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Cherryblossom - Die Zeitwandler (German Edition)

Cherryblossom - Die Zeitwandler (German Edition)

Titel: Cherryblossom - Die Zeitwandler (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mina Kamp
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doch auch Tomaten. Langsam rappelte ich mich auf und ging auf sie zu. Sie drehte sich hastig zu mir und ließ den Deckel mit einem Krachen wieder zufallen. Jetzt kam Ärger in mir auf, nun würde er sich wieder schwer öffnen lassen. Sie sah mich an und schüttelte behäbig den Kopf.
    Ich wusste nicht, was mit ihr los war und ich hatte auch keine Lust, mich damit zu befassen. Stattdessen machte ich mich am Deckel zu schaffen und wollte ihn wieder hochziehen. Es war sehr anstrengend und Louisa half mir immer noch nicht. Nicht einmal, als ich sie abermals aufforderte. Sie presste nur die Lippen aufeinander und schüttelte diesmal heftig den Kopf, sodass ihre langen Haare nur so um sie herumwirbelten. »Wenn du nicht magst, was da drin ist, musst du es ja nicht essen«, versuchte ich zu beschwichtigen. »Nun hilf mir doch bitte!«
    Endlich ließ sie sich erweichen. Sie trat schnell neben mich und gemeinsam zogen wir mit festem Griff den Deckel hoch.
    Kalter Nebel strömte aus dem alten röhrenden Ding auf uns zu. Der Nebel lichtete sich und ich sah in ein mit Eisblumen überzogenes Gesicht. Ich sog den Atem zischend ein, mein Magen sackte tiefer und ich spürte augenblicklich den bitteren Geschmack von Galle auf der Zunge . Die toten Augen des Mannes waren blicklos ins Nichts gerichtet. Seine Zunge hing bläulich aus dem halbgeöffneten Mund und auf seiner Stirn prangte ein dunkles verkrustetes Einschussloch.
    Benommen ließ ich den Deckel zuknallen, wandte mich ab und schwankte wie eine Betrunkene von der Truhe fort. Vom Hals abwärts spürte ich meinen Körper kaum noch, als ich mich auf allen Vieren wiederfand und mich in einer Ecke voller Spinnenweben übergab. Louisa legte sanft ihre kühlen Hände an meine Stirn und hielt mein Haar zurück. Es dauerte seine Zeit, bis mein Magen sich nicht mehr in Krämpfen wand und ich mich mühsam vom Boden hochstemmte. Louisas Blick lag wissend auf mir und sie ging, sich immer wieder umblickend, in Richtung Treppe. Ich stand unsicher auf meinen Beinen und sie blieb stehen, um mich fragend anzusehen.
    »Ja, ich weiß. Du hast gesagt, dass ich nicht reinschauen soll … irgendwie … jedenfalls.« Ich wischte mir noch einmal über den Mund und torkelte auf sie zu. Sie nahm meine Hand und zog mich die Treppe hoch. In der Küche stützte ich mich benommen am Türrahmen und Louisa trat nervös von einem Bein auf das andere.
    »Und? Was gibt’s zu essen?« Olivia drehte sich süß lächelnd zu uns um, bis sie argwöhnte: »Was ist los? Muss die mal aufs Klo, oder was tänzelt sie so?« Sie deutete mit einem Nicken auf Louisa. »Und warum siehst du so … grün … aus?« Sie zog ihre feinen Augenbrauen zusammen und holte tief Luft, um dann nach Ben und Lennox zu rufen, die sofort reagierten und hinter mir auftauchten. Mühsam kämpfte ich mich zu einem der Stühle und ließ mich auf ihm nieder. Mir war immer noch schlecht. Ich wollte von der Leiche in der Tiefkühltruhe erzählen, konnte aber nicht.
    »Ist was passiert?« Lennox sah mich besorgt an und eilte an meine Seite .
    »Es sollte vielleicht einer in den Keller gehen, in der Gefriertruhe …« Weiter kam ich nicht, weil mein Magen sich wieder zusammenkrampfte und versuchte, das letzte Bisschen, was noch drin sein konnte, herauszubefördern. Hektisch presste ich mir die Hand auf den Mund und stürzte zum Bad, an den völlig perplexen Blicken der Jungs vorbei. Das Letzte, was ich noch hinter mir hörte, war die Frage, ob Lennox mich vielleicht geschwängert hätte, inklusive einer Tirade an haltlosen Vorwürfen, bevor es in meinem Würgen unterging.
    Ich blieb mit der kühlenden Kloschüssel im Arm eine Zeit liegen, bis es an der Tür zaghaft klopfte. Lennox sah herein und blickte mich fragend an. Ich hielt ihm meine Hand hin und er zog mich sacht hoch. Er nahm mich wortlos in den Arm. Gequält stöhnte ich auf. »Jetzt findest du mich nicht mehr sexy, stimmt’s?«
    Er legte seinen Kopf in den Nacken, stieß ein heiseres Lachen aus und zog mich fester an sich. »Immer noch genauso wie sonst auch.« Seine Finger spielten mit meinem Haar und strichen meinen Nacken entlang.
    »Komm.« Er drehte den Wasserhahn auf und ich spülte mir ausgiebig den Mund aus.
    »Wir haben den Grund deiner Übelkeit gefunden.« Betroffenheit lag in seinem Gesicht und ich verdrehte die Augen, als eine neue Welle der Übelkeit über mich hinwegschwappte. Ich atmete tief und stützte mich an der Wand ab. »Wer ist das und wer hat … ihn erledigt

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