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Cherryblossom - Die Zeitwandler (German Edition)

Cherryblossom - Die Zeitwandler (German Edition)

Titel: Cherryblossom - Die Zeitwandler (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mina Kamp
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hatten Jork schon passiert und waren auf direktem Weg zum Alten Hafen. An mir zogen Autos vorbei, Bäume, Radfahrer, Häuser und Menschen. All diese Dinge waren nur vage fremde Eindrücke ohne Belang, ein Versuch, meinen Kopf mit anderen Gedanken zu füllen. Als ich etwas Bekanntes aus den Augenwinkeln wahrnahm, horchte mein Geist auf. Eine Frau in einem weißen Kleid mit weißen Haaren. Sie blickte mir für einen Moment fest mit ihren glutroten Augen entgegen, bevor sie aus meinem Blickfeld verschwand. Ich verrenkte mich auf meinem Platz, um sie nicht zu verlieren. Alarmiert sah ich mich nach Lennox um. Er nickte mir zu und in mir ballte sich gleichzeitig ein harter Klumpen im Magen zusammen. Sofort war alles wieder da.
    »Was war das? Ich hab sie schon mal gesehen«, platzte es aus mir heraus.
    Lennox’ Haltung war verwirrend hart und die Luft zum Zerreißen gespannt.
    »Was war was?«, schaltete sich Maike jetzt irritiert ein. Sie hatte den plötzlichen Stimmungsumschwung wahrgenommen und rutschte jetzt unruhig auf dem Fahrersitz hin und her.
    Lennox brachte mich unwirsch zum Schweigen, indem er das Wort ergriff und mir einen ernsten Blick zuwarf, der keinen Widerspruch duldete. »Wir haben nur eine alte Bekannte wieder gesehen, die wir hier nicht vermutet hätten.«
    Die Sonne versank hinter den Wolken am Horizont und es wurde kalt. Es schien, als wären nicht nur wir drei aufgewühlt, sondern die ganze Natur. Ein stürmischer Wind kam auf und Blätter stoben wild umher. Die Sicht wurde schlechter und Maike hatte als Fahranfängerin ziemlich damit zu kämpfen, den Wagen ruhig in der Spur zu halten. Die Straße, auf der wir nun weiterfahren mussten, war nicht viel mehr als ein holpriger Weg. Alter brüchiger Asphalt spannte sich seinen Weg durch Buschwerk und Farne. Der Wagen hüpfte unruhig bei jedem Schlagloch hin und her. Ich kämpfte gegen aufkommende Übelkeit.
    »Hoffentlich komme ich hier auch wieder alleine weg«, zischte mir Maike jetzt doch sichtlich angenervt zu.
    Endlich gab es eine weite asphaltierte Fläche vor uns. Es standen einige verrostete Container herum, die Farben verblasst und die Schriftzüge kaum noch leserlich. Auf der rechten Seite stand ein altes Containerschiff und rostete auf diesem Friedhof vor sich hin. Weiter vorn ging es zu einem alten Anleger, der sich über die Elbe erstreckte. Maike hielt den Wagen an und seufzte schwer auf.
    »Okay, nehmt es mir nicht übel , aber hier wären wir und ich möchte mich, so schnell es geht, auf den Heimweg machen. Meine Mum wird sich sonst bald Sorgen machen, wenn ich zu lange fortbleibe.« Sie lächelte verlegen und ließ dabei die Kupplung aus Versehen los. Der Wagen ruckte vorwärts und der Motor erstarb mit einem jämmerlichen Seufzen. Lennox und ich stiegen aus und gingen hinüber zur Fahrerseite, um uns zu verabschieden. Maike schüttelte Lennox die Hand und drohte ihm alle möglichen Strafen an, falls er nicht gut auf mich aufpassen würde und forderte, dass wir möglichst bald etwas von uns hören ließen.
    Ich fiel ihr in die Arme und küsste sie auf die Wange. »Danke. Und pass gut auf November auf. Ich melde mich, sobald ich kann. Und … « Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Ich fragte mich, ob dies ein Abschied für immer sein könnte? Sie drehte die Zündung und der Wagen sprang schnurrend wie ein Kätzchen an. Um Fassung bemüht, winkte ich ihr zu und sie warf mir noch ein Dutzend Handküsse zu, bevor sie eilig auf der schmalen Straße verschwand.
    Lennox zog mich mit sich in Richtung des verrotteten Schiffes. Ich war noch zu sehr mit dem Abschied von Maike beschäftigt, um mich darüber zu ärgern, wie er mich hinter sich herschleifte. Schließlich kletterten wir auf das alte rostige Schiff, er flink und gekonnt, ich schwerfällig und ungeschickt. Der Wind riss an meinem Haar, als ich oben angekommen war und wir zogen uns eilig in das Steuerhaus zurück. Erst dort schlich sich die weiße Frau wieder in mein Gedächtnis. »Was war das für eine Frau? Ich hab sie schon mal gesehen, kurz bevor die Baobhan-Sith Mark und mich angegriffen hatten. Du hast sie auch gesehen. Sie hat dich beunruhigt«, sprudelte es aus mir heraus. Lennox verzog sein Gesicht. »Sie ist eine Banshee.«
    »Das bedeutet was? Ist sie auch ein Zeitwandler?«, fragte ich gereizt und versuchte, eine gelöste Haarsträhne zurück in meinen Haarknoten zu schieben.
    »Nein, sie ist eine Todesfee, sie kündigt den Tod eines Nahestehenden an.«
    »Wie nahestehend

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