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Cherryblossom - Die Zeitwandler (German Edition)

Cherryblossom - Die Zeitwandler (German Edition)

Titel: Cherryblossom - Die Zeitwandler (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mina Kamp
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zusammen.«
    Man sah Isabelles fassungsloses Gesicht und ihren zum Schrei geöffneten Mund, als sie durch einen Schlag auf den Hinterkopf zusammenbrach. Der Rauch sammelte sich und aus einem Strudel entstand ein neues düsteres Szenario. Ein Scheiterhaufen auf dem Dorfplatz. Schaulustige, die herumstolzierten, Kinder, die grölend tanzten. Isabelle, angepflockt wie ein Opferlamm auf dem Podest des Scheiterhaufens. Menschen, die sie mit faulem Gemüse bewarfen, Frauen, die hasserfüllt vor ihr ausspuckten. Der Geliebte ihrer Schwester, der zusammen mit den Hexenjägern Fackeln in das trockene Reisig des Scheiterhaufens versenkte.
    »Sie sollte brennen, die Dorfbewohner geiferten nach ihrem Tod und tobten. Das Feuer fraß sich blitzschnell hoch. Als Isabelle bemerkte, dass man eine Bahre mit dem Leichnam ihrer Schwester heranbrachte, um sie mit ihr den Flammen zu übergeben, geschah etwas. Isabelle stellte sich aufrecht hin und hob die Arme über ihren Kopf, so weit es die Fesseln zuließen. Sie schrie ihre Trauer und ihren Zorn über die Köpfe der Dorfbewohner hinweg und senkte schlagartig die Arme. Das Feuer schlug nach unten und wurde mit der ungeheuren Kraft einer riesigen Feuerwalze über das gesamte Dorf gesandt. Frauen und Kinder standen in Flammen, Mann und Maus brannten lichterloh. Es gab kein Entkommen. So schnell, wie die Feuerwand das Dorf verschlang, so schnell schlug sie zornig züngelnd zurück und verschlang die Schwestern in wenigen Minuten.«
    Die grünen Flammen loderten noch einmal auf und zogen sich plötzlich mit einem Zischen wieder zurück in die einfache rote Kerzenflamme.
     
    Stille. Alle hielten den Atem an. Mir standen Tränen in den Augen, die ich heimlich fortwischte.
    »Es war noch nie und ist nie wieder vorgekommen, dass jemand das Element Feuer kontrolliert hat. Es ist nur eine Legende, es könnte auch sein, dass der Wind oder eine Druckwelle der Hexen das Feuer angefacht und über das Dorf getrieben hat. Aber viele haben beschworen, dass das Feuer kontrolliert wurde. Es könnte ein Hinweis sein, der Hanna so interessant macht. Nicht wahr?« Magnus setzte sich auf und löschte mit zwei Fingern die Flamme der Kerze.
    »Mein Meister hat mir die Geschichte im Jahre achtzehnhundertvierundfünfzig erzählt. Ich weiß das deshalb so genau, weil es der Abend vor der großen Hochzeit war. Die Hochzeit von Kaiser Franz und seiner Sissy, auf die mein Meister eingeladen war. Ich wollte nur zu gerne auch daran teilhaben, was mir leider versagt geblieben war. Zum Trost verbrachten wir die Nacht zuvor in Bayern, in seiner Villa, mit einem besonderen Wein und vielen Geschichten, die er dort mit mir teilte, unter anderem diese.«
    Ich stutzte. »Sind Hexer auch unsterblich?«
    »Ach nein, mein Kind. Es verhält sich vielmehr so, dass wir nicht so schnell altern. Wenn ein Mensch zehn Jahre gealtert ist, sieht es bei uns wie maximal ein Jahr aus.« Er zwinkerte mir nett zu, ich sah zu Ben, der mich nachdenklich musterte . Olivia grinste mich eifrig an und beeilte sich, mir eine Erklärung zu liefern. »Ben hatte seine Ermächtigung mit zwanzig und ist seitdem nicht mehr als fünf Hexerjahre gealtert. Tatsächlich ist er aber beinahe siebzig. Ist das nicht ekelhaft, mit was für alten Säcken du dich hier umgibst?« Sie blitzte mich provokativ an und Ben schnaufte auf, sich von ihrem Arm befreiend.
    »Willst du wissen, wie alt ich bin?«, fragte sie belustigt . Mein Mund öffnete sich, um zu reagieren, aber sie wartete meine Antwort gar nicht erst ab und sprach munter weiter. »Ich bin beinahe genauso alt wie Ben. Ich finde ja, wir passen wirklich hervorragend zusammen.« Sie beugte sich zu ihm und küsste ihn mitten auf den Mund. Seine Augen weiteten sich überrascht, dennoch ließ er es geschehen und erwiderte ihren Kuss, der jetzt an Leidenschaft gewann. Ich konnte den Blick nicht abwenden und wurde innerlich aufgewühlt. Olivia löste sich von ihm und sah mich neugierig an, als wenn sie auf eine bestimmte Reaktion hoffte. Unbehaglich schluckte ich und senkte den Kopf . Lennox zog mich an sich und ich sah auf, in seine wunderbaren Augen. Sein Winterduft hüllte mich ein und ich befeuchtete unwillkürlich meine Lippen. Ich verspürte eine dringliche Sehnsucht nach ihm und musste ein Seufzen unterdrücken. Ein Lächeln umspielte seine Lippen und er hauchte mir einen Kuss auf die Stirn, der mir so gar nicht genügen wollte.
    Ich hatte Mühe, bei mir zu bleiben und mich nicht von meinen Gefühlen

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