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Cherryblossom - Die Zeitwandler (German Edition)

Cherryblossom - Die Zeitwandler (German Edition)

Titel: Cherryblossom - Die Zeitwandler (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mina Kamp
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Gesicht. Ich lief schon einige Minuten, als ich weit entfernt eine Straßenbahnstation sah. Die Straßennamen und Wege kamen mir immer noch nicht bekannt vor. Mir war nicht klar, was ich jetzt als Nächstes tun sollte. Alleine mit der Bahn nach Hause fahren wäre eine Option. Aber was dann? Ein plötzliches Reifenquietschen ließ mich herumfahren. Das Fenster eines großen Volvos surrte herunter und Lennox lehnte sich zu mir herüber.
    »Steig ein, Hanna.«
    Ich antwortete nicht und überschlug meine Möglichkeiten.
    »Ich kann dich auch zwingen«, drohte er.
    Abrupt blieb ich stehen und unterdrückte einen wütenden Aufschrei. Beim Einsteigen versuchte ich, mein letztes Bisschen an Würde zu wahren und sah stur an ihm vorbei, klatschnass und unsicher darüber, wie es für mich weitergehen sollte. Ich hasste es, von diesem verwirrenden Typen abhängig zu sein. Eilig fuhr er an und machte sich daran, die Heizung anzustellen.
    »Du bist klatschnass, aber um deinen sturen Kopf zu befriedigen, werden wir jetzt gleich zu dir fahren und du kannst nach deinem Kater sehen. In Ordnung?«
    Halb verärgert, halb amüsiert sah er mich von der Seite an und räusperte sich. Das unruhige Tippen seines Fingers auf dem Lenkrad machte mich nervös und mein Blick huschte unfreiwillig immer wieder zu ihm. Man konnte merken, dass es ihm nicht behagte, dorthin zu fahren. Da ich aber auf keinen Fall eine neue Diskussion über dieses Thema entfachen wollte, schwieg ich und fragte nicht, was er so beunruhigend fand. Eine Zeit lang saßen wir schweigend nebeneinander. Er wirkte angespannt.
    »Darf ich dich etwas fragen?«
    »Immer doch.« Er sah mich leicht genervt an, was mich mehr kränkte, als ich für möglich gehalten hätte.
    »Warum tust du das alles? Ich meine, bezahlt mein Vater dich dafür, dass du den Babysitter spielst?« Ich presste meine Lippen zusammen. Er versteifte sich kurz, um gleich wieder seiner lässigen Haltung Platz zu machen.
    »Es ist ein Job, gut bezahlt, bis vor Kurzem mit flexiblen Arbeitszeiten. Und ich nehme meinen Job sehr ernst.« Seine Augen ruhten einen Moment kühl auf mir. Als ich spürte, wie mir meine Verletzlichkeit übers Gesicht huschte, meinte ich, ein winzigen Moment etwas anderes in seinem Blick zu sehen als die kalte Abweisung. Er atmete hörbar aus. »Anderes Thema: A ls du deine ersten Zeitverschiebungen erlebt hast ... wie war das für dich?«
    Ich entspannte mich ein wenig und war dankbar für den Themenwechsel. »Du meinst, davon abgesehen, dass ich einen Nervenzusammenbruch hatte, weil ich einen widerwärtigen Mord und seltsame Kreaturen gesehen hatte?« In dem Versuch, eine Augenbraue hochzuziehen, um spöttisch auszusehen, bot ich ihm die Stirn. Es gelang mir wohl weniger gut, weil ich beide Augenbrauen hochzog, was mir eher einen verblüfften Gesichtsausdruck verliehen haben musste, denn er beeilte sich, weiter auszuholen.
    »Ist es so, dass du dich in diesen Momenten nicht frei bewegen kannst?«, fragte er ernsthaft interessiert.
    »Es ist … als würde man sich im Wasser bewegen, oder als wenn … alle Gliedmaßen an Gummibändern hängen würden. Es ist ein schwerfälliges Gefühl, denke ich.« Ich konnte es kaum beschreiben, mir fehlten die passenden Worte für diesen seltsamen Zustand, der sich so beklemmend anfühlte.
    »Okay, dann ist deine Entwicklung gerade erst am Anfang. Es wird vermutlich Jahre dauern, bis du ausgereift bist. Von deiner emotionalen Entwicklung einmal abgesehen.« Jetzt lächelte er mich neckend an und in seinen Augen leuchtete es belustigt. Seine kalte Schönheit schmerzte beinahe und ich versuchte zaghaft zurückzulächeln.
    Er versteifte sich und seine Hand schloss sich fester um das Lenkrad. Sein Lächeln verschwand und wich verwirrender Härte.
    »Was ist mein Vater? Ich meine, er kann ja schlecht eine Nymphe sein, oder doch?« Der Gedanke erheiterte mich und ich musste schmunzeln.
    »Nein, er ist vieles . Wir Zeitwandler entwickeln unsere Fähigkeiten und Vorlieben je nach Charakterzug. Das bedeutet, es entscheidet nicht nur die Vererbung, was du wirst, sondern letztendlich dein Wesen. Dein Vater ist vieles…« Er sah angestrengt aus und hatte seine vollen Augenbrauen grüblerisch zusammengezogen. »Unter anderem ist er Ratsmitglied. Wenn du so willst, das Gesetz der Zeitwandler . Du wirst ihn bald kennenlernen.«
    »Und wenn ich das nicht will?« Ich verschränkte die Arme und sah ihn herausfordernd an.
    »Tut mir leid für dich, dieser Tatsache wirst

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