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Chasm City

Chasm City

Titel: Chasm City Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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irgendwo im Baldachin. Der Fußboden fiel in mehreren horizontalen Stufen zum unteren Ende des Raumes hin ab, das schätzungsweise fünfzehn Meter entfernt und zwei bis drei Meter tiefer lag. Diese Stufen schienen nachträglich eingezogen worden zu sein, so als wäre das Gefälle nicht von vornherein geplant gewesen.
    Natürlich war ich nicht allein.
    Der Mann mit dem eckigen Kinn und dem Monokel stand neben mir. Mit einer Hand strich er sich über den Unterkiefer, wie um sich dessen kantige Grobheit immer wieder in Erinnerung zu rufen. In der anderen hielt er den nassen Waschlappen, mit dem er mich so sanft ins Bewusstsein zurückgeholt hatte.
    »Allen Respekt«, sagte der Mann. »Ich hatte den Betäubungsstrahl falsch eingestellt. So mancher hätte diese Dosis nicht überlebt, und ich hatte auch damit gerechnet, dass Sie noch ein paar Stunden weiterträumen würden.« Er legte mir die Hand auf die Schulter. »Aber ich glaube, mit Ihnen ist so weit alles klar. Sie sind ein ziemlich harter Bursche. Ich möchte mich in aller Form entschuldigen – ich versichere Ihnen, es wird nicht wieder vorkommen.«
    »Das wird auch gut sein«, sagte die Frau, die soeben in mein Blickfeld getreten war. Ich erkannte sie natürlich wieder – ebenso wie ihren Begleiter, der zu meiner Rechten in Sicht kam und sich eine Zigarette zwischen die Lippen steckte. »Du wirst in letzter Zeit sträflich leichtsinnig, Waverly. Der Mann muss gedacht haben, du wolltest ihn töten.«
    »Wollten Sie das denn nicht?«, fragte ich. Es klang lange nicht so verwaschen, wie ich gedacht hatte.
    Waverly schüttelte ernst den Kopf. »Keineswegs. Ich habe mir sogar alle Mühe gegeben, Ihnen das Leben zu retten, Mister Mirabel.«
    »Dafür haben Sie aber eine ziemlich sonderbare Methode.«
    »Ich musste schnell handeln. Sie standen kurz davor, von einer Horde von Schweinen überfallen zu werden. Kennen Sie die Schweine, Mister Mirabel? Nein? Seien Sie froh. Es handelt sich um eine der weniger appetitlichen Einwanderergruppen, mit denen wir uns seit dem Zusammenbruch des Glitzerbandes herumschlagen müssen. Sie hatten einen Stolperdraht über die Fahrbahn gelegt, der mit einer Armbrust verbunden war. Normalerweise lauern sie den Passanten erst später am Abend auf, aber heute waren sie wohl besonders hungrig.«
    »Womit haben Sie auf mich geschossen?«
    »Wie gesagt, mit einem Betäubungsstrahl. Eigentlich eine recht humane Waffe. Der Laserstrahl ist nur der Vorreiter – er legt eine ionisierte Bahn durch die Luft, über die dann ein lähmender Stromstoß geschickt wird.«
    »Der allerdings nicht schmerzlos ist.«
    »Ich weiß, ich weiß.« Er hob abwehrend die Hände. »Ich bin selbst ein paar Mal getroffen worden. Ich hatte die Dosis leider für ein Schwein bemessen und nicht für einen Menschen. Aber vielleicht war das ganz gut so. Ich fürchte, Sie hätten hoch Widerstand geleistet, wenn ich Sie nicht so gründlich außer Gefecht gesetzt hätte.«
    »Warum haben Sie mich überhaupt gerettet?«
    Er sah mich ratlos an. »Ich fand, das gehört sich einfach so.«
    Jetzt ergriff die Frau das Wort. »Ich hatte Sie zunächst falsch eingeschätzt, Mister Mirabel. Sie hatten mich nervös gemacht, und ich konnte Ihnen nicht völlig vertrauen.«
    »Ich wollte doch nur einen Rat von Ihnen.«
    »Ich weiß – die Schuld liegt ganz bei mir. Aber wir sind zurzeit alle schrecklich nervös. Als wir gegangen waren, tat es
    mir Leid, und ich bat Waverly, ein Auge auf Sie zu haben. Und das hat er getan.«
    »Ein Auge, Sybilline«, sagte Waverly.
    »Und wo bin ich hier?«, fragte ich.
    »Zeig es ihm, Waverly. Er möchte sich jetzt sicher gern die Beine vertreten.«
    Ich hatte halb und halb damit gerechnet, an den Stuhl gefesselt zu sein, aber ich konnte mich frei bewegen. Waverly reichte mir seinen Arm, und ich probierte aus, ob meine Beine mich tragen wollten. Der Muskel, den der Strahl getroffen hatte, fühlte sich immer noch an wie Pudding, aber ich konnte einigermaßen stehen. Ich ging an der Frau vorbei die horizontalen Stufen hinunter, bis ich den tiefsten Teil des Raums erreichte. Dort führte eine Doppeltür in die Nacht hinaus. Waverly half mir auf einen abschüssigen Balkon mit einem Metallgeländer hinaus. Warme Luft schlug mir entgegen.
    Ich sah mich um. Der Balkon lief um das ganze Gebäude herum, in dem ich aufgewacht war, und zog sich an beiden Enden daran nach oben. Doch das Gebäude war kein richtiges Gebäude.
    Es war die Gondel eines Luftschiffs, das an

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