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Charons Klaue

Charons Klaue

Titel: Charons Klaue Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. A. Salvatore
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nicht.
    Effron schob sich auf die Balkontür zu. Alegni brachte ihn mit einem Blick zum Stehen, der ihn vor Schreck erstarren ließ.
    Aber Alegnis Miene war überraschend mitfühlend. Er sah Effron an, nickte langsam und sagte: »Wir kriegen sie.«
    Nach ihrem Wortwechsel mit Jelvus Grinch war Arunika nicht in der Stimmung, den sauertöpfischen Bruder Anthus zu empfangen, der am späten Abend an die Tür ihres Häuschens im Süden der Stadt klopfte.
    »Arunika!«, rief er laut und hämmerte gegen die Tür.
    Arunika öffnete so abrupt, dass sein Arm noch in der Luft hing. »Arun …«, stammelte er, ehe er verstummte.
    »Schrei unser Verhältnis doch um diese späte Stunde in die Welt hinaus«, erwiderte die Frau voller Sarkasmus. Sie packte Anthus am Handgelenk und zerrte ihn mit sich. »Rein mit dir«, befahl sie und schlug die Tür hinter ihm zu.
    »Du hast gesagt, er würde aus Nesseril keine Hilfe mehr erhalten!«, schimpfte der Mönch und zeigte mit dem Finger auf ihr Gesicht.
    Die müde, erboste Teufelin musste sich stark beherrschen, um ihm den Finger nicht abzubeißen.
    »Ich hielt es für unwahrscheinlich.«
    »Du hast dich geirrt!«
    Arunika zuckte mit den Schultern und hob beide Hände, als spielte das keine große Rolle. »Und wenn ich Erzgo Alegnis Verstärkung vorhergesehen hätte – hätten wir etwas daran ändern können?«, fragte sie. »Was hättest du getan? Was hätte ich tun sollen, um Alegni davon abzuhalten?«
    »Wir hätten früher zum Botschafter gehen können«, schäumte Anthus. »Wir hätten das Hoheitsgebiet überzeugen könn…«
    »Unsinn!«, unterbrach ihn Arunika. Sie war mit ihrer Geduld am Ende.
    »Nein!« Anthus flog nach hinten, denn sie hatte ihm einen Stoß gegen die Brust verpasst. Er prallte unsanft an die Wand, und ohne diesen Halt wäre er wohl zu Boden gegangen.
    Keuchend starrte er Arunika an, die für ihn bisher eine normale Menschenfrau gewesen war. Wagemutig mit ihrer heimlichen Spionage und natürlich ausgesprochen anziehend, aber eben doch eine Menschenfrau.
    Jetzt kamen ihm Zweifel, erkannte Arunika. Sie hatte fest zugeschlagen, stärker, als eine Menschenfrau ihrer Statur es vermocht hätte.
    Hatte sie ihre wahre Identität preisgegeben?
    Einen Moment lang dachte sie, es wäre das Klügste, dem Einfaltspinsel einfach den Hals zu brechen.
    Aber nur einen Moment lang. Bruder Anthus mochte ein Esel sein, aber letztlich war er ihr Esel. Seine Kontakte zu dem Botschafter der Abolethen hatten es ihr erspart, persönlich mit diesen Kreaturen aus der anderen Welt zu verhandeln. Zudem konnte sie ihn leicht manipulieren und steuern. Das war durchaus wertvoll.
    »Wir hätten nichts tun können, auch wenn wir geahnt hätten, dass Nesseril Erzgo Alegnis Truppen verstärken würde«, sagte sie ruhiger. »Nachdem Tay auf dem Rückzug und das Hoheitsgebiet ganz verschwunden ist, haben wir gegen die Nesserer kaum noch etwas in der Hand.«
    »Was sollen wir jetzt tun?«, fragte Anthus oder versuchte es zumindest, denn er musste mehrfach neu ansetzen, bis er endlich wieder Luft bekam. Er richtete sich auf und ordnete seine Kutte. »Müssen wir diese Herrschaft der Nesserer kampflos hinnehmen?«
    »Wenn sie ihre Grenzen überschreiten, werden sie Tiefwasser auf sich aufmerksam machen«, sagte Arunika, die wusste, wie wenig überzeugend das klang. »Allerdings gibt es noch andere Möglichkeiten«, fügte sie rasch hinzu, als Bruder Anthus wie erwartet Einspruch erheben wollte.
    Sein Blick enthielt Hoffnung und Skepsis gleichermaßen.
    »Vorläufig müssen wir einfach beobachten«, wies Arunika ihn an. »Die Verteidigung von Alegni wird Schwachstellen aufweisen – schließlich gibt es immer welche. Finde diese Lücken, seine Schwächen. Wenn dann seine Feinde auftauchen – wer auch immer –, werden wir, du und ich, bereitstehen, damit sie seine Schwächen nutzen können.«
    »Was für Feinde?«, wollte Anthus wissen.
    »Das müssen wir ebenfalls noch herausfinden«, sagte Arunika geheimnisvoll, weil sie nicht alle ihre Trümpfe preisgeben wollte. Schließlich wäre es durchaus denkbar, dass dieser Schwächling in einem Verhör von Alegni alles verraten würde. Und angesichts seines Geschreis an ihrer Tür und seiner Aufregung hielt Arunika es nicht für unwahrscheinlich, dass der Trottel unerwünschte Blicke auf sich ziehen würde.
    Wie zum Beweis begann Anthus jetzt wieder, wütend mit ihr zu streiten, und kam sogar einen Schritt auf sie zu. Das konnte Arunika nicht länger dulden.

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