Cherryblossom - Die Zeitwandler (German Edition)
als Brechstange benutzen konnte. Er hörte Ben wie wild an dem Fenster reißen, es löste sich bereits ein wenig aus seiner Verankerung. Kurz bevor er Ben fast erreicht hatte, hörte er ein Wimmern aus einer dunklen Ecke, was ihn herumfahren ließ. Mit zusammengekniffenen Augen und geduckter Haltung schritt er in die Richtung des Geräusches und blieb irritiert stehen. Keine zwei Meter von ihm stand eine Art Käfig. Langsam und vorsichtig näherte er sich und sah auf einem Lager aus Decken ein Mädchen kauern.
» Lennox, wo bleibst du! Man, hilf mir endlich! «, schrie Ben ihm ungehalten entgegen.
»Ben ... das ... musst du dir ansehen«, rief Lennox ihm stammelnd zu. » Mein Gott, jetzt beweg deinen Arsch hierher und hilf! « Lennox unterbrach ihn. »Sieh dir das an!« sagte er bestimmt. Eilig kam Ben an seine Seite und starrte völlig entsetzt auf das Mädchen. »Großer Gott, dieses miese Schwein hält sich hier eine Sklavin oder was?« Bens Stimme brach vor lauter Abscheu. Das Mädchen , das sie beide zuerst mit ihren großen Augen still beobachtet hatte, sprang mit einem Satz auf, rannte an die Gitterstäbe und presste ihr hübsches geschundenes Gesicht dagegen. Ihre dunklen unterlaufenen Augen blickten ihnen hoffnungsvoll entgegen und sie reckte eine zitternde Hand durch die Gitterstäbe. Ben rüttelte an der Tür. »Weißt du, wo der Schlüssel ist?«, fragte er das Mädchen. Sie zeigte stumm auf das Regal hinter Lennox. Er sah sich um und schnappte sich einen herumliegenden Schlüsselbund. Klirrend steckte er es in das Schloss, der falsche, wieder ein neuer, auch nicht passend. Über ihnen bebte der Keller erneut unter einer Explosion und der Putz rieselte auf sie hinab.
» Wir müssen hier raus! «, brüllte Ben panisch.
»Kannst du das Schloss nicht einfach aufsprengen, du Hexer? Verdammt!«, fluchte Lennox.
»Ich habe keine Kraft mehr, was glaubst denn du, warum die scheiß Tür da noch zu ist, du Vollidiot!«, donnerte er zurück.
Die Augen des Mädchens füllten sich mit Tränen und ihre Lippen bebten, als spräche sie stumme Gebete. Lennox knurrte auf und bedeutete dem Mädchen, zurückzutreten. Er trat auf die Gittertür ein. Ben nahm inzwischen die Stange, rannte zum Kellerfenster und stemmte das Fenster mit einem Scheppern auf.
»Wir können sie nicht hier zurücklassen!« Ben kam zurück und durchwühlte die Regale an der Wand. Mit einem poltern fiel eine alte Geldkassette auf den Boden und sprang auf. Ein Schlüssel! Ben schnappte ihn und lief zur Gittertür , drückte hektisch den Schlüssel in das Schloss und drehte ihn – ein Klacken. Ächzend schwang das Gitter auf. Eine weitere Explosion, die Wände bebten und Ben lief zum Fenster.
Lennox hielt dem Mädchen die Hand entgegen, zog es aus dem Käfig und mit sich hinter Ben her. Der kletterte mühsam ins Freie, seine Kraft erlahmte. Oben angekommen streckte er die Hand erneut in den Keller hinein, um die des Mädchens zu nehmen. Er zog es keuchend ein Stück herauf. Lennox schüttelte ein Hustenanfall und für einen Moment konnte ihn Ben in dem Keller nicht mehr sehen, bis er hinter dem Mädchen wieder auftauchte. Hustend schob er das Mädchen weiter durch das Fenster und machte sich daran, hinterherzuklettern. In Bens Eingeweiden glomm für einen Moment ein kleiner Funke, der ihn verharren ließ, eine winzige Überlegung: Wie wäre es, Lennox den Weg zu versperren? Wie wäre es, ihn einfach zurückzulassen? Seine Hand glitt über das aufgestemmte Fenster, was nach außen hing, wollte wie von selbst das Fenster zudrücken und somit Lennox den Weg versperren. Er schüttelte sich und hielt Lennox verbissen seine Hand entgegen, um ihn herauszuziehen. Draußen angekommen krümmte Lennox sich keuchend und versuchte, zu Atem zu kommen. Ben räusperte sich, spuckte aus, versuchte, das Kratzen im Hals und den rauchigen Kloß in der Kehle loszuwerden. Was ihm viel bitterer auf der Zunge lag war das Gefühl, in seinen inneren Abgrund geblickt zu haben.
Das Mädchen zitterte und sah sich unsicher um. »Wir müssen hier weg«, raunte Ben Lennox nun wieder gefasst zu.
»Und was machen wir mit ihr?«, fragte Lennox, seinen Blick an das Mädchen geheftet, als ihn jäh ein aufgeregtes Beben erfasste. Ohne den Blick von ihr abzuwenden, zog er Ben zu sich heran. Das Mädchen sah sie mit großen Augen bittend an. Ihre Lippen bewegten sich immer noch stumm. »Sieh sie dir mal genau an! Fällt dir was auf?« Seine Stimme klang gepresst, was Ben in eine
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