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Chasm City

Chasm City

Titel: Chasm City Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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Kantenverschiebungen«, sagte der Meistermischer. »Aber nichts Wesentliches.«
    »Das heißt?«, fragte ich.
    »Das heißt, dass die Uhr noch nicht sehr lange läuft. Die beiden DNA-Stränge haben noch kaum angefangen, sich auseinander zu entwickeln.« Er kniff die Augen zusammen. »Daraus folgt, dass der Eingriff erst vor sehr kurzer Zeit vorgenommen worden sein kann; mit Sicherheit innerhalb des letzten Jahres, vielleicht erst vor wenigen Monaten.«
    »Inwiefern ist das ein Problem?«, fragte Zebra.
    »Deshalb.« Er strich über ein dichtes, lila unterlegtes Knäuel. »Das ist ein Transkriptionsfaktor, ein Protein, das die Expression eines bestimmten Gensatzes reguliert. Aber es ist kein normales menschliches Protein. Seine einzige Funktion – nur dazu wurde es entwickelt – ist die Unterdrückung der neuen Gene, die in Ihr Auge eingeschleust wurden. Es dürfte in großen Mengen erst auftreten, wenn die Mutationsuhr anspricht. Aber ich habe Unmengen davon gefunden.«
    »Könnten die Ultras Tanner betrogen haben?«
    Der Meistermischer schüttelte den Kopf. »Unwahrscheinlich. Das wäre nicht rentabel. Die genetischen Veränderungen wären trotzdem vorgenommen worden, man könnte also nichts einsparen, wenn man die Uhr zurückstellt. Ganz im Gegenteil, auf lange Sicht wäre es geschäftsschädigend, denn Tanner – falls Sie wirklich so heißen – hätte dann die Dienste einer anderen Gruppe in Anspruch genommen.«
    »Sie haben sicher eine Alternative?«
    »Das zwar schon, aber sie wird Ihnen nicht gefallen.« Abermals ein Grinsen, das man nur als schmierig bezeichnen konnte. »Die Mutationsuhr auf Null zurückzustellen, ohne alle möglichen Sekundärsicherungen gegen unbefugte Eingriffe auszulösen, fiele selbst einem Meistermischer schwer. Ich könnte es schaffen, aber es wäre eine gewaltige Herausforderung. Die entgegengesetzte Prozedur wäre dagegen sehr viel einfacher.«
    »Die entgegengesetzte Prozedur?« Ich beugte mich erwartungsvoll vor, denn mir schien, als stünde ich an der Schwelle einer großen Offenbarung. Kein angenehmes Gefühl.
    »Die Uhr vorzustellen, um die neuen Gene abzuschalten.«
    Damit gab er der Augapfelprojektion einen Stups mit dem Finger, sodass sie sich drehte wie ein schauriger Globus, und versank in nachdenklichem Schweigen. »Einfacher deshalb, weil es dagegen keine Sicherung gäbe. Keinem Ultra würde es jemals einfallen, Eingriffe dieser Art verhindern zu wollen, denn das wäre nur zum Schaden des Klienten. Damit will ich nicht sagen, es wäre ein Kinderspiel. Aber es wäre um eine ganze Größenordnung leichter, als die Uhr zurückzustellen. Selbst ein Blutverschneider brächte es fertig, vorausgesetzt, er hätte verstanden, worum es geht.«
    »Weiter.«
    Jetzt sprach er mit einem neuen Ernst, der eben noch nicht da gewesen war, als hätte er an sich selbst eine Mutation ausgelöst, um die Reaktion seines Kehlkopfes zu verstärken. »Jemand hat aus irgendeinem Grund Ihre Uhr vorgestellt, Tanner.«
    Zebra sah mich an.
    »Heißt das, Tanners Veränderungen bilden sich zurück?«, fragte sie. Ich erkannte, dass sie immer noch keine Ahnung hatte, von welcher Art diese Veränderungen waren.
    »So war es vermutlich gedacht«, sagte der Meistermischer. »Wer immer die Behandlung durchführte, verfügte durchaus über ein gewisses Können. Sobald die Uhr aufgezogen war, hätten die Zellen in Ihrem Auge mit der Erzeugung normaler menschlicher Proteine begonnen, und dann wäre die Zellteilung nach dem alten Plan weitergelaufen.« Er seufzte. »Doch der Genetiker war entweder schlampig oder in Eile, vielleicht auch beides. Er stellte nur einen Teil der Uhren um und auch die nicht vollständig. Jetzt tobt in ihrem Auge ein kleiner Krieg zwischen verschiedenen Komponenten der Genetikmaschinerie der Ultras. Wer immer die Uhr vorstellen wollte, glaubte die Maschine abzuschalten, hat aber tatsächlich nur einen Schraubenschlüssel ins Getriebe geworfen.« Jetzt klang Bedauern aus seiner Stimme. »Diese Eile. Es ist ein Jammer. Natürlich ist die Behandlung verdientermaßen gescheitert. Die Frage ist nur, warum der Betreffende überhaupt damit angefangen hat.« Er riss erwartungsvoll die Augen auf, und ich begriff, dass er die Antwort von mir erwartete.
    Doch die Freude konnte ich ihm nicht machen, so gern ich es auch getan hätte. Stattdessen sagte ich. »Ich möchte einen Scan. Einen Ganzkörperscan. Darauf sind Sie doch eingerichtet?«
    »Das kommt darauf an, was Sie damit vorhaben. Welche

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