Chasm City
hatten wir in Kühlsärgen im letzten Fahrzeug verstaut. Bisher hatten wir die Hartschalensärge als Vorratsbehälter benutzt. Natürlich hatte unser Jagdausflug viel von seiner Ferienstimmung eingebüßt. Ich hatte davon, ganz im Gegensatz zu Cahuella, ohnehin nie viel gespürt. Nun sah ich, wie sich seine Nackenmuskeln verkrampften, während er angestrengt die Piste entlang spähte. Reivich war uns einen Schritt voraus gewesen.
Später, als wir anhielten, um eine Turbine zu reparieren, sagte er: »Tut mir Leid, dass ich Ihnen Vorwürfe gemacht habe, Tanner.«
»Ich hätte nicht anders reagiert.«
»Aber darum geht es doch nicht, oder? Sie sind für mich wie ein Bruder. Ich habe Ihnen vertraut und tue es noch immer. Sie haben uns alle gerettet, als Sie Rodriguez töteten.«
Etwas Grünes mit ledrigen Schwingen flatterte über die Straße. »Ich möchte diesen Betrüger nicht mit Rodriguez gleichsetzen. Rodriguez war ein guter Mann.«
»Natürlich… das war nur verbale Stenographie. Sie… hm… glauben doch nicht, dass es noch mehr von der Sorte geben könnte, wie?«
Ich hatte mir darüber einige Gedanken gemacht. »Wir können es nicht ausschließen, aber ich halte es nicht für sehr wahrscheinlich. Rodriguez war von einer Reise zurückgekehrt, während von den anderen Expeditionsteilnehmern keiner das Reptilienhaus in den letzten Wochen verlassen hatte – abgesehen von Ihnen und mir natürlich, als wir Orcagna besuchten. Aber uns beide können wir wohl von der Liste der Verdächtigen streichen. Vicuna wäre eine Möglichkeit gewesen, aber er hat sich selbst überzeugend rehabilitiert.«
»Schön. Noch etwas.« Er hielt inne und warf einen wachsamen Blick auf seine Männer, die nicht allzu professionell unter einer Motorhaube herumhämmerten. »Halten Sie es für möglich, dass es Reivich selbst gewesen sein könnte?«
»In Gestalt von Rodriguez?«
Cahuella nickte. »Er hat gesagt, er will mich eigenhändig erledigen.«
»Schon… aber ich nehme an, er ist beim Haupttrupp geblieben. Das hatte uns auch Orcagna gesagt. Der Hochstapler könnte sogar geplant haben, den Kopf einzuziehen und seine Tarnung so lange aufrecht zu erhalten, bis der Rest des Trupps eintraf.«
»Trotzdem hätte er es sein können.«
»Ich glaube es nicht; sonst müssten die Ultras noch geschickter sein als wir dachten. Reivich und Rodriguez waren schon von der Größe her sehr unterschiedlich. Ich kann mir vorstellen, dass sie sein Gesicht verändert haben, aber wann hätten sie Zeit gefunden, auch Skelett und Muskulatur umzugestalten – und das in wenigen Tagen? Obendrein hätten sie sein Körpergefühl an die neuen Dimensionen anpassen müssen, damit er nicht ständig gegen irgendeine Decke stieß. Nein; der Killer muss ähnlich gebaut gewesen sein wie Rodriguez.«
»Aber könnte es nicht sein, dass er Reivich eine Warnung zukommen ließ?«
»Das wäre denkbar – aber wenn, dann richtet sich Reivich nicht danach. Die Waffensignaturen kommen nach wie vor mit normaler Geschwindigkeit auf uns zu.«
»Dann hat sich – im Grunde – nichts geändert?«
»Im Grunde nicht«, sagte ich, aber davon waren wir beide nicht so richtig überzeugt.
Wenig später hatten Cahuellas Männer die Turbine wieder zum Singen gebracht, und wir fuhren weiter. Ich hatte die Sicherheitsvorkehrungen für diese Expedition immer sehr ernst genommen, doch jetzt verdoppelte ich meine Anstrengungen und überdachte alle meine Strategien noch einmal. Niemand sollte unbewaffnet das Camp verlassen, und niemand sollte allein gehen – mit Ausnahme von Cahuella natürlich, der sich seine nächtlichen Streifzüge sicher nicht verbieten ließe.
Das Lager, das wir für die Nacht aufschlugen, sollte auch der Stützpunkt für den Hinterhalt sein, deshalb beschloss ich, noch mehr Sorgfalt als gewöhnlich auf die Wahl eines geeigneten Standorts für die aufblasbaren Zelte zu verwenden. Das Lager durfte kaum zu sehen sein, musste aber doch so nahe an der Piste liegen, dass wir Reivichs Trupp überfallen konnten, wenn er kam. Ich wollte auch nicht allzu weit von unseren Munitionsvorräten entfernt sein, und das hieß, die Zelte durften nicht tiefer als fünfzig bis sechzig Meter im Dschungel stehen. Vor Einbruch der Dunkelheit würden wir mit der Sense Schneisen in den Wald schlagen, um freies Schussfeld zu haben, und Rückzugswege anlegen, für den Fall, dass Reivichs Männer mit schwerem Gegenfeuer antworteten. Wenn dann noch Zeit blieb, sollten wir außerdem
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