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Chasm City

Chasm City

Titel: Chasm City Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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Nachrichtendienst so gut funktionierte, wie er behauptete, dann konnte er das auch selbst herausfinden.
    »Darüber werde ich mir den Kopf zerbrechen, wenn es so weit ist«, sagte ich.
 
    Letzten Endes war es Zamudio doch gelungen, den anderen vorübergehend einen Vorsprung zu verschaffen, auch wenn er sich das wahrscheinlich etwas anders vorgestellt hatte. Der Captain der Palästina hatte sich wohl sehr gute Chancen ausgerechnet, den Antimateriefluss zu unterbrechen, sonst hätte er nicht versucht, sein Triebwerk abzuschalten.
    Der Blitz war ebenso grell, ebenso schmerzhaft weiß gewesen wie an jenem Tag in meinem Kinderzimmer, als die Islamabad explodierte.
    Doch am nächsten Tag geschah etwas Unerwartetes.
    Zamudios Schiff hatte bis zum letzten Augenblick technische Daten an seine beiden Verbündeten gesendet, die sich mitten in dem Bremsschuh befanden, den er selbst hatte unterbrechen wollen. So viel erriet ich, auch wenn man mich an diesem Informationsfluss nicht direkt teilhaben ließ. Auch das war ungewöhnlich. Der Rest der Flottille hatte sich zähneknirschend gegen mich verbündet. Das hatte ich eigentlich nicht erwartet, aber im Rückblick betrachtet hätte ich damit rechnen müssen. Ich hatte den Bastarden ein Feindbild geliefert. Irgendwie war ich sogar stolz darauf. Ich ganz allein hatte den anderen Captains so viel Angst eingejagt, dass sie es trotz allem, was zwischen ihnen stand, für ratsam hielten, gemeinsam gegen mich vorzugehen.
    Und jetzt das – es war, als stünde Zamudio von den Toten wieder auf.
    »Die Daten waren nützlicher, als er dachte«, sagte Armesto.
    »Zamudio hat nicht mehr viel davon«, gab ich zurück.
    Inzwischen war zwischen meinem Schiff und den beiden anderen eine deutliche Rotverschiebung festzustellen. Sie lagen dank des Bremsmanövers weit hinter mir zurück. Aber die Kommunikationsprogramme beseitigten mühelos alle Verzerrungen, nur gegen den wachsenden Zeitunterschied durch das Auseinanderdriften der Flottille waren sie machtlos.
    »Nein«, sagte Armesto. »Aber die Palästina hat uns mit ihrem Opfer ein Geschenk von unschätzbarem Wert gemacht. Soll ich es Ihnen erklären?«
    »Wenn es Ihnen Spaß macht.« Ich gab mich – hoffentlich überzeugend – gelangweilt. In Wirklichkeit war mir ganz und gar nicht wohl in meiner Haut.
    Armesto erzählte mir von dem Datenstrom, der bis zur letzten Nanosekunde vor der Detonation von der Palästina abgestrahlt worden war. Es ging darum, mit welchen Methoden man versucht hatte, den Antimateriezufluss zu unterbrechen. Dass die Prozedur mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit tödlich enden würde, hatte man immer gewusst, aber wo der Fehler genau lag, war nicht klar gewesen. Die Computersimulationen hatten nur flüchtige Einblicke gewährt. Man vermutete, wenn es gelänge, den Fehler einzugrenzen, könnte man ihn vielleicht durch minimale Veränderungen des Treibstoffzustroms ausgleichen. Das ließ sich allerdings nicht experimentell überprüfen. Doch jetzt hatte so etwas wie ein Test stattgefunden. Die Telemetrie vom Schiff war unmittelbar nach Auftreten des Fehlers abgerissen, aber sie hatte die Instabilität dennoch tiefer erforscht als jeder kontrollierte Labortest und jede Computersimulation.
    Und sie hatte Ergebnisse gebracht.
    Den Zahlen ließ sich genügend Information entnehmen, um nachvollziehen zu können, wie sich der Fehler entwickelt haben musste. Als man sie an Bord in die Simulationen eingab, die von den Antriebsteams erarbeitet worden waren, zeigten sich erste Hinweise auf eine Strategie, mit der sich das Ungleichgewicht steuern ließ. Eine leichte Veränderung in der Topologie des Magneteinschlusses, und der Fluss ließe sich problemlos unterbrechen, ohne dass ein Rückfluss von Normalmaterie oder ein Austritt von Antimaterie zu befürchten wäre. Natürlich war das nach wie vor ein verdammt riskantes Manöver.
    Doch das hielt die Captains nicht davon ab, es auszuprobieren.
    Mein Schiff ließ die Brasilia und die Bagdad immer weiter hinter sich zurück. Die beiden hatten sich gedreht, um die Triebwerke für die Bremsphase nach vorne zu bringen. Nun strahlten die gleißenden Antimateriefackeln wie zwei heiße blaue Zwillingssonnen durch den leicht rotverschobenen, halbkugelförmigen Himmelsabschnitt hinter der Santiago. Die Schubstrahlen der beiden Schiffe waren potenzielle Waffen von nicht zu unterschätzender Wirkung, aber weder Armesto noch Omdurman hätten die Nerven gehabt, sie auf mein Schiff zu

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