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Cherryblossom - Die Zeitwandler (German Edition)

Cherryblossom - Die Zeitwandler (German Edition)

Titel: Cherryblossom - Die Zeitwandler (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mina Kamp
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allen Anwesenden und schlenderte unauffällig neben ihnen her, als würde ich nicht dazugehören. Lennox verschwand in einer Wechselstube, um Euro in Britische Pfund zu tauschen, und anschließend in eine Autovermietung.
    Kurzerhand fuhren wir mit einem Ford Galaxy in Richtung Blue Bell Hill.
    Lennox fuhr, er hatte dafür gesorgt, dass ich neben ihm saß, was mich ungemein beruhigte. Irgendwann nahm er stumm meine Hand und hielt sie die ganze Fahrt über sanft in seiner. Konzentriert sah Lennox auf die Fahrbahn und vermied es, mich anzusehen, strich aber fast ununterbrochen mit seinem Daumen über meine Hand. Meine Haut fühlte sich langsam wund an, aber ich genoss es trotzdem und hätte sie mir im Notfall auch blutigstreicheln lassen. Hauptsache war, er entzog sich mir nicht wieder.
    Am späten Nachmittag passierten wir endlich Gillingham und schlugen die Richtung nach Blue Bell Hill ein. Die Landschaft erstreckte sich typisch englisch vor uns: weite Felder, sanfte Hügel und wilde Spinnenlilien, die am Straßenrand wuchsen. »Mmh … endlich wieder zu Hause«, wisperte Lennox mir zu und sah mich das erste Mal seit Stunden wieder an. Mein Herz stolperte beglückt vorwärts und ich entspannte mich auf meinem Sitz.
    »Ja …«, hauchte ich benommen und er drückte meine Hand. Mein Blick folgte einem Mäusebussard, der sich über die Felder gleiten ließ, anmutig und frei. Wollte sich nicht jeder manchmal so fühlen wie dieser Vogel hoch in der Luft? Er wusste nichts von Krieg oder den Widrigkeiten, in denen wir uns befanden.
    Wir erreichten Blue Bell Hill, auf einer langen Straße fahrend, von der links und rechts dann und wann ein langer Weg abging, an dessen Ende ein Gehöft oder Haus zu finden war. Angestrengt hielten wir nach der Hausnummer Ausschau. Als wir die gesuchte Nummer endlich fanden, bogen wir ab, in einen dieser Wege, die sich endlos zu erstrecken schienen. Wir fuhren über einen kleinen Hügel und passierten eine kleine Rechtskurve, bis das kleine alte rote Backsteinhaus in Sichtweite kam. Rechts von ihm lag ein Wäldchen. Hinter dem Haus erhob sich erneut ein kleiner Hügel. Ringsherum lagen Felder, Wiesen, wunderschöne Natur. Ergriffen ließ ich die romantische Umgebung auf mich wirken und atmete tief ein.
    Lennox hielt etwa hundert Meter vor dem Haus und sah sich aufmerksam um. Erleichtert, dass wir uns endlich strecken und die Beine vertreten konnten, stiegen wir aus. Ich musste dringend für kleine Mädchen und hoffte inständig, dass die Bewohner dieser Landschaft schon in der Zivilisation angekommen waren, Kanalanschluss hatten und ich nicht mit einem Plumpsklo vorliebnehmen musste.
    Wir überquerten den Hof und kamen an die Haustür, Lennox wie immer voran. Plötzlich schnellte Ben vor, an mir vorbei, und zog Lennox zurück.
    » Was?! « Lennox drehte sich gereizt um und verzog das Gesicht. Ben deutete auf die Haustür und forderte uns auf, still zu sein. Die Haustür war nur angelehnt. Lennox fluchte leise. Er atmete tief durch, als versuchte er, seine aufkommende Unruhe zu unterdrücken. Unwirsch bedeutete er uns zurückzubleiben, überlegte es sich noch einmal anders und zog mich an die Hausmauer neben der Tür. Vorsichtig stieß er die Tür ein Stück auf. Sie knarrte ohrenbetäubend laut in unserer Stille und Ben verzog sein Gesicht. Olivia war mit dem Mädchen an der Hand ein ganzes Stück zurückgetreten und beobachtete die Situation argwöhnisch. Lennox stieß die Tür mit einem Ruck auf, sodass sie an die Wand prallte und wieder zurückschwang. Wachsam und wie in Zeitlupe betrat er das Haus. Von einem Flur gingen drei Türen ab und eine Treppe nach oben. Zögernd traten wir hinter Lennox ein.
    Olive verzog ihr Gesicht angewidert. »Was stinkt hier so?«, fragte sie und zerriss damit die Stille. Ungläubig aufschnaufend wandte sich Lennox zu Olivia. Beschwichtigend hob sie die Hände und schloss mit einem imaginären Schlüssel ihren Mund.
    Wir traten von einem dunklen geräumigen Flur in eine kleine urige Küche. Auf dem alten wurmstichigen Holztisch stand eine Tasse und ein benutzter Teller mit Essensresten, die sicher schon mindestens einen Tag darauf warteten, weggeräumt zu werden. Eine Zeitung lag aufgeschlagen daneben, mit dem Datum von vorgestern. »Sieht so aus, als hätte hier jemand ziemlich plötzlich sein Haus verlassen und sei bislang nicht zurückgekehrt«, sinnierte Ben misstrauisch.
    »Oder hier ist jemand besonders schlampig. Schaut euch das mal an. Der Gestank kommt

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