Cherryblossom 2 - Nymphenherz (German Edition)
flog.
»Zettel und Stift kommandierte ich.« Schnell kramte Ben in einer Schublade un d warf mir Kugelschreiber und Block zu. Flink begann ich zu schreiben und hockte mich aufs Bett.
»Gestern Nacht bin ich aus dem Fenster geklettert.«
Ben saß hinter mir und sah über meine Schulter. »Was?!« Seine Stimme wurde mindestens zehn Oktav höher und ich schrieb weiter.
» Wollte mir nur die Beine vertreten.«
»Ich gla ub dir kein Wort«, flüsterte er.
Ich verdrehte die Augen und hielt ih n zum Schweigen an.
»Der Trickster, der mich auf Sky e trainieren soll, hat versucht, mich umzubringen.«
Ben sah aus, als könne er mir nicht ganz folgen.
Ich unterstrich die Worte versucht und umzubringen . Dann legte ich das Schreibzeug zur Seite und zog meinen Pullover hoch. Er wurde zusehends bleicher. Die Wunde sah immer noch scheußlich aus, und als mein eigener Blick sie streifte, zog ich hastig die Kleidung wieder darüber. Ich schrieb weiter.
Ich bin hier nicht sicher und auch nicht auf Sky e. Ihr könnt mich nicht beschützen, wenn ihr selbst nicht genau wisst, wer die Feinde sind. Ich nickte ihm bekräftigend zu.
Völlig unerwartet zog er mich an sich, drückte mich an seine Brust. Seine Hände strichen fest meinen Rücken hinauf und wieder hinunter. Und nach einer Weile begann ich mich zu entspannen.
»Ich hatte keine Ahnung«, flüsterte er an meinem Haaransatz und mit einem Mal musste ich an Lennox denken. Mein Herz zog sich zusammen und ich wurde starr in dieser Umarmung.
Ben gab mich frei, stand auf und kam mit einem Feuerzeug zurück. Das Papier flammte auf und wir sahen zu, wie es auf einem Silbertablett zu Asche zerfiel.
»Ich werde dich nicht mehr aus den Augen lassen. Wir müssen es deinen Vater wissen lassen.«
Bingo! Das hatte ich befürchtet. »Ben, nein …«
Er steuerte auf die Tür zu, ich stolperte hinterher und hechtete vor ihn.
»Was?« Abwartend sah er mich an.
»Nein, müssen wir nicht. Außerdem, was könnte er schon tun?«
»Ich habe eben diesen Trickster, von dem du gerade … « Er verstummte. »Der war bei deinem Vater, als wäre nichts gewesen.« Bens Stimme war nicht mehr als ein leises Zischen. Er stemmte die Arme in die Seite und wich mir aus.
»Wie sicher ist diese Information denn bei meinem Vater und … sollte man die Nähe zu seinen Feinden nicht mehr suchen, als zu seinen Freunden?« Ich biss mir auf die Zunge, weil mir auffiel, wie laut ich gerade sprach.
» Ich meine, du weißt jetzt von dem Trickster, aber er kann nicht mit Sicherheit wissen, ob du von dem Angriff weißt«, flüsterte ich weiter und beugte mich näher zu ihm. »So wie es aussieht, befürchtet er nicht, dass ich etwas von der Nacht erzähle, sonst würde er sich hier ja nicht mehr so offen zeigen.«
»Andererseits, wo sollte er schon hin. Keiner kann durch die Mauer , zumindest nicht unbemerkt ... Aber nehmen wir einmal an, er hat seinen Auftraggeber hier drin, dann hat er auch einen gewissen Schutz. Und wenn er sich bewegt, als wäre nichts geschehen, kommt auch vorerst kein Verdacht auf«, flüsterte Ben jetzt an meinem Ohr.
»Magnus hat gesagt, er kann durch die Mauer … noch bevor sie ganz aufgehoben ist. Wieso?« Ich drückte mich nah an Ben, damit er mich verstand, und er legte erneut seine Arme um meine Hüfte.
»Er schafft es mit seiner Magie. Mit einer Formel.« Seine Stimme wurde heiser und er begann meine Wange mit kleinen Küssen zu bedecken.
Eine Empfindung drang zu mir durch. Bemüht sie einzuordnen , hielt ich den Atem an, aber sie entwich, als wäre sie nie da gewesen.
»Ben?« Ich schob ihn von mir und er blinzelte.
»Entschuldige …« Ein verwegenes Grinsen zuckte in seinem Gesicht, seine braunen Augen waren warm und weich. Ehe ich mich versah, griff er meine Hand und zog mich mit sich. »Wir holen Louisa und werden uns nicht mehr trennen. Was auch geschieht, wir bleiben zusammen.«
Ich nickte benommen und dachte an meinen Fluchtplan, in dem Ben nicht vorkam.
»Wir müssen reden, irgendwo, wo es sicher ist, Hanna. Ich muss nachdenken …« Ben schnappte sich das kleine Büchlein von seinem Tutor Magnus Gutenberg und wir verließen das Zimmer.
»Na, dann sag ich mal auf Wiedersehen, falls ihr das alles überlebt … was ich nicht glaube«, stellte Luca sachlich klar, und ehe Lennox etwas erwidern konnte, krachte die Tür vor seiner und Olivias Nase ins Schloss.
»Das gibt es doch nicht. Dieses Weib ist außerordentlich extraordinär …«
Lennox zog die
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