Cherryblossom 2 - Nymphenherz (German Edition)
schief und grinste sein zahnloses Lächeln. Ob er ernsthaft versuchte nett zu sein? Ich hatte die Befürchtung, dass seine Zeit auf Erden einem einzigen Spiel gegen die Langeweile war.
»Warum bist du noch hier , auf dem Schloss?«, fragte ich bissig und verschränkte die Arme vor der Brust, als Schutz vor der Kälte, die von ihm ausging.
»Ich wohne hier«, stellte er klar und kam mir viel zu nah. Ich sah mich erneut um. Der Gang war leer, niemand war zu sehen oder zu hören.
»Du weißt was ich meine.«
Seine Miene veränderte sich, wandelte sich von amüsiert zu zornig. »Soll dich nicht scheren!«
»Warum willst du mit mir befreundet sein, wenn du mir nicht mal eine so einfache Frage beantworten kannst?« Ich hob die Augenbrauen und wartete.
»Ich kann ein wirklich guter Freund sein.« Seine Gestalt flackerte und er veränderte sie. Jetzt stand der junge Rotschopf vor mir in einem gestärkten Hemd und schwarzer Kniehose.
»Das bezweifle ich ja nicht«, erwiderte ich. »Aber was willst du wirklich von mir?«
»Ein paar Informationen über die Blutnymphe.« Er blinzelte mit seinen blauen Augen und säuselte weiter. »Ich denke, sie und ich , wir sind füreinander bestimmt. Ich möchte sie bald mit einem Besuch beehren und könnte ein wenig Hilfe gebrauchen.«
Ich lachte hart auf und sein e nachdenkliche Miene verschwand.
»W as für Hilfe sollte das sein? Du bist tot und sie … lebt ewig. Ich glaube kaum, dass da ein wenig Hilfe reicht.«
Er flackerte und in seinen Augen flammte ein grelles fieberhaftes Licht auf. Ich konnte sein Skelett unter der Haut und der Kleidung erkennen und trat unwillkürlich einen Schritt zurück.
»Ich existiere im Grunde auch ewig, mein Engelchen, was macht das schon für einen Unterschied, ob ihr noch lebt? Womöglich tut ihr das ja nicht mehr lange«, plapperte er mit einem hintergründigen Grinsen und zu Schlitzen verzogenen Augen.
»Was weißt du, Old Mac ?«, erklang eine Stimme hinter uns, die mir einen wohligen Schauer über den Rücken schickte. Ich sah mich um und spürte dem süßen Flattern meines Herzens nach. Bronzefarbenes Haar, Augen, in denen die Dunkelheit wohnte, dichte Brauen und die vollen, sinnlichen Lippen, die ich sofort wieder küssen wollte. Lennox schenkte mir das schiefe Lächeln, das ich so liebte, und drückte mich besitzergreifend an seine Seite.
»Also, Old Mac?« Lennox zog fragend die Brauen hoch. Seine Haltung war bemüht freundlich, aber ich spürte die stille Drohung in ihr. Old Mac Loyds Miene war starr, er dachte nach.
»Nur, dass die anderen Dämonen wie die Katze um den Sahnetopf schleichen und es nicht mehr lange dauert, bis sich alles entscheidet«, sagte er trotzig und war innerhalb eines Wimpernschlages verschwunden.
Ich ließ die angestaute Luft aus meiner Lunge entweichen und sah zu Lennox auf, der mich nachdenklich musterte. »Was wollte dieser Quälgeist von dir?«
»Er möchte, dass ich ihm Tipps gebe, wie er bei Olivia punkten kann. Denke ich zumindest.« Wir gingen langsam weiter in Richtung des Kaminzimmers.
»Diese verdammten Seelen sind wahrlich keine erquickende Gesellschaft«, erklärte er und nahm meine Hand.
»Was hat er getan, um …?« Mir fiel das richtige Wort nicht ein. Bestraft zu werden? Geläutert?
»Ich weiß es nicht genau. Ich glaube , er hat damals seinen eigenen Clan verraten, mit fatalen Folgen. Beinahe hätte er seine ganze Sippe damit ausgelöscht. Die Mac Loyds sind ein altes Hexengeschlecht. Sie bringen ausnahmslos Hexer hervor und es heißt Old Mac, zunächst als Geschäftsmann tätig, später als Arzt, habe mit seinen Brüdern um die Gunst einer begabten Junghexe gebuhlt. Old Mac war schon zu dieser Zeit in seiner Selbstsucht kaum noch zu überbieten.«
Lennox sah mich von der Seite an und erzählte weiter. »Er hat die Hexe bekommen, war ihr aber, als er sie besaß , nicht ergeben. Er hatte besonderes Interesse an Zeitwandler Frauen, von denen er sich mehr Macht in der persönlichen Kriegsführung gegen seine eigene Familie versprach. Als seine Frau ihm in den Rücken fiel, wollte er sie tot sehen. Sie hat sich hier auf dem Dunvegan Castle versteckt und stand unter dem Schutz ihres Schwagers und dem Rest der Familie. Old Mac schürte Verratsgerüchte über seine Sippe, die für enorme Wut bei den Zeitwandlern sorgten.«
Lennox zuckte die Achseln. » Ich weiß nicht genau, was geschah. Es heißt, der Rat der Zeitwandler schickte eine Vernichtungseinheit, Old Mac sorgte dafür, dass sie
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