Charons Klaue
sich hier zusammengeschart hatten.
»Die Goblins werden nicht viel ausrichten«, teilte er Ravel und den anderen mit. »Diese Geister sind ihnen weit überlegen.«
»Wollt Ihr sie dann vielleicht mit einem Blitznetz angreifen, lieber Bruder?«, bemerkte Berellip, und Saribel kicherte hinter ihr.
»Das wäre vermutlich sehr hilfreich«, erwiderte Ravel, ohne ihren Sarkasmus zu beachten.
Berellip seufzte laut und schob sich, gefolgt von Saribel und den anderen Priesterinnen, an ihm vorüber.
Nachdem sie an Tiago vorbei waren, gab der junge Baenre Ravel neue Zeichen: Soll ich Eure Zauberer zusammenziehen, damit Ihr ein neues Blitznetz erzeugen könnt?
Seine Frage überrumpelte Ravel so sehr, dass er vor Staunen einen Schritt zurückwich. Er starrte Tiago an, um sich zu vergewissern, dass der Krieger keinen Scherz machte. Dann blickte er den Gang entlang. Das Geschrei verriet, dass die Goblins und Orks tatsächlich niedergemetzelt wurden.
Ravel nickte. Er würde seinen Schwestern nicht die Befriedigung zuteilwerden lassen, als Retter aufzutreten.
»Ein störrischer Haufen«, gestand Berellip ihrer Schwester ein. Sie hatten die Zwerge mit einem breiten Repertoire an Zaubern bedacht, von Strahlen aus unheiligem Licht bis hin zu Wogen beißender Flammen. Sie hatten ihre Treue zu Lolth in den Ring geworfen, um die Geister zu vertreiben oder sie womöglich ihrem Willen zu unterwerfen, damit sie sich gegeneinander wandten.
Aber diese Zwergengeister waren wirklich ein hart gesottenes Völkchen, weit zäher als normale Untote.
»Sie kämpfen für ihre uralte Heimat«, fuhr Berellip nachdenklich fort. »Sie sind als Wächter an sie gebunden und deshalb unglaublich ergeben.«
»Sie lassen sich weder leicht verscheuchen noch vernichten«, pflichtete Saribel ihr bei.
»Weiterkämpfen«, befahl Berellip ihr und den anderen und setzte zum nächsten Zauber an. Dann aber brach sie überrascht ab, weil hinter ihr Tiago Baenre, Jearth Xorlarrin und eine ganze Schar Echsenreiter heranjagten.
Die Kavallerie fegte in die Höhle, bog nach rechts ab und verteilte sich.
Gleich darauf folgten Yerrininae und seine Drider, um die Reihe zu verstärken, als diese nun nach links schwenkte, um die vordere Ecke der Höhle zu sichern.
Diesen Platz nahmen nun Ravel und seine Zauberspinner ein. Berellip spuckte auf die Steine und rief ihre Priesterinnen zu mächtigeren Zaubern auf. Sie selbst begann ihr eigenes Werk der Zerstörung mit gezieltem unheiligen Licht, während Ravel und seine Zauberer ihre Positionen bezogen und ihr Energienetz erzeugten.
Damit begann ein Wettstreit zwischen der Priesterin und dem Zauberer. Wem würde im Kampf mit den Geistern die höchste Ehre gebühren?
»Verdammt soll er sein«, fluchte Berellip, als Tiago exakt im richtigen Moment zum Rückzug ansetzte und Drow-Reiter und Drider einmütig zur gegenüberliegenden Flanke zurückkehrten, knapp bevor das wirbelnde Lichtnetz über sie hinwegziehen konnte.
Anders als die Orks in der Höhle ergriffen die Zwergengeister nicht die Flucht, so dass viele von ihnen unter das Netz gerieten. Die funkelnden Fäden knisterten, als sie auf die Geister einschlugen.
Berellip und viele andere Drow wandten ihre empfindlichen Augen von der grellweißen Energie ab.
Als schließlich alles vorüber war, hatte die Anzahl der Geister stark abgenommen. Die wenigen, die noch verblieben waren, schwebten laut klagend in engere Gänge davon.
»Sichert die Höhle!«, erhob sich Jearths Stimme über den Lärm. »Es lebe Ravel!«
Als sich lauter Jubel erhob, schäumte Berellip.
Tiago Baenres Auftauchen an ihrer Seite besänftigte sie nicht.
»Ihr habt Partei ergriffen«, warnte Berellip. »Und die falsche Wahl getroffen.«
»Keineswegs«, erwiderte Tiago gelassen. »Das war ein koordiniertes Vorgehen, in dem Ihr und Eure Priesterinnen eine wichtige Rolle gespielt habt. Offenbar habe ich mich geirrt, und Priesterinnen sind doch zu etwas nutze. Außer im Bett natürlich.«
»Blasphemie!«, flüsterte Saribel, und Berellip starrte den unverschämten jungen Mann fassungslos an.
»Das war eine ziemliche Tracht Prügel, die Ihr Eurem Bruder für einen so harmlosen, ja durchaus wertvollen Schnitzer verpasst habt«, sagte der selbstbewusste junge Baenre, der für so viele Überraschungen gut war.
»Gestatten Euch die Baenre-Schwestern einen solchen Ton?«, fragte Berellip.
»Natürlich nicht!«, antwortete Tiago lachend.
»Ihr wagt es?«, zischte Saribel.
»Meine liebe Berellip«,
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