Cherryblossom 2 - Nymphenherz (German Edition)
gedrungene Wesen zu fesseln. Es knurrte und zischte etwas vor sich hin, das ich nicht ganz verstand.
»Gehört diese Art der Bespitzelung auch zu der Kontrolle, von der du sprachst?« Ich verschränkte die Arme vor der Brust und wich Ben aus, der das strampelnde Etwas in sein Zimmer verfrachtete.
»Bin mir nicht sicher« , erwiderte er abwesend und schloss die Tür hinter uns. »Was willst du hier, Staubgeschöpf?« Ben löste seinen Zauber, sodass der Gnom sich aufrecht stellen konnte, wobei er uns abwechselnd ansah.
»Na los , rede schon.«
Er legte den Kopf schief, seine stumpfen Augen hatten kein Leben in sich, als er mich betrachtete. Eine Handbewegung und Ben ließ einen Energiestoß auf ihn los. Mit einem Aufjaulen ließ er sich auf alle viere fallen. Seine sehnigen grauen Arme spannten sich an und die trockene Haut über den Gelenken wirkte wie bröckeliges Papier.
In mir zog sich alles zusammen.
Ben wiederholte die Attacke und baute sich vor dem Zwerg auf. »Sprich schon, oder ich reiße dir bei lebendigem Leib den Kopf ab. «
»Was?«, flüsterte ich. Das kleine Wesen vor mir begann zu wimmern. Ich sah Ben s Hand, wie sie sich rhythmisch schloss und öffnete. Das Gesicht des Gnoms verzog sich vor Schmerz. Erschrocken sah ich zu Ben auf. In seinen Augen glomm etwas, das ich noch nie bemerkt hatte. Hass! Es befriedigte ihn, diesen Zwerg zu quälen.
»Hör auf!« , zischte ich ihm zu. Ohne nachzudenken, schubste ich Ben zur Seite, als er erneut seine Magie hervorbrachte und zu einer Kugel formte.
»Was machst du ?«, fauchte er mich an. Seine braunen Augen waren hart und undurchdringlich.
»So kriegst du auch nichts aus ihm heraus«, sagte ich es unsicher. Mir fiel gerade nicht Besseres ein, ich war immer noch zu überrascht von Bens Kaltherzigkeit.
Der Gnom richtete sich wieder etwas auf, wirkte immer noch gefesselt. Stolperte ungelenk.
»Mach ihn los «, forderte ich und verschränkte die Arme vor meiner Brust.
»Was?« Ungläubig sah Ben mich an. »Ich bin es leid, ständig von diese n kleinen dreckigen Spitzeln überwacht zu werden. Diese elenden Lakaien des Teufels sollen sich mit jemand anderem anlegen.«
Ich dachte einige Sekunden nach. Teufel? Er sprach von dem Zeitwandler, dem Weihnachtsmann. »Einer von ihnen war auch im Büro meines Vaters, als ich auf ihn gewartet habe.«
Ben stieß ein freudloses Lachen aus. »Sie treiben sich überall herum, diese miesen …« Ein Funke aus Bens Fingern traf den Gnom und er duckte sich, ließ den Blick aber nicht von Ben. Bösartig lächelte dieser, sodass ich Lust verspürte, ihm selbst einen Funken zu verpassen. Oder einen Tritt.
Deshalb hatte ich vermutlich das Gefühl, dass mein Vater nicht offen sprechen konnte, als ich bei ihm war. Er wurde genauso bespitzelt wie Ben. Wie vermutlich wir alle. Und er wollte mir etwas mitteilen, aber ich hatte es nicht verstanden. »Was machen wir jetzt mit ihm?«
Ben zuckte die Achseln. »Ihn umbringen?«
I ch verschluckte mich und sah ihn verwirrt an. »Das meinst du nicht …«
Ben drehte sich um, machte eine wegwerfende Handbewegung und der Gnom knallte an die Kleiderschranktür. Das Ächzen des Holzes und des Wesens lähmten mich kurz.
»Natürlich nicht, aber dir ist klar, dass er alles , was er hier gehört haben könnte, seinem Herrn erzählt?«
Ja, das wusste ich und nickte. Aber war das denn schlimm? Was konnte er schon gehört haben? Dass ich eine Nachfahrin von Isabelle und Valerie war, war kein Geheimnis. Dass ich vielleicht die Reinkarnation einer der beiden war, konnte auch keine wirkliche Überraschung sein. Nicht für die Zeitwandler, die sich seit Langem für mich interessierten. Wegen meiner besonderen Kraft, das Feuer zu beherrschen.
»Was soll er schon erzählen …« , dachte ich laut nach.
Jetzt vernahm ich die krächzende Stimme des Gnom s. »Was soll ich schon erzählen«, wiederholte er und kicherte heiser. Seine Hässlichkeit nahm mir für einen Moment den Atem.
»Ich will, das s das Ding hier verschwindet. Ben, bitte. Er macht mich nervös.«
Ben fluchte leise, ging zur Tür und ehe ich mich versah, wirbelte etwas das Häufchen Gnom aus dem Zimmer. Er zappelte wie ein Fisch an einem unsichtbaren Haken. Ein letzter Blick traf mich, der mir durch und durch ging. Eine Mischung aus Mitleid, Ehrfurcht und tiefer Abneigung. Falls man diese Regungen jemals miteinander vereinen konnte.
»Ich könnte … wirklich«, hörte ich Ben knurren, bevo r die Tür ins Schloss
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