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Chasm City

Chasm City

Titel: Chasm City Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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befreien. Nachdem man nun mein Double gefangen hatte, musste ich wohl für eine Weile verschwinden.
    Hier im Dschungel hatte man eine Möglichkeit geschaffen, mich für immer zu beschützen, wie sich das Schicksal meiner Verbündeten in den Hauptsiedlungen auch wenden mochte. Man hatte eine funktionsfähige Kälteschlafkoje vergraben, die mit den vorhandenen Energiereserven über viele Jahrzehnte in Betrieb bleiben konnte. Zwar hatte man Bedenken, mich einzufrieren, aber man hielt mich auch für einen Achtzigjährigen. In Wirklichkeit war das Risiko viel geringer, als alle dachten. Wenn ich bereit war, wieder aufzuwachen – nach meiner Schätzung frühestens in hundert Jahren –, stünden meinen Helfern sicher sehr viel bessere technische Möglichkeiten zur Verfügung. Die Reanimation dürfte kein Problem sein. Wahrscheinlich ließe sich sogar mein Arm mühelos regenerieren.
    Ich brauchte nur zu schlafen, bis die Zeit reif war. Meine Verbündeten würden mich über die kommenden Jahrzehnte betreuen – so wie ich die Schläfer an Bord der Santiago betreut hatte.
    Nur mit viel mehr Hingabe.
    Sie hängten den Landrover an eine im Unterholz versteckte Vorrichtung – einen Metallhaken – und fuhren an. Im Boden der Lichtung klappte eine gut getarnte Falltür auf, darunter führten Stufen in einen hell erleuchteten, klinisch sauberen Raum.
    Zwei von meinen Verbündeten geleiteten mich die Treppe hinunter. Dort wartete der Kälteschlaftank. Nachdem er seinen Schläfer aus dem Sol-System hierher gebracht hatte, war er gründlich überholt worden. Genau das Richtige für meine Zwecke.
    »Wir schläfern Sie am besten so bald wie möglich ein«, sagte mein Assistent.
    Ich gestattete ihm lächelnd, mir die Spritze in den Arm zu stoßen.
    Der Schlaf kam schnell. Bevor die Wogen über mir zusammenschlugen, fiel mir noch ein, dass ich nach dem Aufwachen einen neuen Namen brauchte. Einen Namen, den niemand je mit Sky Haussmann in Verbindung bringen würde – der aber trotzdem ein festes Band zu meiner Vergangenheit knüpfte. Einen Namen, dessen Bedeutung nur ich kannte.
    Ich dachte zurück an die Caleuche und an Norquincos Erzählungen über das Gespensterschiff. Und ich dachte an die armen psychisch gestörten Delphine an Bord der Santiago; besonders an Sleek; an seinen harten, ledrigen Körper, der so krampfhaft gezuckt hatte, als ich ihm das Gift einspritzte. Auch auf dem Gespensterschiff war ein Delphin gewesen, aber ich konnte mich im Moment nicht an seinen Namen erinnern, ich wusste nicht einmal mehr genau, ob Norquinco ihn erwähnt hatte. Aber wenn ich aufwachte, würde ich mich erkundigen.
    Ich würde mich nach dem Namen erkundigen und ihn dann annehmen.

Einundvierzig
    Refugium war eine Spindel von einem Kilometer Länge, völlig schwarz und ohne jede Außenbeleuchtung; man sah es nur deshalb, weil es die Sterne im Hintergrund und den Silberstreif der Milchstraße verdeckte. Nur wenige andere Schiffe kamen an oder flogen ab, und sie waren ebenso schwarz und anonym wie das Habitat. Als wir uns näherten, klappten an einem Ende vier dreieckige Segmente nach außen, und wir schwebten hinein wie winziges Plankton in das hochspezialisierte Maul eines augenlosen Raubfisches.
    Die Andockbucht war gerade groß genug für ein Schiff wie das unsere. Wir wurden von Greifern erfasst, dann fuhren die Harmonikabälge der Transfertunnel aus und verbanden uns mit den Luftschleusen, die um den Äquator der Hauptsphäre angebracht waren.
    Tanner ist hier, dachte ich. Vielleicht lauerte er schon, um mich und jeden, der zwischen die Fronten unserer kleinen Fehde geriet, zu töten, sobald wir den Boden von Refugium betraten.
    So leicht würde ich das nicht vergessen.
    Refugium schickte bewaffnete Drohnen in das Schiff, glänzend schwarze, von Gewehrläufen und Sensoren starrende Sphäroide, die uns auf Waffen untersuchten. Natürlich hatten wir nichts mitgebracht; nicht einmal der Sicherheitsdienst von Yellowstone wäre so nachlässig gewesen. Hoffentlich war auch Tanner unbewaffnet – aber darauf konnte ich mich nicht verlassen.
    Bei Tanner verließ man sich am besten auf gar nichts.
    Die Roboter waren technisch auf einem sehr viel höheren Stand als alles, was mir seit meiner Reanimation begegnet war – Zebras Mobiliar vielleicht ausgenommen. Als Menschen, bei denen man keine Implantate vermutete, betrachtete man uns nicht als ernsthaftes Ansteckungsrisiko, hätte jedoch einer von uns ein seuchenempfängliches Implantat getragen, dann

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