Charons Klaue
waren Freudentränen!
»Wie konnte ich an dir zweifeln!«, stotterte der Mönch.
Arunika schenkte ihm ein süßes Lächeln. Dann streckte sie ihn mit einem Kinnhaken nieder. »Mach das nie wieder!«, warnte sie.
»Immer langsam, gute Frau. Haben wir nicht schon genug Feinde?« Hinter ihr erklang die Stimme von Jelvus Grinch. Im Gegensatz zu Anthus hatte dieser sich tatsächlich am Kampf beteiligt, und zwar nicht wenig, wenn man nach dem vielen Blut ging, das an ihm klebte. »Niewinter ist frei«, sagte er. »Und das verdanken wir dir.«
»Nein, keineswegs«, erwiderte Arunika, die nicht den Wunsch hatte, als diejenige zu gelten, die diese Revolte in Gang gesetzt oder bei Alegnis Niederlage eine wichtige Rolle gespielt hatte. Schließlich könnten die Nesserer mit Verstärkung zurückkehren!
Sie schaute zur Brücke und machte Jelvus Grinch so auf Alegnis besten Krieger aufmerksam, der dort den Drow-Waldläufer erwartete, der mit Alegnis mächtigem Schwert auf ihn zukam. Unter ihren Augen flog eine Riesenkrähe heran, die sich in Dahlia zurückverwandelte.
»Das verdanken wir ihnen«, stellte Arunika klar.
In der rechten Hand hielt Drizzt das Schwert mit der roten Klinge an einem Ende seines prachtvollen Handschutzes, dessen Metall er dick bandagiert hatte. In der anderen hielt der Drow die Onyxstatue von seinem Panther. Er rief immer noch nach Guenhwyvar, als Entreri ihm entgegenritt.
Doch der Ruf nach Guenhwyvar war sinnlos, das wusste Drizzt, denn er spürte, dass er den Panther über die Figur nicht mehr erreichen konnte.
Dahlia landete neben ihnen und nahm wieder Elfengestalt an. Auch sie war nicht glücklich. Nach dem Grund brauchte Drizzt nicht zu fragen. Es lag auf der Hand, dass sie nicht Erzgo Alegnis Tod gesehen hatte. Schlimmer noch, überlegte der Drow. Womöglich war Erzgo Alegni bei seiner Dematerialisierung ihrem Angriff entkommen. Dieser Gedanke war bereits für ihn beunruhigend, doch was mochte er für Dahlia bedeuten, deren Hass auf Alegni über alles hinausging, was Drizzt je erlebt hatte?
»Du hättest das Ding im Fluss lassen sollen«, sagte Entreri kopfschüttelnd. Er war sichtlich eingeschüchtert.
»Damit ein Bürger von Niewinter es aufsammelt?«, fragte Drizzt.
»Das Schwert wäre nichts für ihn.«
»Das Schwert würde ihn vernichten«, sagte Drizzt. »Oder versklaven …« Er warf Entreri einen strengen Blick zu, in dem er all seine Enttäuschung preisgab. »Du würdest also einen Nichtsahnenden opfern?«
»Ich würde mich dem verdammten Ding auf jede erdenkliche Art entziehen.«
»Es würde dich nie gehen lassen«, hielt Drizzt dagegen. »Wen auch immer Klaue sich unterwirft, es würde nach dir suchen und dich wieder in seine Gewalt zwingen.«
»Dann soll ich also zugreifen und damit kämpfen?«
Drizzt sah ihn an. Instinktiv zog er das Schwert ein Stück zurück. Er wusste ein wenig über intelligente Waffen, die große Macht und ebenso großen Stolz besaßen, und ihm war klar, dass Entreri Charons Klaue nach jahrzehntelanger Versklavung nicht einmal annähernd kontrollieren könnte, ob er das Schwert führte oder nicht.
Und Entreri wusste das ebenfalls, wie Drizzt begriff, als der Mann über seine eigene absurde Frage lachte.
»Dann vernichte es«, schlug Dahlia vor.
»Dann werde ich zu Staub«, sagte Entreri mit Nachdruck. Er lachte noch einmal, doch es klang traurig und resigniert. »Was ich seit fünfzig Jahren sein sollte.«
Das erschreckte Dahlia, und diese Reaktion traf Drizzt tiefer als erwartet.
»Zerstört ihr es«, willigte Entreri ein. »Ihr könntet mir keinen größeren Gefallen tun, als mich von der Bindung an Charons Klaue zu erlösen.«
»Es muss einen anderen Weg geben«, sagte Dahlia erschüttert.
»Zerstört es«, wiederholte Entreri.
»Sofern wir dazu in der Lage sind«, gab Drizzt zu bedenken. Mächtige Gegenstände wurde man nicht so leicht los.
Doch noch während er das sagte, wusste Drizzt die Antwort. Er sah Dahlia an und erkannte, dass sie ebenfalls verstanden hatte.
Denn wie Drizzt hatte sie eine Naturgewalt erlebt, deren Macht weit über die von Charons Klaue hinausging, ältere und ursprünglichere Magie als alle Zauber, mit denen dieses herrliche, böse Schwert belegt war.
Teil 2
Geteiltes Leid
Meine Gedanken entschlüpfen mir wie miteinander verwobene, sich windende Schlangen, immer einen Schritt voraus, schlagen Haken, entwischen, sind nicht zu greifen.
Tauchen in dunkles Wasser ab, wo ich ihnen nicht folgen kann.
Es ist eine
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