Cherryblossom - Die Zeitwandler (German Edition)
irgendetwas darüber?«
»N... n... nein, wo... woher denn?«, stotterte ich verwirrt. »Bis vor kurzer Zeit war ich noch ziemlich selig ahnungslos«, flüsterte ich. »Ich weiß nur, dass Henry angeblich zwei Artefakte aus irgendeinem Forschungslabor oder so gestohlen haben soll, das hat mir diese Kriminalpsychologin erzählt.«
»Eine Kriminalpsychologin?« Er zog die Augenbrauen hoch und dachte nach.
»Seltsam.« Er wirkte für einen Moment abwesend.
Auf dem Rücksitz machte sich November bemerkbar, indem er ein langgezogenes Miauen hören ließ.
Lennox runzelte die Stirn. »Was machen wir mit dem Kater?«
»Du magst ihn nicht, oder?«
»Nein, nicht besonders.« Er legte den Kopf schief und versuchte sich an einem Lächeln, was ihm etwas Jungenhaftes verlieh.
»Wir müssen ihn aber mitnehmen«, versuchte ich es. »Er kann ja nicht alleine bleiben.«
»Auf keinen Fall.« Er machte ein ziemlich erschrockenes Gesicht , was in einer anderen Situation zum Schreien komisch hätte sein können, und beeilte sich, mir diese Idee auszureden.
»Wir werden nicht mehr lange in meiner Wohnung sein und dann können wir ihn nicht mitnehmen. Hast du niemanden, dem du das Teufelstier anvertrauen kannst?« Halb mitleidig, halb angewidert sah er auf November auf meinem Schoß. Ich überlegte angestrengt.
»Meine Freundin Maike vielleicht, sie hat selber eine Katze und wohnt nur ein paar Straßen weiter. Außerdem möchte ich meine Freunde eh noch mal sehen, bevor ich auch nur in Erwägung ziehe, mich von dir nach Amerika verschleppen zu lassen.« Lennox sah mich ernst und nachdenklich an. »Hast du schon mal darüber nachgedacht, was deine Freundinnen sagen, wenn du mir nichts, dir nichts bei ihnen auftauchst? Sie denken doch sicher, dass du immer noch im Sanatorium bist, oder etwa nicht? Wie haben sie es überhaupt aufgefasst, dass du verdächtigt wirst, einen Mitschüler … sagen wir mal … erledigt zu haben? Ich nehme an, sie wissen von dieser Kleinigkeit?«
Seine ganze Körperhaltung versprühte Spott und Hohn. Ein wütendes Beben ging durch meinen Körper und ich hatte alle Mühe, vor Zorn nicht loszuheulen. Wie konnte er nur so ein Ekel sein? Natürlich hatte ich auch schon darüber nachgedacht, wie sie reagieren würden. Ich wusste nicht, wie viele Details oder nähere Umstände sie über Marks Tod kannten.
»Ich weiß schon, was ich tue«, ätzte ich zurück und hoffte inständig, dass dem auch so war. Mit einem tiefen Seufzer startete er den Motor und sah mich noch einmal ernst an. »Also haben wir einen Deal? Du siehst deine Freunde noch einmal, bringst den Kater unter und anschließend machst du mir keinen Ärger und kommst brav mit?«
Feierlich hob ich meine Hand zum Schwur und setzte mein unwiderstehlichstes Lächeln auf.
»Wo müssen wir hin?«, fragte er voller neuem Tatendrang.
»In die Nähe des Pandora , Neulanderweg 46.«
Er beugte sich vor und machte sich an der Amatur zu schaffen. Ich vermutete, dass er die Adresse in ein Navigationssystem eingab. Einige Momente später waren wir schon auf der Schnellstraße. Angestrengt überlegte ich, ob Maike wohl schon zu Hause sein würde. Es war drei Uhr nachmittags, also standen die Chancen, sie alleine zu Hause anzutreffen, ganz gut.
Vor der Haustür meiner Freundin war mir mulmig. Mein Magen stach und innerlich stieg ein kleines Beben in mir auf. Meine Freunde waren das einzig Vertraute, was mir im Augenblick noch geblieben war. Wenn sie sich von mir abwandten, bliebe mir vorerst nichts mehr. Lennox wollte im Wagen warten. Er war der Auffassung, dass es weitgehend ungefährlich sei, mich kurz mit Maike alleinzulassen, wenngleich ein kurzes Misstrauen in seinem Blick aufflackerte. Ich tat so, als hätte ich es nicht wahrgenommen.
Nun stand ich hier auf der Türschwelle, vor einem Teil meines alten Lebens, und wartete auf Einlass. Unruhig wippte ich auf meinen Zehen und sprach leise kurze Gebete vor mich hin. Ich hörte Schritte und die Tür schwang langsam auf. Unwillkürlich hielt ich die Luft an, der Kater zappelte schmerzhaft ungeduldig auf meinem Arm und sprang mir fast herunter. Maike stand in der Tür, das Telefon am Ohr. Sie hatte ihre braunen Locken oben auf dem Kopf zusammengebunden und eine herausgerutschte Locke tanzte vorwitzig auf ihrer Stirn herum. Sie lächelte über irgendetwas, das jemand am Telefon gesagt haben mochte. Ihr Leben war noch völlig normal und ein kleines bisschen Neid erfasste mich. Jetzt schnellte ihr Blick vor die
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