Cherryblossom 2 - Nymphenherz (German Edition)
hochgewachsener Mann in einer Mönch skutte kam auf sie zu. Also doch nur der Orden. Sie wollte gerade aufatmen, da fiel ihr die Frau neben ihm auf. Ihre stechenden unbarmherzigen Augen musterten sie.
»Also ist es geglückt? Gute Arbeit, und so schnell.« Sie hob die nachgezogenen Augenbrauen in ihrem spitzen Gesicht. »Ich hätte gedacht, dass es länger dauert, bis Sie liefern«, sagte sie zu dem Mann in Mönchskutte und vermerkte irgendwas auf einem Notizblock, den sie sich anschließend vor ihre Brust hielt. Mit einem Kopfnicken wies sie auf eine Zelle mit stählernen Wänden.
»Sie kann hier hinein, Bruder Thom. Und dann werden wir sehen, welche Erkenntnisse sie uns liefert.« Ihr Blick streifte den Hexer und dann Luca mit Verachtung. Nein, sie war nicht in der Obhut des Ordens. Dieser Hexer in der Mönchskutte eines Ordensmitgliedes des Blutmondes hatte anderes im Sinn, und wenn sie diese Zelle betrat, wäre sie verloren.
»Der Orden wird Sie zur Rechenschaft ziehen!«, versuchte sie Zeit zu schinden. Sie spürte endlich die vertraute Energie unter ihren Füßen und die Kraft, die zunahm. Offensichtlich rechnete niemand damit, dass sie sich erholte. Denn der Hexer in der Kutte eines Bruders sah selbstsicher und mit einem gewissen Maß an Erheiterung auf sie herab. Sie stützte sich auf Wirko, der stocksteif und ohne Leben neben ihr stand.
»Den Orden brauche ich nicht zu fürchten. Er wird nie von dieser kleinen Nebentätigkeit erfahren«, sagte er mit kalter Gewissheit.
»Und wenn doch?«
»Dann wird es zumindest für euch zu spät sein. Für ihn ist es das bereits«, stellte er sachlich klar und befahl ihrem Mann stumm, sie in die Zelle zu verfrachten.
Sie sträubte sich und sah zu Wirko auf. » Viel wahrscheinlicher ist, dass der Orden annehmen wird, du hättest deinen eigenen Mann umgebracht, um dich absetzen zu können.« Er lächelte und in ihr zog sich alles zusammen.
Umgebracht?
»Wirko!«, schrie sie unter einem inneren Schmerz und riss an seinem Arm, doch er rührte sich nicht wirklich, sah sie aus immer glasiger werdenden Augen an.
»Es ist alles in Ordnung«, sagte er ruhig und monoton mit einem leisen Läc heln auf seinen schönen Lippen.
Die Frau mit dem hageren Gesicht neben Bruder Thom notierte irgendwas. »Bringen Sie die Hexe unter und widmen Sie sich Ihren Aufgaben, Mister Thom.« Dann verschwand sie.
Der Bruder kam näher und strich sich die Kapuze aus dem Gesicht. Jetzt erkannte sie ihn. Er war bei der Ordenszusammenkunft in Berlin gewesen. Als sie bekanntgegeben hatte, dass sie sich weigerte zu bleiben und sich ausbilden zu lassen, da hatte er ihr den Weg versperrt, als sie den Saal der Bruderschaft verlassen wollte.
Als würde er ihre Gedanken lesen , begann er das Thema aufzugreifen. »Weißt du, mein Kind, wenn du nicht so ein Theater in Italien gemacht hättest, dann wäre es mir nie im Leben möglich gewesen, deinen Hexer so ungeschützt zu erwischen. Er war Hals über Kopf auf dem Weg, seiner eigenwilligen Frau zu folgen, die es sich in den hübschen Kopf gesetzt hatte, dem Ganzen, was sich Schicksal nennt, zu entfliehen. Er war so abgelenkt, dass ich ihn ohne Weiteres töten konnte. Genau genommen hast du ihn selbst umgebracht.« Er wartete ab, sein Blick schien sie zu sezieren.
Luca starrte den He xer an. Wirko war nicht mehr da?! Ihr Mann? Tot? Eine kalte Faust legte sich um ihr Herz und schien es zu zerdrücken. Die Erkenntnis, dass seine Hülle einzig und alleine von diesem Verräter gesteuert wurde, nahm ihr beinahe die Luft zum Atmen. Ihre Finger fanden einen Kugelschreiber in ihrer Hosentasche und umklammerten ihn. In dem Augenblick, als ihr seelenloser Ehemann sie mit Kraft in die Zelle schieben wollte, zog sie die Energie aus dem Boden zu sich herauf. Überraschung lag in den Augen des Bruders. Der Kugelschreiber wurde zu kaltem scharfem Stahl und traf den Mann in der Mönchskutte. Überrascht blickte er auf den roten Fleck auf seiner Brust, der sich wie auslaufende Farbe ausbreitete.
Luca wirbelte herum, nichts hielt sie mehr und sie stürmte voran. Ein Blick zurück. Sie schrie auf, als sie die wabernde Magie sah, die wie nebelige Tentakel hinter ihr her schnellten. Bruder Thom hockte vornübergebeugt auf dem Boden. Blut breitete sich unter ihm aus, aber sein Blick war glasig auf sie gerichtet. Er wollte sie aufhalten. Luca spürte, wie seine dunkle Kraft begann nach ihr zu greifen. Sie wich aus, beschleunigte ihre Schritte. Die Stahltür! Sie rammte ihre
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