Charons Klaue
erfolgreichen Flucht zurückgekehrt wärst, um eine Karte anzufertigen«, fuhr Dahlia fort.
Entreri starrte sie durchdringend an. »Ich hatte nicht vor, auf diesem Weg jemals zurückzukehren.«
Dahlia fegte seinen Einwand beiseite. »Du enttäuschst mich«, sagte sie. »Ein wahrer Krieger ist auf alles gefasst.«
Drizzt musterte Entreri eindringlich, denn er erwartete, dass dieser explodieren und Dahlia in mörderischer Wut attackieren würde. Aber der Mann starrte sie nur an und wandte sich dann wieder Drizzt und den Tunneln zu. »Links, würde ich sagen«, erklärte er. »Der Fluss ist links von uns, und ich bin am Flussufer in die Kanäle gestiegen. Dort kommt das fließende Wasser her, das die Rohre durchspült, deshalb …«
»Durchspült?« Dahlia stocherte mit dem halben Stab in einem dicken Haufen aus Schlamm und Fäkalien herum. Ihr Gesicht war voller Abscheu.
Der Haufen bewegte sich, und plötzlich war eine dicke, schwarze Schlange zu erkennen. Sie war zusammengerollt, musste aber so lang sein wie Dahlia selbst. Jetzt schnellte sie hoch, spannte dabei den ganzen Körper und flog auf die Elfe zu.
Dahlia schrak zurück und versuchte, nach hinten auszuweichen, als die Schlangenzähne auf ihr Gesicht zuschossen.
Vor ihr sauste eine helle Linie nach unten, schlimmer jedoch war, dass sie nun vom Körpergewicht der Schlange getroffen wurde. Schreiend schlug sie um sich! Ihre ganze Disziplin als Kriegerin war verschwunden, als sie rein instinktiv versuchte, das grässliche Ding abzuschütteln. Selbst nachdem die Schlange von ihr abgefallen war, brauchte die Frau noch ein paar Herzschläge, bis sie alles begriffen hatte. Sie war nicht gebissen worden, und das Licht war Drizzts niedersausender Krummsäbel gewesen. Sie hatte es nur noch mit dem kopflosen Leib der Schlange zu tun gehabt, der weitergeflogen war und sich in Todeszuckungen gewunden hatte.
Drizzt griff nach Dahlia und hielt ihre Arme fest, um sie zu beruhigen, während Entreri herantrat.
»Hat sie mich gebissen? Bin ich vergiftet?«, fragte sie immer wieder.
»Vielleicht – und: nein«, antwortete Entreri. Beide sahen ihn an, und Dahlia verzog angewidert das Gesicht. Er hielt den abgetrennten Schlangenkopf hoch, der auf dem Ende seines Schwerts steckte. »Das war eine Würgeschlange, keine Giftschlange«, sagte er. »Ihr Biss hätte dich nicht umgebracht, aber sie hätte sich um dich gewickelt und dir die Luft aus dem Körper gepresst, während sie versucht hätte, dich vom Kopf her zu verschlingen.«
Jetzt war Drizzt derjenige, der Entreri erbost ansah. »Sie war nicht giftig«, sagte er ruhig. »Und unabhängig davon hat sie dich auch nicht gebissen.«
Das schien Dahlia neuen Mut einzuflößen. Sie trat den dicken, kräftigen Schlangenleib noch ein Stück weg, wo er krampfhaft erneut loszuckte. Erschrocken sprang Dahlia zur Seite.
»Du magst wirklich keine Schlangen«, stellte Entreri fest, schleuderte den Kopf weit weg und ging an Drizzt und Dahlia vorbei. »Na, dann kommt. Je eher wir diese stinkenden Gossen verlassen, desto besser.«
Dagegen hatten weder Dahlia noch Drizzt etwas einzuwenden und folgten ihm rasch. Drizzt übernahm wieder die Führung, doch dieses Mal blieb Dahlia unmittelbar neben ihm.
Entreri reichte ihr die andere Hälfte von Kozahs Nadel. Dahlia sah ihn zweifelnd an, ohne zuzugreifen.
»Wenn es so funktioniert, wie wir gehofft hatten, habe ich die ganze Zeit keinen Kontakt zu Charons Klaue gespürt«, erklärte er. »Falls das Schwert mich doch gesucht und gefunden hat, hat deine Waffe nichts davon bemerkt. In jedem Fall ist es besser für dich, wenn du ab jetzt bewaffnet bist.«
»Was weißt du?«, fragte Dahlia.
»Das da«, antwortete Drizzt und schob sein Schwert nach vorn. Im Licht vor ihnen wanden sich weitere Schlangen. Einige glitten ins Wasser, andere krochen übereinander, und alle blickten zu ihnen zurück.
»Lasst uns von hier verschwinden«, sagte Dahlia.
»Das versuchen wir gerade«, erinnerte sie Entreri.
»Rückzug, meine ich«, beharrte Dahlia. Sie verband die Enden von Kozahs Nadel wieder zu voller Länge. Das war in einem engen Tunnel zwar wenig hilfreich, aber als Dahlia den Stab schräg nach vorn ins Wasser stieß, verstand Drizzt, dass sie die glatten Kreaturen damit möglichst fern- halten wollte.
»Sie sind ungiftig«, hielt Entreri dagegen. »Sie wissen, dass wir zu groß für sie sind, und sie können uns nichts tun. Wahrscheinlich fliehen sie vor uns.«
»Wie die erste?«, erwiderte
Weitere Kostenlose Bücher