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Cheffe versenken (German Edition)

Cheffe versenken (German Edition)

Titel: Cheffe versenken (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Güth
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kann aber wieder arbeiten. Ich denke, Sie sollten zu ihr gehen.«
    Die Aufforderung war unmissverständlich. Alan und ich standen auf und verließen ohne ein weiteres Wort den Besprechungsraum.
    Edith hockte an ihrem Schreibtisch. Sie trug einen wuchtigen Verband, der wie ein Turban um ihren Kopf gewickelt war.
    Als sie mich sah, grüßte sie nur kurz, vertiefte sich, als wäre nichts passiert, in ihre Arbeit und nagte an ihrem Lineal.
    »Huhu, Edith? Bist du unter die Schlangenbeschwörer gegangen?«
    »Keine Zeit für Witze.«
    War bei der Explosion der letzte Rest ihres Humors verpufft?
    Ich entschuldigte mich brav und erkundigte mich nach Ediths Befinden. Sie erklärte, dass sie großes Glück gehabt habe. Nur ihre Haare waren versengt worden. Bis auf kleine Kratzer hatte ihre Haut nichts abbekommen. Ich wunderte mich trotzdem, wie pflichtgetreu die kleine Edith war.
    »Stell dir vor, Trixi. Der Arzt wollte mich allen Ernstes krankschreiben.«
    »Das wäre vielleicht gar nicht so schlecht. Möglicherweise stehst du noch unter Schock.«
    »Ich bitte dich! Das Einzige, auf das ich jetzt achten muss, sind meine Schnittwunden. Ich möchte auf keinen Fall, dass sie sich entzünden. Guck mal, die habe ich aus der Klinik mitgebracht.«
    Edith kramte eine Flasche Desinfektionsmittel aus ihrer Handtasche und begann augenblicklich ihren Schreibtisch, den Bildschirm und alle Stifte zu besprühen. Mit einem Tuch wischte sie alles trocken. Zuletzt entkeimte sie ihr Telefon und lächelte.
    Damit war unsere Plauderei beendet. Ich setzte mich auf meinen Stuhl und wusste, dass ich bei den Texten Gas geben musste. Inzwischen hatte ich eine neue E-Mail erhalten.
    Liebe Frau Gellert,
    Frau Strowes Gebaren Ihnen gegenüber tut mir leid. Ich schäme mich für ein derartiges Verhalten in unserem Verlagshaus. Wenn ich Ihnen helfen kann, lassen Sie es mich wissen.
    Henner Claassen
    PS: Sie haben mich vor kurzem nach der verstorbenen Kollegin Sanders gefragt. Ich erzähle Ihnen gern mehr, möchte Sie aber nicht von der Arbeit abhalten. Wie wäre es in der Mittagspause mit einem Spaziergang im Apothekergarten?
    Ich freute mich über die höfliche Geste und drückte gleich auf »Antworten«:
    Lieber Herr Claassen,
    helfen können Sie mir bei den Texten leider nicht, aber vielen Dank für das Angebot. Apothekergarten klingt gut. Um 12 Uhr 30 an der Sonnenuhr.
    Ihre Trixi
    Wenigstens ein netter Mensch, der weder arbeitsbesessen noch hinterhältig war. Voller Elan setzte ich mich an die Texte. Yvonne Strowe konnte sich warm anziehen.
    Als Ediths Mittagswecker klingelte, sprang sie auf.
    »Kommst du mit in die Kantine?«, fragte sie aufgedreht. Welches verbotene Mittel hatte der Arzt ihr verabreicht, dass sie schon wieder so fit war?
    »Leider nicht«, antwortete ich. »Muss in der Pause etwas erledigen und mache noch einen kleinen Spaziergang.«
    In dem Moment, in dem ich den Satz aussprach, bereute ich ihn auch schon.
    »Tolle Idee«, jubelte Edith. »Frische Luft tut mir auch gut.«
    Das konnte doch nicht wahr sein. Wie konnte ich Edith abwimmeln? Am besten mit der Wahrheit.
    »Hör mal, Edith. Ich treffe mich mit Herrn Claassen. Wir sind verabredet. Er will mir ein paar Fragen zur Verlagsgeschichte beantworten.«
    »Und warum geht ihr dafür in der Mittagspause spazieren?«
    Edith starrte mich misstrauisch an. »Hast du etwa schon wieder ein Date mit einem Kollegen?«
    »Date ist schön gesagt«, lachte ich auf. »Er hat ein paar Infos zur Chronik für mich, und ich möchte ihn nicht von der Arbeit abhalten. Das ist alles. Du würdest dich nur langweilen.«
    »Schon verstanden. Wenn du mich nicht dabeihaben willst, gehe ich lieber mit Wilmering in die Kantine. Der kann mir wenigstens erzählen, wie die Vorbestellungen für meinen Hamburg-Band laufen. Viel Spaß dann, und sei vorsichtig. Ich weiß nicht, ob Claassen Tratsch und Fakten auseinanderhalten kann.«
    Edith schnappte sich ihre Handtasche, richtete ihren flotten Turban und warf die Tür hinter sich zu.
    Vom Verlag bis zum Apothekergarten brauchte ich nur zehn Minuten. Die frische Luft beflügelte mich, und ich genoss die wärmenden Sonnenstrahlen. Abwechselnd hopste, ging und lief ich. Ich musste mich einfach bewegen. Seltsam, noch nie war mir die Blütenpracht in den üppig bepflanzten Anlagen aufgefallen. Diese neue Wahrnehmungsfähigkeit musste am Bürogewahrsam liegen. Ich sog den Duft der Rosen ein. Nach so wenigen Arbeitstagen in einem geschlossenen Raum wusste ich, wie der

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