Cherryblossom - Die Zeitwandler (German Edition)
Lillithkinder. Die Nymphen sind sehr vielfältig. Die drei, mit denen du es zu tun hattest, waren Baobhan-Sith, sie sind Blutsauger und Waldnymphen. Ich nehme an, dass du eher zu den Naturgeister-Nymphen gehörst, wie zum Beispiel die Nymphen der Elemente. Feuer, Wind, Wasser, Erde. Du stiehlst durch einen Kuss, das ist sehr…wie war das Wort noch gleich ... sexy .«
Seine unglaublichen Augen funkelten mich belustigt an und meine Hände wurden unruhig.
»Das ist ja sehr beruhigend«, brachte ich ironisch hervor und pulte an meinen Fingernägeln herum. »Was ist, wenn wir nicht stehlen?«
»Das ist sehr schwierig. Ab einem gewissen Alter müssen wir es tun. Der Hunger ist fast nicht auszuhalten. Außerdem würden wir wieder anfangen zu altern, was, wenn man erstmal ein paar hundert Jahre alt ist, dann auch schneller abläuft als normalerweise. Der körperliche Verfall würde rasend voranschreiten.«
»Wie alt bist du? Ich meine, wann war deine Entwicklung abgeschlossen?«
»Ich bin einundzwanzig, die Wandlung fing bei mir mit neunzehn an und abgeschlossen war sie dann mit … lass mich überlegen … einundzwanzig.« Er legte den Kopf in den Nacken, was sein Haar vorwitzig auf seiner Stirn tanzen ließ und lachte klar auf.
»Und wie alt bist du wirklich?« , fragte ich beharrlich und beugte mich ihm, ohne, dass ich es bewusst wahrnahm, entgegen. Er zog eine Augenbraue hoch und brachte sein Gesicht näher an meines heran. »Einundzwanzig«, hauchte er. Ob er wusste, dass er begann, mich aus der Fassung zu bringen?
»Also hat mein Vater damals einen achtjährigen zu meiner Rettung vorbeigeschickt? Sehr effektiv« , spottete ich und entzog mich der Nähe zu ihm, indem ich mich w ieder zurücklehnte.
»Wenn ich dir mein wahres Alter verraten würde, würdest du niemals mit mir ausgehen.« Jetzt lehnte er sich auch wieder zurück, funkelte mich an und ich versuchte, mich zu entspannen. Sein dunkler Blick bohrte sich in meinen und mir stockte erneut der Atem.
»Flirtest du mit mir?«, fragte ich erstaunlich mutig und wunderte mich über mich selbst . Einen winzigen Moment flackerte Schmerz in seinem Gesicht auf, bevor es sich zu einer kühlen Maske versteinerte.
»Du solltest jedenfalls nicht mit mir flirten«, raunte er gefährlich , stand auf und räumte die restlichen Frühstückssachen zusammen . Mir war nicht ganz klar, was da gerade passiert war, warum er mit einem Mal so kalt und unfreundlich war. Ich verspürte den Wunsch zu gehen und stand auf . »Ich will nach Hause.«
»Wollen wir nicht alle irgendetwas, Hanna?«, fragte er, jetzt wieder ganz abgeklärt und kühl, was mich wütend machte.
»Ich muss wissen, wo Henry ist und ich muss nach meinem Kater schauen. Er ist , wer weiß wie lange schon, auf sich allein gestellt.«
»Und ich muss dich zu deinem Vater bringen«, warf er ein, ohne mich anzublicken.
Jetzt war ich wirklich gereizt. »Ich werde nach Hause gehen und nach meinem Kater sehen!«
Er zog überrascht die Augenbrauen hoch. »Du wirst gleich mit mir einen Ausflug machen. Wir haben etwas zu erledigen und deinem Kater geht es sicher gut. Wo Henry ist, wirst du nicht erfahren, indem du in eurer Wohnung herumlungerst. Ganz andere Leute finden nicht heraus, wohin er verschwunden ist.«
Ich versteifte mich. »Du bist … so was von bestimmend !« Ich hatte nicht übel Lust, trotzig mit dem Fuß aufzustampfen, konnte diesen Impuls aber gerade noch unterdrücken. »Nur damit du es weißt, ich werde ganz sicher nicht zu meinem Vater gehen. Da kannst du dich mit deiner scheißarroganten Art auf den Kopf stellen.«
Schnell sprang ich nach vorne und rannte zur Tür. Ich sprach ein Stoßgebet zum Himmel, dass die Tür bitte nicht verschlossen sei und drückte die Klinke. Sie war offen! Hastig stürzte ich in den Hausflur und anschließend die Treppenstufen hinunter. Hinter mir hörte ich Geschirr klirren und ein wütendes Knurren: » Hanna! « Ein atemloses Lachen entglitt mir auf meiner Flucht über diesen kleinen Sieg.
Unten angekommen zog ich eilig die Tür auf und trat auf die Straße. Ich hatte keinen blassen Schimmer, wo ich war und zu allem Überfluss goss es auch noch in Strömen. Ich rannte in den Regen hinein, sprintete die Straßen entlang, sprang über Pfützen und fluchte über meine kaum vorhandene Orientierung. Eine Seitenstraße erweckte den Eindruck, als würde ich sie kennen und ich bog hinein. Es erwies sich leider als Irrtum und ich schob mir einige nasse Haarsträhnen aus dem
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