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Cherryblossom - Die Zeitwandler (German Edition)

Cherryblossom - Die Zeitwandler (German Edition)

Titel: Cherryblossom - Die Zeitwandler (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mina Kamp
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nicht wollen. Vorsichtig beugte er sich näher und zog mich an den Schultern näher zu sich. Meine Hände legten sich an seine Brust und ich trat auf ihn zu. Ich spürte, wie sie heiß wurden, als würden sie brennen. Blitzschnell schnappte er sich meine Handgelenke und drückte sie weg.
    »Nicht so … ein Kuss!«, flüsterte er nahe an meinem Hals. Ich roch seinen Duft, der mich an Sonnencreme und Hitze erinnerte und der sich jetzt mit dem Salzgeruch der See mischte. Seine Lippen schwebten so kurz vor meinen, als meine Gegenwehr schwand. Ich konnte nicht reagieren, nicht denken – ich fühlte nur noch. Und jetzt küsste er mich, seine weichen Lippen umschlossen meine. Und verdammt – wie er mich küsste. Nicht ich nahm mir seine Energie, er gab sie mir. In einem starken Strom floss sie elektrisierend zu mir über, hier im Regen, der vom Wind in unsere Gesichter gepeitscht wurde, auf dem Deck eines schwankenden Schiffes.
    Seine Arme schlossen sich um meinen Körper und er drückte mich sanft, aber bestimmt an sich. Ich seufzte auf und wollte mehr. Ein neuer Strom Energie explodierte in mir und ich bog mich ihm entgegen. Meine Lippen öffneten sich und ließen ihn ein. Mit einem leisen Aufstöhnen fuhr er mit seiner Hand von meinem Haaransatz in meinem Nacken und küsste mich noch leidenschaftlicher. Unsere Zungen berührten sich, spielten miteinander. Er zog sich zurück. Ich kribbelte am ganzen Körper, war voll von Energie. Auf meiner Zungenspitze prickelte es. Mein Atem ging rasch. Ich sah fassungslos zu ihm auf. Was war gerade geschehen?
    »Jetzt bin ich ein wenig müde … ich werde jetzt runtergehen und mich ausruhen«, flüsterte er und gab mir einen Kuss auf die Stirn.
    Als ich ein Applaudieren hinter uns hörte, fuhr ich zusammen, Ben drehte sich um. Olivia stand an der Tür zum Unterdeck und klatschte mit einem süffisanten Lächeln im Gesicht Beifall. »Na, Hanna, wie ist er so? Auch nicht schlecht, stimmt’s? Und du brauchst nicht mal Angst haben, dass er dich umbringt. Ist das nicht genial?«, trällerte sie in ihrer unverwechselbaren Art.
    Mir wurde mulmig. Warum fühlte ich mich so schuldig, als wäre ich fremdgegangen? Es ging doch einzig und allein um Energie – oder etwa nicht? Mein Blick flog von Olivia zu Ben und wieder zurück. Meine Unterlippe bebte verdächtig. Ich hatte einen Kloß im Hals und versuchte, ihn krampfhaft runterzuschlucken. Ben sah mich mit zusammengepressten Lippen undurchsichtig an. Schmerz huschte über sein Gesicht und verschwand wieder. Beschämt stürzte ich an den beiden vorbei und bog um die nächste Ecke. Von weit weg hörte ich Ben Olivia anschreien.
    Eilig ging ich zum Bug des Schiffes und stieg dort die Treppe zum Unterdeck hinunter. Ich musste es Lennox sagen, bevor Olivia es tat. Er saß immer noch am Bullauge, hatte die Stumme neben sich und sah hinaus in die tosenden Wellen. Klatschnass trat ich auf ihn zu. Das Schiff schwankte bedächtig und mir wurde schwindelig. Vielleicht war auch nur ich es, die schwankte. Ich ließ mich stolpernd vor ihm nieder. Überrascht machte er sich von dem Mädchen los und fasste meine Hände. Das Mädchen sah beinahe durch mich hindurch, sie starrte abwesend vor sich hin. Lennox runzelte die Stirn und strich mir das nasse Haar aus dem Gesicht. »Was hast du gemacht?«, fragte er halb verwundert, halb verärgert.
    »Ich habe Ben bestohlen, mit einem Kuss«, presste ich ohne weite Umschweife hervor und wappnete mich für das, was ich an Reaktion vermutete . Seine Miene verdunkelte sich fast augenblicklich und er presste die Kiefer fest aufeinander, ich konnte ihn damit mahlen sehen. »Das wird ja immer besser … er ist clever.« Er stand auf und zuckte mit den Achseln, hob die Augenbrauen und schüttelte leicht seinen Kopf, bis er ein kurzes freudloses Auflachen hervorbrachte. Als er sich zum Gehen wandte, sprang ich auf und hielt ihn am Arm zurück.
    »Es tut mir leid«, hauchte ich ihm mit bebender Stimme zu.
    »Es ist sicher nicht deine Schuld gewesen. Du bist eine Nymphe, du stiehlst eben durch einen Kuss.« Er drehte sich nicht zu mir um, schüttelte meinen Arm ab und ging. Benommen ließ ich mich zurück auf den Sitz fallen und ließ leise die Luft aus meinen Lungen entweichen. Das stumme Mädchen wippte gleichmäßig auf ihrem Sitz auf und ab. Ich hatte das Gefühl, gleich wahnsinnig zu werden und fing zu kichern an.

England und ein Backsteinhaus
     
    In Dover gingen wir erleichtert von Bord. Ich vermied Blickkontakt zu

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