Cherryblossom - Die Zeitwandler (German Edition)
Kopf schief und schien mich für einen Augenblick zu studieren. Meine Beine wurden schwach und ich setzte mich erneut. »Hast du vielleicht etwas Kleingeld?«, fragte er, mich immer noch interessiert musternd. Ich hoffte, er würde bald wieder verschwinden. Seine Alkohol- und die übrigen Körperausdünstungen drangen zu mir herüber und ich musste mich anstrengen, nicht die Nase zu rümpfen. Eifrig wühlte ich in meiner Jackentasche, da ich der Meinung war, vorhin dort Geklimper gehört zu haben. Bedauernd den Kopf schüttelnd hob ich den Blick und war beunruhigt über die Art, wie er sich prüfend in der Gegend umsah.
Unvermittelt wurden seine blutunterlaufenen Augen hart und undurchdringlich. Mir brach kalter Schweiß aus, als sich ein eiskaltes Grinsen auf seinem Gesicht ausbreitete. Ich erstarrte in meiner Bewegung, konnte den Blick nicht mehr von ihm loskriegen. Von der anfänglichen Freundlichkeit war keine Spur mehr zu sehen. Erst jetzt nahm ich seine Präsenz so richtig war. Ähnlich wie bei Lennox oder den Zeitwandlern, die ich bis dahin sah, umgab ihn dieses leise Flimmern dann und wann , wie zuckende Wellen.
Er kam näher und ich spürte, wie Panik meinen Magen in einen Eisklumpen verwandelte. Mit einem Ruck sprang ich auf, doch der Alte wuchs urplötzlich über sich hinaus. Doppelt so groß wie eben noch ragte er über mir empor und entblößte eine Reihe spitzer gelber Zähne. Sein Arm schnellte vor, ich sprang zur Seite, stürzte zu Boden und schob mich auf den Rücken. Er verfehlte mich nur um Haaresbreite und hockte jetzt wie ein Tier sprungbereit auf der Bank.
Ein heiseres grausames Lachen brach aus ihm heraus, das mich aufstöhnen ließ. Er wirkte immer größer, als würde er weiterwachsen. Angsterfüllt robbte ich rücklings von ihm weg und rappelte mich hastig auf. Ich wimmerte, holte tief Luft. Zitternd stand ich vor dem greisen Ungetüm, während mein Schrei schrill die Stille der U-Bahn-Station durchbrach. Ich taumelte hektisch weiter rückwärts, bis ich über den Fuß der Bank stolperte und fiel genau in dem Moment zu Boden, als das Monster sich auf mich stürzte. Hastig rollte ich mich weg von ihm. Auf dem Bauch versucht e ich, fortzurobben. Ein Schmerz im Bein ließ meinen Blick zurückfliegen. Seine klauenartigen Finger bohrten sich in mein en Unterschenkel . Ein geiferndes Knurren aus seiner Kehle , sein Gesicht, das einer pulsierenden Fratze glich. Zitternd füllte ich erneut meine Lungen mit Luft und schrie Lennox’ Namen . Meine Finger krallten sich in den Betonboden. Meine Nägel brachen schmerzhaft und die Haut meiner Finger riss auf. Der Alte zog mich an meinem Bein zu sich heran. Hektisch strampelte ich mich auf den Rücken. Während ich ihm in sein widerwärtiges Antlitz sah, trat ich mit meinem freien Bein verzweifelt um mich. Ein ersticktes Schluchzen entwich mir.
Die geifernde Fratze des Alten grinste mir unbeirrt entgegen. Ein Speichelfaden zog sich bis zu seinem Kinn, tropfte zäh zu Boden. Seine Augen waren kohlrabenschwarz und hatten jegliche Menschlichkeit verloren.
Erneut packte er mit seinen knochigen Fingern wuchtvoll zu. Ich glaubte, meine Knochen brechen zu spüren und brüllte los. Er brachte sein Gesicht mit den widerwärtigen gelben Zähnen immer näher an meines heran. Ich roch fauligen Gestank seines Atems . Sein kehliges Grollen dröhnte mir laut entgegen. In dem Glauben, dass er mich jetzt töten würde, schloss ich zitternd die Augen, presste sie fest zusammen.
Da geschah das Unglaubliche: Er ließ urplötzlich wieder von mir ab. Verwundert über das ausbleibende Ende sah ich wieder auf. Als sei er überrascht, fuhr der Alte auf einmal hoch und brach in gurgelndes Gestöhne aus. Seine schwarzen, eitrigglasigen Augen weiteten sich, als er auf einen sich rasch ausbreitenden Blutfleck auf seiner Brust starrte. Ich robbte zitternd weiter von ihm zurück, trat nach ihm und er gab mich endgültig frei.
Lennox ragte über dem Ungetüm auf, in seiner Hand das Messer, welches er dem Monster von hinten in den Rücken gerammt hatte. Der Alte fuhr herum und stürzte auf Lennox zu. Ich hielt mir die zitternden Hände vor den Mund und verschluckte einen Aufschrei. Lennox verpasste ihm einen kraftvollen Tritt in den Bauch, der ihn stoppen ließ. Seine gurgelnden Laute verstummten und er brach vornüber vor Lennox zusammen.
Ich starrte ungläubig auf das, was sich vor mir abspielte. Lennox holte mit versteinertem Gesicht ein weiteres Mal mit dem Messer aus und
Weitere Kostenlose Bücher