ich lasse einen Drow-Zauberer am Leben, damit er uns in den Rücken fällt?«, sagte Entreri zu Drizzt. Er schnaubte und ging los.
    Drizzt blieb stehen und starrte den toten Drow an, aus dessen Wunde Blut strömte. Aus taktischer Sicht war Entreris Brutalität natürlich nachvollziehbar, doch die Kaltschnäuzigkeit, mit der er den Mann hingerichtet hatte, machte Drizzt zu schaffen.
    Hätten seine alten Freunde einen hilflosen Gefangenen so behandelt?
    Er wusste es nicht – immerhin befanden sie sich in einer verzweifelten Lage. Dennoch schockierte ihn die kühle Gewaltbereitschaft von Artemis Entreri wieder einmal.
    »Komm schon«, drängte Dahlia, die Drizzt freundlich einen Arm um die Schulter legte. »Wir haben nicht viel Zeit.«
    Drizzt sah sie an, doch angesichts von Dahlias verständnisvollem Blick verpuffte sein Ärger überraschend schnell. Das erstaunte den Dunkelelfen, denn Dahlia war über Entreris Entscheidung nicht annähernd so entsetzt gewesen wie er.
    »Es ist eine hässliche Welt«, sagte sie leise. »Wenn wir nicht hässlich genug sind, sie zu schlagen, sind wir tot.«
    Die grausame Wahrheit traf Drizzt bis ins Mark, aber Dahlias beharrliches Ziehen erinnerte ihn daran, dass sie tatsächlich keine Zeit dafür hatten, hier herumzustehen und über derartige Fragen zu debattieren. Er nahm seinen Bogen und den Köcher, und kurz vor der Kreuzung holten sie Entreri ein, der auf ein Knie gesunken war, in die Gegenrichtung starrte und ihnen ein Zeichen gab, sich leise zu ducken.
    Als sie weiterschlichen, schlüpfte Entreri nach links in den Tunnel, Drizzt und Dahlia nach rechts. Sie drückten sich rücklings an die Wand gegenüber dem Haupttunnel, gleich neben dem, den der Elementar gegraben hatte, und verstanden nun die plötzliche Vorsicht, denn sie hörten Shadovar anrücken.
    Drizzt sah zu Entreri, der ihm signalisierte zu bleiben, wo er war. Der