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Cherryblossom - Die Zeitwandler (German Edition)

Cherryblossom - Die Zeitwandler (German Edition)

Titel: Cherryblossom - Die Zeitwandler (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mina Kamp
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Die Sekunden verstrichen. Ich sah Lennox’ ernste Miene im Rückspiegel. Der Mann ließ uns unglaublicherweise passieren. Seufzend atmete ich aus und rutschte beim Anfahren erneut über die Ladefläche. Nach ein paar Augenblicken kletterte ich auf den Beifahrersitz. Lennox sah nur kurz von der Straße zu mir . S eine Hände umschlossen das Lenkrad so stark, dass seine Knöchel weiß hervortraten.
    »Und jetzt?«, fragte ich unsicher. Wo sollte und wo wollte ich hin?
    »Jetzt verschleppe ich dich in meine Höhle.« Er blickte mich düster an. Ich überlegte kurz, ob ich beunruhigt sein sollte, beschloss dann aber, es nicht zu sein. Die Müdigkeit begann mich einzuhüllen. Lennox sah mich noch einmal tief und ernst an. Meine Augenlider wurden immer schwerer. Er beschleunigte das Tempo, das Brummen des Motors wurde lauter und gleichmäßiger. Mühsam versuchte ich, mich gegen den Schlaf zu wehren , hob meinen Blick und sah zu Lennox auf, der verbissen auf die Straße sah. Er war so schön. Seine erhabene Ausstrahlung fesselte mich. Ich blinzelte. Er erinnerte mich an einen jungen Adligen oder einen befehlshabenden Soldaten aus alten Zeiten, wie ich sie mir vorstellte. Obwohl sein junges Aussehen und seine zerzausten Haare eigentlich nicht zu der Autorität, die er versprühte, passten. Es hingen noch ein paar Spinnweben in einer Strähne seines Haares und an seiner Wange klebte etwas Schmutz . In mir wurde das Verlangen geschürt, den Dreck fortzuwischen und mit meinen Fingern sein Haar wieder in Ordnung zu bringen . Mit gequältem Blick schaute er wieder zu mir und ich fragte mich noch, was es sein mochte, das ihn quälte, als die Gedanken immer unklarer wurden. Müdigkeit zog an mir wie ein Mühlstein um meinen Hals.
    »Machst du das?«, flüsterte ich matt, darum bemüht, ihn nicht aus den Augen zu lassen.
    »Schlaf« war alles, was seine raue und zugleich sanfte Stimme mir sagte ...
     
    Sie schlief immer noch tief und fest. Der Mond stand hoch am Himmel. Es war seine Zeit. Es wäre eine schöne Nacht gewesen, um ein wenig umherzustreifen. Nachdem er Hanna in den Schlaf geschickt hatte, war er so schnell wie möglich zu seiner kleinen Wohnung in der Hamburger City gefahren. Hier war das Wohnen ziemlich anonym. Keiner kümmerte sich um den anderen, anders als auf dem Land. Das gefiel ihm.
    Als die Cherryblossoms noch ländlich in England gewohnt hatten, musste er mehrfach umziehen, weil den Leuten auffiel, dass er sich nicht veränderte. Sie schauten einfach zu genau hin. Es war lästig, aber er musste in Hannas Nähe bleiben, also hatte er sich arrangiert. Seit Henry Cherryblossom mit seiner Nichte nach Hamburg gekommen war, wurde es etwas entspannter für ihn, da die Anonymität der Großstadt ihn verschluckte. Und weil er meistens nachts aus dem Haus ging, lief er fast nie irgendwelchen Mitbewohnern über den Weg.
    Er wachte nun schon seit so langer Zeit über Hanna, kannte so viel von ihr und doch so wenig. Es ist ein riesiger Unterschied, wie sich das Unterbewusstsein verhält und wie ein Mensch sich im wahren Leben gibt. Jetzt stand er in der Beifahrertür und ließ seinen Blick über das schlafende Mädchen wandern. Ein Schmunzeln huschte über sein Gesicht, als er daran dachte, wie sehr sie sich gegen den Schlaf gewehrt hatte.
    Ihm war klar, was er jetzt zu tun hatte. Er musste Kontakt zu ihrem Vater aufnehmen und sie ihm schnellstmöglich ausliefern. Damit wäre sein Auftrag erledigt und er könnte sich endlich anderen Dingen widmen. Eine unbestimmte Wehmut streifte ihn bei dem Gedanken, sie vielleicht lange nicht mehr zu sehen. Er fühlte sich ihr verbunden, war sie doch seine einzige Konstante in den letzten Jahren gewesen. Ihr Wesen war einfach zauberhaft. Wobei es ihn immer wieder erstaunte, dass sie sich überhaupt nicht so wahrnahm. Sie war klug, kreativ und warmherzig. Sie hielt eine innere Stärke bereit, von der sie nichts ahnte. Dessen war er sich sicher.
    Er nahm sie vorsichtig hoch und schloss die Tür des Transporters. Sachte trug er die zierliche Person zum Mehrparteienhaus. Sie war nicht gerade schwer, aber er hoffte trotzdem, dass der Aufzug endlich repariert war. Der Gedanke, sie in den dritten Stock zu tragen, reizte ihn nicht sonderlich. Er drückte auf den Knopf und siehe da, der Aufzug setzte sich knarrend in Bewegung.
    In der Wohnung legte er das tief schlafende Mädchen in sein Bett. Er dachte, dass sie ohne die enge Jeans sicher besser schlafen würde. Er hatte sich in der Größe

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