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Cherryblossom - Die Zeitwandler (German Edition)

Cherryblossom - Die Zeitwandler (German Edition)

Titel: Cherryblossom - Die Zeitwandler (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mina Kamp
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ließ es auf den Alten niederfahren. Dann sprang er über den leblosen Körper hinweg auf mich zu und kam federnd vor mir zum Stehen. Mein Sichtfeld wurde immer kleiner, ich sah ihn am Ende eines schwarzen Tunnels, wie er mit mir sprach. Aber ich konnte ihn nicht verstehen, verfolgte nur die Bewegungen seiner Lippen. Dann erfasste mich eine Welle voller Schwärze und riss mich nieder ...
     
    Lennox hatte zwei Fahrkarten bis in die Neustadt besorgt und eine Cola aus dem Automaten gezogen. Die U-Bahn würde in fünfzehn Minuten abfahren und er befand sich gerade auf dem Rückweg, als er den markerschütternden Schrei hörte, der ihm das Blut in den Adern gefrieren ließ.
    Sofort ließ er die Coladose fallen und stürzte kopflos vorwärts. Angst kroch in sein Herz und er versuchte, abermals seine Schritte voranzutreiben. Er dachte gerade darüber nach, die Zeit zu stoppen, da nahm er die Präsenz des Zeitwandlers bereits wahr. Demjenigen, der Hanna angriff, würde es nicht im Geringsten einen Nachteil verschaffen, wenn er die Zeit stoppte. Ihn würde es nur Kraft kosten und der Angreifer könnte sich trotz Zeitwandel genauso schnell bewegen wie er selbst. Und Hanna? Sie würde nicht einmal mehr flüchten können. Er fluchte zwischen zusammengebissenen Zähnen und schalt sich einen Idioten, weil er sie alleingelassen hatte.
    Als er um die Ecke bog, sah er den Wendigo, der Hanna in seiner Gewalt hatte. Ihre panischen Schreie traten einen ungewohnten Schmerz in ihm los. Voller Wut zog er sein Messer im Laufen und stürzte sich ohne nachzudenken auf den Zeitwandler. Dieser war so in wilder Mordlust, dass Lennox den Überraschungseffekt für sich nutzen konnte. Er stieß das Messer gekonnt bis zum Schaft in seinen Rücken direkt bis zum Herz. Das würde ihn zumindest eine gewisse Zeit außer Gefecht setzen.
    Der Wendigo drehte sich benommen zu ihm um und in dem Moment des Erkennens brach er vornüber zusammen. Lennox hieb ihm noch einmal ins Herz und stürzte zu Hanna.
    Sie lag rücklings an eine Säule gelehnt, ihr Atem kam viel zu rasch und stoßweise. Ihre Augen waren weit aufgerissen, sodass man das Weiße deutlich sah.
    »Ganz ruhig, ganz ruhig atmen. Hanna, langsam.« Eindringlich redete er weiter. Ihre Lider flatterten leicht und sie sackte in sich zusammen.
    »Ruhig, Hanna. Ich bin hier.«
    Behutsam drückte er ihren Kopf an seine Schulter und wiegte sie sacht hin und her, während er unentwegt auf sie einsprach. Warum nur hatte er sie alleingelassen?! In dem Moment rollte die U-Bahn ein. Er zog seine Jacke bis zum Hals zu, um die Blutflecken zu verdecken, die von dem Wendigo auf sein Hemd gespritzt waren. Vorsichtig hob er Hanna auf und nahm sie auf die Arme. Schnellen Schrittes trug er sie zur U-Bahn. Die Tür öffnete sich und er trat ein, Hannas Kopf auf seine Schulter gebettet. Eilig setzte er sich mit Hanna auf einen großen Platz. Es war keiner in diesem Abteil und auch draußen war alles gespenstisch leer. Er behielt sie auf seinem Schoß, horchte auf ihren Ruhigerwerdenden Atem und streichelte ihr über ihr helles seidiges Haar. Aufgewühlt betrachtete er ihr verschwitztes Gesicht und die kleinen Schürfwunden. Wie töricht er gewesen war! Sie hätte sterben können!
    Die Bahn setzte sich ruckelnd in Bewegung. Als er durch das Fenster auf den Bahnsteig sah, entdeckte er den Wendigo, der sich gerade aufrappelte und sich langsam zur Bahn umdrehte. Mit seinem lodernden mörderischen Blick sah er ihm direkt in die Augen. Die Wut darin ließ Lennox stocken, schnell wandte er den Blick ab. Rachegelüste machten sich in ihm breit. Er sollte später noch einmal zurückfahren und es zu Ende bringen. Durch seine Ausbildung hatte er durchaus Möglichkeiten, solch eine widerwärtige Kreatur zu erledigen. Und die Autorisierung hatte er allemal. Gerade, was Hanna betraf, hatte er so einige Möglichkeiten, die gegebenen Gesetze zu umschiffen.
    Zwei Stationen später stiegen einige Leute zu und beäugten die beiden misstrauisch. Der Schaffner kam und murmelte irgendetwas über junge Leute und zu viel Alkohol. Anscheinend war er der Auffassung, dass Hanna nur zu viel getrunken hatte. Gut so, solange keine weiteren Fragen gestellt wurden. Der Schaffner hatte wohl so seine Erfahrungen gemacht im Laufe seiner Bahnkarriere, denn er bat Lennox zuzusehen, dass sie ihm nicht den Zug vollkotze. Der Nachtalb nickte stumm und hoffte, dass er nun in Ruhe gelassen würde.

Olivia
     
    Es war bereits fünf Uhr morgens und es wurde

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