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Cherryblossom - Die Zeitwandler (German Edition)

Cherryblossom - Die Zeitwandler (German Edition)

Titel: Cherryblossom - Die Zeitwandler (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mina Kamp
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der Kerzen auf, um sie in der Hand zu halten.
    Hundemüde überlegte ich kurz, was jetzt wohl für eine unangenehme Neuigkeit über mich hereinbrechen würde, und drückte mich näher an Lennox heran. In dem Glauben, dass es nicht wirklich schlimm sein konnte, da es womöglich Jahrhunderte her war – es handelte sich schließlich um eine Legende – legte ich mich bequemer auf das Feldbett. Lennox strich mir liebevoll über mein Haar.
    Ben hüstelte kurz auf, bevor er Olive näher an sich heranzog. »Nee, ist klar«, knurrte sie genervt, ließ es aber dennoch zu, dass er sie in den Arm nahm.
    Nachdem Magnus beschwörend auf die Kerze eingesprochen hatte, was ich ziemlich witzig fand, stellte er sie vor sich auf und begann, beharrlich murmelnd die Hand über die Flamme kreisen zu lassen. Die Flamme züngelte höher und höher, meine Augen weiteten sich vor Verblüffung. Neugierig verfolgte ich das Schauspiel, als das Feuer die Farbe wechselte, von rot zu gelb, von gelb zu grün, und in einer schimmernden Rauchwolke verschwand. Deren Schwaden wandelten sich zu Bildern und begannen, eine Geschichte zu erzählen. Fasziniert starrte ich in die sich gestaltenden Landschaften. Der Rauch gebar Menschen, Tiere und Kinder. Ein ganzes mittelalterliches Dorf entstand vor unseren Augen in diesem Kellerloch.
    »Es war damals, im sechzehnten Jahrhundert«, setzte Magnus’ rauchige erhabene Stimme ein. »Zwei Cherryblossom-Schwestern, jung und rein von Sünde, lebten in einem Dorf, weit von den Städten entfernt. Sie waren gerade erst ermächtigt worden, durch das uralte Ritual der Artefakte, mithilfe der Zeitwandler. Sie wollten einige Jahre in diesem Dorf leben und lernen, unerkannt unter den Menschen. Es waren Valerie und Isabelle Cherryblossom. Sie waren zwei der wenigen weiblichen Hexen auf dieser Welt, schön wie kleine Elfen.« Zwei Gesichter entwickelten sich langsam im Rauch, wie ein Polaroid, das den chemischen Prozess der Entwicklung durchlief und an Schärfe gewann.
    »Das ist Hanna!«, kam es perplex von Olivia. Ben starrte ungläubig in den Rauch, ich machte mich unwillkürlich kleiner.
    »Es sind zwei … eineiige Zwillinge«, hauchte Lennox.
    »Die eine verliebte sich verbotenerweise in einen Jungen und beschloss, unauffällig unter den Menschen im Dorf zu leben. Die andere widmete sich den Lehren, heilte und half den Dorfbewohnern, wo sie konnte, mit kleinen Liebeszaubern, Tränken gegen Warzen und Gicht.« Der Rauch teilte sich, auf der einen Seite sah man ein Dorffest und Valerie in einem wunderschönen langen Kleid mit einem jungen Mann eng und ausgelassen tanzen. Auf der anderen Seite sah man Isabelle mit einem Korb durch die Wälder streifen, verletzte Tiere heilen und Kräuter sammeln.
    »Es begab sich zu der Zeit, dass immer wieder Hexenverfolgungen stattfanden und die Angst vor dem Teufel ins Unermessliche geschürt wurde. Dem Geliebten von Valerie gefiel die enge Bindung nicht, die sie zu ihrer Schwester hatte. Er hatte Angst, sie könnte ihn wegen ihrer Schwester verlassen. Diese Angst war sicher nicht unbegründet, denn die Schwestern wussten, dass sie irgendwann zu ihresgleichen zurückkehren würden. Gier nagte an seinem Herzen. Er wollte Valerie für sich allein. Sie wollte ihn nicht heiraten. Wut und Eifersucht flammten in ihm auf und er bezichtigte Isabelle heimlich der Hexerei. Nach einigen Missernten war die Stimmung zwischen den Dorfbewohnern und Isabelle gekippt. Sie bat Valerie, früher als geplant mit ihr fortzugehen, was Valerie jedoch nicht ganz leichtfiel. Dennoch hatten sie einen frühen Morgen verabredet, an dem sie davonziehen wollten. Valerie wollte eine letzte Nacht mit ihrem Geliebten verbringen, als die Hexenjäger ins Dorf einfielen. Ihr Geliebter schloss sie ein, um zu verhindern, dass sie mit ihrer Schwester floh. Isabelle spürte die Angst ihrer Schwester und eilte ins Dorf, wo die Dorfbewohner schon auf sie warteten und der Hexerei anklagten.«
    Der Rauch zeigte Isabelle auf dem Dorfplatz, gepackt von bulligen kahlköpfigen Männern. Auf der Stirn der Männer prangte das tätowierte Auge der Science Lumen. Ich atmete scharf ein. Isabelle schlug um sich und Valerie stürmte mit einem Mal aus einem der Häuser auf sie zu, dicht gefolgt von ihrem Geliebten, der panisch versuchte, sie zurückzuhalten.
    »Noch bevor Valerie zu einem Zauber ausholen konnte, traf sie ein Pfeil mitten ins Herz und sie brach mit vor Entsetzen aufgerissenen Augen direkt vor ihrer Schwester

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