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Cherryblossom - Die Zeitwandler (German Edition)

Cherryblossom - Die Zeitwandler (German Edition)

Titel: Cherryblossom - Die Zeitwandler (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mina Kamp
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Haustür und im Erkennen wich ihr Lächeln einer Mischung aus Bestürzung und Misstrauen. Ich spürte einen heftigen Stich in meiner Brust und blickte verlegen zu Boden.
    »Ich muss auflegen. Ich ruf später zurück.« Sie ließ das Telefon sinken. Zaghaft versuchte ich ein Lächeln, das mir, wie mir schien, kläglich misslang.
    »Ich hab dir ja schon oft gesagt, du sollst durch den Spion schauen. Das hält unliebsame Gäste aus dem Haus, weißt du? Man kann sich dann noch einmal überlegen, ob man öffnet.«
    Ich fühlte mich jede Sekunde unwohler und war dankbar, als Wärme sich auf ihrem Gesicht ausbreitete und sie zaghaft lächelte.
    »Komm rein!« Endlich ergriff sie überraschend fest meinen Arm und zog mich samt Kater durch die Tür, die hinter uns klackend ins Schloss fiel. November sprang auf den Boden und schüttelte sich. Ich hätte es ihm gerne gleichgetan, um meine Anspannung förmlich wegzuschütteln. Maike schaute mir tief in die Augen und  trat vorsichtig auf mich zu. Hinter meinen Lidern brannten Tränen und ich musste schwer schlucken. Ihre lieben zarten Hände schlossen sich zart um mein Gesicht, als sich die erste Träne löste. Angestrengt biss ich mir auf die Unterlippe, die verdächtig anfing zu beben.
    »Meine Hanna … komm, wir setzen uns.« Sie zog mich hinter sich her in die Küche. Vorsichtig nahm sie mich in die Arme, um sich schnell wieder zu lösen und mir einen Stuhl unter den Hintern zu schieben.
    »Wie geht es dir? Du bist also wieder entlassen? Und warum hast du November dabei?« Sie blinzelte unsicher vor sich hin und spielte entrückt mit einer ihrer Locken, die sie immer wieder fest um einen Finger wickelte.
    »Ja, natürlich bin ich entlassen«, log ich. »Ich wollte dich fragen, ob es möglich ist, dass du November eine Zeit lang nimmst. Henry und ich werden eine Weile nicht hier sein und wir können November nicht mitnehmen.«
    Wie aufs Stichwort kam der Kater hereingestiefelt. Im Schlepptau Maikes Katze Fay, die weniger begeistert über den Eindringling zu sein schien. Sie peitschte aufgeregt und zornig mit ihrem Schwanz hin und her.
    November schien das nicht zu imponieren, er setzte sich vor uns und miaute laut und klagend .
    »Ich fürchte, er hat Hunger«, stellte ich schuldbewusst fest.
    »Ist der kastriert?«, fragte Maike grinsend. Als ich nickte, sagte sie überschwänglich : »Klar kann ich ihn nehmen. Und wann bist du wieder da? Musst du noch in eine andere Klinik und eine Therapie machen, oder so?«
    Ich schaute sie prüfend an und nickte. In Situationen, in denen ich log, nahm ich gern jede Vorlage, die ich kriegen konnte.
    »Hanna, was ist wirklich passiert, als Mark gestorben ist? Es wird erzählt, dass du … « Sie unterbrach sich und schaute hilflos aus dem Fenster.
    »Es war ein Unfall, wir wurden überfallen. Ich wollte ihm helfen und in diesem ganzen Gemenge habe ich ihn aus Versehen ... «, ich machte eine lange Pause. »... getroffen ... mit einem Stein und es war zu kräftig … der Schlag.« Ich erzählte ihr eine glaubhafte Version dessen, was geschehen war und lenkte das Thema wieder auf das Tier. Mir war elend und ich hatte auf einmal unglaubliche Angst vor Maikes Reaktion.
    Steif saß ich auf dem Stuhl und mein Bein fing vor Anspannung leicht an zu zittern. Maike war ruhig und wandte sich mir zu. Ich versuchte, in ihren Augen zu lesen, was mir nicht gelang.
    »Ich glaube dir.« Sie rückte einen Stuhl zu meinem heran und setzte sich mir gegenüber.
    »Übermorgen ist seine Beerdigung.«
    Schwer schluckend erschauderte ich einen Moment. »Oh«, war alles, was ich farblos hervorbrachte.
    »Hanna, weißt du, dass man dich gestern gesucht hat?«
    Jetzt wurde ich hellhörig. »Nein, wer hat mich denn vermisst?«, fragte ich scheinheilig und versuchte, meine Unruhe mit einem Lächeln zu überspielen.
    »Ich denke, Henry? Da hatte so ein Mann bei uns geklingelt. Es war schon ziemlich spät und meine Mam war an der Tür. Der Typ war ein Arbeitskollege von deinem Onkel. Henry war noch im Labor oder der Uni oder so. Anscheinend hatte er versucht, dich telefonisch zu erreichen, aber du bist nicht ans Telefon gegangen. Da hat er den Kollegen gebeten, nach dir zu sehen, weil es dir ja noch nicht so gut geht. Und da du nicht zu Hause warst, hat Henry dich hier vermutet. Seit wann bist du denn eigentlich wieder zu Hause?« Ich war verwirrt. Wer konnte das gewesen sein? Henry war doch verschwunden, oder nicht? Abwesend plapperte ich vor mich hin : »Aber Henry

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