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Chasm City

Chasm City

Titel: Chasm City Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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grässlich verstümmelte.
    Erst sehr viel weiter korridoraufwärts kam der Zug endlich zum Stehen.
    Gespannt schlich ich hinterher. Eine halbe Stunde zuvor hatte ich in der gleichen Situation zu meiner Überraschung feststellen müssen, dass Norquinco lediglich bewusstlos war. Letztlich war das natürlich ein Segen gewesen… aber diesmal wurde ich nicht mehr enttäuscht. Der Zug hatte seine Arbeit getan. Nicht der zerbeulte Werkzeugkasten hatte ihn aufgehalten, sondern seine Notbremsanlage… aber die hatte viel zu träge reagiert, um den Mann im Tunnel noch retten zu können.
    Ich zog den Ärmel hoch und sprach in mein Kom-Armband. »Sky Haussmann hier. Es hat einen ganz schrecklichen Unfall gegeben.«
 
    Das alles war vier Monate her; es war bedauerlich, dass unsere Beziehung so enden musste, aber nun würde sich zeigen, dass auf Norquinco doch Verlass gewesen war. Jedenfalls ging ich davon aus – Gewissheit würde ich erst in einigen Minuten bekommen.
    Der Hauptbildschirm zeigte den Blick entlang der Säule der Santiago von einem Punkt wenige Meter über dem Rumpf. Es war wie eine Studie zum Thema Fluchtpunkte, die konsequent durchgehaltene Perspektive hätte jeden Renaissance-Künstler begeistert. Die sechzehn Schläferringe mit den Toten verloren sich, immer kleiner werdend und zu Ellipsen verkürzt, in der Ferne.
    Und jetzt setzte sich, abgesprengt von einer Serie ringsum angebrachter Sprengladungen, der von mir aus gesehen erste Ring in Bewegung. Er löste sich vom Rumpf, neigte sich langsam zur Seite und trieb gemächlich davon. Die Nabelschnüre, die ihn noch mit dem Schiff verbanden, wurden immer weiter gedehnt, bis sie schließlich abrissen und peitschend zurück schnellten. Gefrorene Gase schossen in kristallenen Wolken aus den durchtrennten Röhren. Irgendwo schrillten Sirenen. Ich hörte sie kaum, aber bei meiner Mannschaft lösten sie erhebliche Bestürzung aus.
    Nach dem ersten Ring brach auch der zweite weg. Der dritte erzitterte und riss sich aus der Verankerung. So ging es weiter, die ganze Säule entlang. Mein System bewährte sich. Ursprünglich hatte ich überlegt, alle Ladungen gleichzeitig zu zünden, damit die Ringe in exakt parallelen Reihen davon treiben konnten, aber das erschien mir nicht poetisch genug. Da war es schon besser, die Zündung so zu staffeln, dass die Ringe wie von einem geheimen Wandertrieb gelenkt, einander folgten.
    »Können Sie sehen, was ich tue?«, fragte ich.
    »Ich sehe es genau«, sagte der andere Captain. »Und es widert mich an.«
    »Sie sind tot, Sie Narr! Glauben Sie, einen Toten kümmert es noch, ob er im All beigesetzt wird oder mit uns nach Journey’s End reist?«
    »Es sind Menschen! Sie verdienen es, auch im Tod mit Respekt behandelt zu werden. Sie können sie nicht einfach über Bord werfen.«
    »O doch, und wie ich das kann, ich habe es soeben getan. Im Übrigen – es geht mir gar nicht um die Schläfer an sich. Ihre Masse ist im Verhältnis zu den Maschinen, von denen sie begleitet werden, zu vernachlässigen. Die machen einen echten Unterschied. Und deshalb können wir die Reisegeschwindigkeit länger beibehalten als Sie.«
    »Ein Viertel Ihrer Schläfer bringt Ihnen keinen großen Vorsprung, Haussmann.« Der andere Captain hatte offenbar seine Hausaufgaben gemacht. Offenbar waren seine Gedanken in eine ganz ähnliche Richtung gegangen. »Wie viel früher als wir können Sie um Journey’s End in den Orbit gehen? Bestenfalls ein paar Wochen?«
    »Das genügt«, sagte ich. »Es genügt, um sich die besten Landeplätze auszusuchen, unsere Leute hinunter zu schaffen und uns zu verschanzen.«
    »Falls Sie dann noch Leute haben. Von den Toten gehen eine ganze Reihe auf Ihr Konto, nicht wahr? Oh, die üblichen Verlustquoten sind uns genau bekannt, Haussmann. Sie dürften bei Ihnen nicht viel höher liegen als bei uns. Unser Nachrichtendienst, Sie erinnern sich. Aber wir haben nur einhundertzwanzig Schläfer verloren. Bei den anderen Schiffen ist es ebenso. Wie konnten Sie so fahrlässig sein, Haussmann? Oder wollten sie, dass diese Menschen sterben?«
    »Dummes Zeug. Wenn das in meine Pläne gepasst hätte, warum hätte ich dann nicht mehr getötet?«
    »Um dann mit einer Handvoll Überlebender einen Planeten zu besiedeln? Haben Sie denn keine Ahnung von Genetik, Haussmann? Wissen Sie nicht, was Inzest ist?«
    Ich wollte schon sagen, ich hätte auch das bedacht, aber wozu sollte ich den Bastard in alle meine Überlegungen einweihen? Wenn sein

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