Charons Klaue
sowohl bei dem freudigen Moment des Begreifens, dass sie ihr Ziel wirklich gefunden hatten, als auch während des wachsenden Wissens, dass sie sich vor den störrischen Zwergengeistern, welche die alte Zwergenheimat hüteten, durchaus schützen konnten. Doch ohne die eigentliche Beute hätte all dies nicht wirklich gezählt.
Sie hatten die Schmiede.
Ravel musste seine Begeisterung bezähmen, als er nun genau diesen Bereich betrat, die alte Schmiede von Gauntlgrym, wo sich die anderen versammelt hatten. Nacheinander blickte er ihnen in die Augen, zuerst Berellip, die mit starrem Gesicht dasaß, dann Saribel, deren Unbehagen nicht zu übersehen war. Saribel begriff die Schicksalhaftigkeit dieses Tages und dass ihr Sieg ganz offensichtlich vor allem Ravel zu verdanken war.
Die arme Priesterin schien nicht zu wissen, wie sie darauf reagieren sollte, und war einfach nicht so erfahren wie Berellip, die alles unter einer Maske des Zorns verbarg.
Saribels Zaudern machte Ravel kühner, und er warf Tiago einen Blick zu, der neben Jearth saß. Das waren seine Verbündeten. Tiago nickte ihm sogar lächelnd zu.
Schon die Unsicherheit seiner Schwestern spornte ihn an, doch der Gruß von Haus Baenre richtete ihn noch mehr auf.
Hinter den zwei Waffenmeistern hockte der Drider Yerrininae auf seinen acht krummen Beinen, und auch er schien sich zu freuen – immerhin winkte ihm die Aussicht auf ein würdiges Leben.
Sie hatten die Schmiede.
Langsam trat Ravel vor die Gruppe, der auch die anderen Zauberer seines Hauses und ein paar bedeutendere Truppführer angehörten, und ging zur eigentlichen Schmiede, einem großen Ziegelofen, höher als Ravel. Auf den ersten Blick sah der Ofen ganz normal aus, doch man hatte ihm etwas anderes erzählt, und als der Drow den Ofen jetzt genauer untersuchte, verstand er den Unterschied.
Man konnte kein Brennmaterial einfüllen.
Hinter dem Ofen ragte eine Art Schornstein auf. Er war aus dicken Ziegeln gemauert und so verblüffend gut vermörtelt, dass die Jahrhunderte offenbar spurlos daran vorübergegangen waren. Nach einem flüchtigen Blick auf die Tabletts zum Bestücken und Abkühlen fühlte Ravel sich zu diesem Schornstein hingezogen. Er ließ seine Hände über die Steine gleiten und prüfte deren Beschaffenheit.
Dann sah er sich in der großen Höhle um, in der eine ganze Reihe ähnlicher Schmiedeöfen mit ähnlichen Schornsteinen standen.
»Seit Jahrtausenden unbeschadet«, sagte er, als er sich schließlich wieder der Gruppe zuwandte.
»Ein paar kleinere Reparaturen sind wohl nötig«, erwiderte Yerrininae. »Aber ansonsten richtig.«
»Wo ist Brack’thal?«, warf die stolze Berellip mit gewohnt scharfer Stimme ein.
Ravel lächelte wie eine Tentakelkatze, die sich ihrer Beute nähert, und ging auf die Gruppe zu, wo er seine Mitzauberer ansah.
»Habt ihr herausgefunden, wie es geht?«, fragte er.
»Wir kennen die Quelle …«, begann einer, dem Berellip jedoch das Wort abschnitt.
»Wo ist Brack’thal?«, wollte sie wissen.
»Er arbeitet«, erwiderte Ravel knapp.
»Er sollte bei uns sein.«
»Die äußeren Höhlen müssen sicher sein, bevor wir hier ernsthaft zu arbeiten beginnen«, sagte Ravel. »Das ist eine wichtige Aufgabe.«
»Das ist eine Aufgabe für den da«, erwiderte Berellip und zeigte auf Jearth. »Und seinen Baenre-Freund. Und die Drider. Warum sind die überhaupt hier?«
Die nervösen Aussagen der Priesterin brachten Tiago zum Lachen, und Ravel begriff, dass dieses Lachen ihm zuliebe erscholl. Ja, der Sohn von Xorlarrin hatte in Tiago einen mächtigen Verbündeten, der Berellips einschüchterndem Blick nicht weichen würde.
»Ich bin ein Xorlarrin, meine liebe Schwester«, antwortete Ravel. Er sah zu Jearth und verbeugte sich mit einer gespielten Entschuldigung, während er fortfuhr: »Eine so wichtige Aufgabe würde ich keinem gemeinen Krieger anvertrauen.«
Einen Augenblick glaubte er, Berellip würde ihre Lippen verschlucken, so starr verzog sie das Gesicht.
»Und ich möchte auch Euch und Eure Priesterinnen nicht damit behelligen, da Euch die weitaus wichtigere Aufgabe zukommt festzustellen, ob dieser Ort, diese Stadt der Xorlarrin, der Göttin gefällt, die wir alle verehren«, fügte er hinzu und sah dabei eher Tiago an, der ihm anerkennend zunickte.
Vorläufig hatte Ravel seine Schwester entwaffnet.
»Wir haben viel zu tun«, meldete sich Jearth zu Wort. »Meine Kundschafter haben mir mitgeteilt, dass es sich um ein riesiges Gelände handelt, auch
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