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Charons Klaue

Charons Klaue

Titel: Charons Klaue Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. A. Salvatore
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sagte Tiago, der von Saribel nur mit einem lüsternen Augenzwinkern Notiz nahm, »Ihr seid eine Priesterin der Lolth.« Er verneigte sich nur andeutungsweise, denn auf seiner Echse war etwas anderes schlecht möglich. »Und ich bin ein Sohn des Hauses Baenre.«
    »Ihr seid ein Mann«, sagte Berellip, als wäre allein dies Schande genug.
    Aber Tiago setzte sich nur aufrecht hin und lachte ihr ins Gesicht. »Ich verstehe.« Er nickte. »Dem Brauch nach steht Ihr über mir, und Ihr glaubt, das sei tatsächlich der Fall. Aber überlegt einmal, auf wessen Seite sich Oberinmutter Quenthel stellen würde, wenn wir uneins sind. Eure Empörung speist sich aus der Tradition, aber was ist mit den Tatsachen?«
    »Haus Baenre ist fern von hier«, warnte Berellip.
    »Glaubt Ihr wirklich, dass ich zufällig zu Eurer Begleitung ausgewählt wurde?«
    Das gab Berellip etwas zum Nachdenken.
    »Ausgewählt«, betonte Tiago noch einmal. »Haus Baenre weiß genau Bescheid, über jede Bewegung und jedes Ziel. Wisset, dass ich allein darüber entscheide, ob Haus Baenre Xorlarrin den Raum für die gewünschte Stadtgründung zugesteht. Ich allein. Ein böses Wort von mir, und Haus Xorlarrin verliert all seinen Status – abgesehen vielleicht von ein paar Zauberspinnern, deren Macht Oberinmutter Quenthel in letzter Zeit beeindruckt hat. Da Gromph sein Studierzimmer in Sorcere kaum noch verlässt und für die Anliegen von Haus Baenre wenig Sinn hat, tut sich aus Quenthels Sicht eine wachsende Lücke in Haus Baenre auf. Ein paar Zauberwirker von Xorlarrin kämen ihr daher gerade recht.«
    »Dann dürfte auch sie Gehorsam wünschen!«, stellte Berellip fest. Ihr verzweifelter Unterton verriet jedoch, dass sie in diesem Gespräch die Unterlegene war.
    Tiago hatte leicht die Oberhand gewonnen und würde keinen Schritt zurückweichen. »Sie wird wünschen, was ich ihr als erstrebenswert darstelle«, erwiderte der kühne junge Krieger. »Und damit Ihr Euch keine falschen Hoffnungen macht: Wenn ich hier draußen, fern von Menzoberranzan, falle, wird Oberinmutter Quenthel Zeerith Xorlarrin persönlich dafür zur Verantwortung ziehen. Und natürlich deren Töchter.«
    Berellip starrte ihn durchdringend an. Sie würde sich keine Blöße erlauben.
    »Ihr würdet Xorlarrin um all seinen Status bringen«, wiederholte Tiago leise. Er lächelte, und seine nächsten Worte nahm nur Berellip wahr: Ich freue mich schon auf unsere nächste Vereinigung. Dann ritt er davon, als wäre nichts geschehen.
    Unweit dieser Begegnung lehnte Brack’thal Xorlarrin an der Wand des Gangs, tastete feinfühlig das Gestein ab und durchdrang es mit seinen Gedanken. Hier hatte Ravel das Prickeln der Elementarenergie gespürt, doch diese Empfindung verblasste vor dem, was Brack’thal von derartiger Magie verstand. Einst war er einer der stärksten Beschwörer von Menzoberranzan gewesen, ein Drow, der auf die Elementarebene zugreifen konnte, wie es schien, um Feuer und Blitz und andere urtümliche Energien daraus hervorzuholen. Früher einmal hatte er eine ganze Kompanie Erdelementare befehligt, nur um die Meister von Sorcere zu beeindrucken.
    Jetzt fühlte er es, das feurige Ungetüm, den Gott der Zerstörung. Deshalb hatte Oberin Zeerith ihn der verhassten Expedition seines Bruders zugeschlagen, und jetzt plötzlich fühlte er diese Macht und war derart klar bei Verstand, wie es nur durch eine so enge Verbindung zu einer urtümlichen Macht zustande kommen konnte. Brack’thal unterdrückte seine Flüche und dankte Zeerith sogar, dass sie ihm diese Reise gestattet hatte.
    Den Kampf, der sich vor ihnen abspielte, beachtete er nicht weiter. Seine Schwestern würden natürlich gewinnen, und von diesem Gestein, von den tiefen Regungen, dem Vibrieren des Urelementars des Feuers konnte er sich ebenso wenig abwenden wie von einer Begegnung mit der Herrin Lolth höchstpersönlich.
    Denn das Versprechen war dasselbe.
    Dieses Gefühl verhieß Macht.
    Es verhieß eine magische Kraft, wie er sie vor so vielen Jahren gekannt hatte.

6
    Ein Zweckbündnis
    Dahlia kämpfte gegen das zähe Gewebe an, denn sie wollte den Kopf drehen, um den Tod ihres Widersachers nicht zu versäumen. So war sie sehr zufrieden, als Entreris Schwert dem Schatten den Schädel spaltete.
    Als sie noch etwas zappelte, konnte sie den Kopf fast vollständig befreien, auch wenn der Rest ihres Körpers fest verschnürt blieb. Sie sah sich um und stellte fest, dass sie allein war – mit diesem Entreri, Alegnis bestem

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