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Chasm City

Chasm City

Titel: Chasm City Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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grauen Brille verborgen, aus der verschiedene zarte Sensorfäden sprießten. Sein Mantel hatte das gleiche Muster wie der von Vadim, nur war er kürzer, und die Flicken waren weniger rau und schillerten bunter.
    »Also, Freunde«, sagte Ratko endlich. »Was führt euch zu uns?«
    »Man könnte es eine Qualitätsinspektion nennen«, sagte ich.
    »Ich habe nicht gehört, dass sich jemand über die Qualität beschwert hätte.«
    »Dann hast du vielleicht nicht richtig aufgepasst«, sagte Zebra. »Das Zeug ist immer schwerer zu kriegen.«
    »Tatsächlich?«
    »Ja, tatsächlich«, sagte ich. »Das Feuer ist nicht nur knapp. Auch die Reinheit lässt zu wünschen übrig. Zebra und ich beliefern einen großen Kundenkreis bis hinauf in den Rostgürtel. Und wir kriegen jede Menge Beschwerden.« Ich sprach sachlich, mit drohendem Unterton. »Das könnte auf ein Problem irgendwo in der Verteilungskette zwischen hier und dem Gürtel hinweisen – die Kette hat viele schwache Glieder, und glaub mir, ich untersuche sie alle. Aber es könnte auch bedeuten, dass jemand am Ausgangsprodukt herumpfuscht. Es verschneidet, verwässert… nenn es, wie du willst. Deshalb haben wir Mister Quirrenbach gebeten, uns zu einem privaten Besuch hierher zu bringen. Wir müssen uns zunächst vergewissern, dass überhaupt noch hochwertiges Traumfeuer hergestellt wird. Wenn nicht, dann ist irgendwo gelogen worden, und dann bricht hier bald ein Sturm mit Stärke Zehn los, der noch mehr Scheiße in den Ventilator jagt. In beiden Fällen wird irgendjemand zittern müssen.«
    »He, hört mal zu«, sagte Ratko und hob beide Hände. »Jeder weiß, dass es an der Quelle gewisse Probleme gibt. Aber die Gründe kann euch nur Gideon selbst sagen.«
    Ich warf die Angel aus. »Nach allem, was man hört, ist er wohl am liebsten allein.«
    »Was bleibt ihm denn auch anderes übrig?«
    Ich lachte so überzeugend wie möglich, ohne eigentlich zu wissen, worüber. Aber der Mann mit der Brille war ganz offensichtlich der Meinung, er hätte einen Witz gemacht.
    »Das mag schon sein.« Wir hatten ein wenn auch noch recht schwankendes Fundament gegenseitigen Respekts geschaffen. Nun schlug ich einen anderen Ton an. »Meinetwegen können wir ruhig etwas freundschaftlicher miteinander umgehen. Und meine Zweifel bezüglich der Qualität des Produkts ließen sich mit einer kleinen – wie sagt man – Gratisprobe sicher auch beschwichtigen.«
    »Was ist denn jetzt los?« Ratko griff in seinen Mantel und reichte mir eine kleine dunkelrote Ampulle. »Hast dir wohl aus deiner eigenen Lieferung einen Schuss zu viel gesetzt?«
    Ich nahm die Ampulle. Zebra reichte mir ihre Hochzeitswaffe. Ich wusste, dass ich es tun musste; nur mit dem Feuer konnte ich die letzten Geheimnisse meiner Vergangenheit lüften.
    »Du weißt doch, wie das so geht«, sagte ich.
 
    Sky und Norquinco drangen weiter vor, behielten aber den Trägheitskompass stets im Auge. Der Schacht schlängelte sich in Windungen dahin und verzweigte sich immer wieder, aber das Display auf der Innenseite ihrer Helme vermerkte getreulich ihre Position relativ zum Shuttle und den Weg, den sie bisher genommen hatten. Auf diese Weise konnten sie sich eigentlich nicht verirren, auch wenn sie auf dem Rückweg auf Hindernisse stoßen sollten. Bisher hatten sie mehr oder minder auf die Schiffsmitte zugehalten, und jetzt führte der Tunnel nach vorne weiter, ungefähr in Richtung auf die Kommandosphäre. Nach etwa fünf Minuten erschütterte eine weitere Schwingung den Rumpf, als hätte jemand mit einem Hammer dagegen geschlagen. Diesmal schien das Echo ein wenig stärker zu sein.
    »Das genügt«, erklärte Norquinco. »Wir kehren um.«
    »Kommt nicht infrage. Die Leine haben wir bereits verloren, und einen Gang nach draußen müssen wir uns ohnehin frei schneiden. Da kommt es auf ein Stück mehr oder weniger nicht an.«
    Diesmal folgte ihm Norquinco nur widerwillig. Doch nun veränderte sich etwas. Die Anzugsensoren registrierten an Stelle von hartem Vakuum erste Spuren von Stickstoff und Sauerstoff, so als baute sich innerhalb des Schachts langsam eine Atmosphäre auf; als hätten die beiden Glockenschläge eine riesige fremde Luftschleuse geöffnet.
    »Da vorne sehe ich Licht«, sagte Sky, als der Luftdruck eine Atmosphäre erreicht hatte und weiter anstieg.
    »Licht?«
    »Matt und gelblich. Aber ich täusche mich nicht. Es scheint direkt aus den Wänden zu kommen.«
    Er schaltete seine Lampe aus und befahl Norquinco, seinem

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