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Cherryblossom - Die Zeitwandler (German Edition)

Cherryblossom - Die Zeitwandler (German Edition)

Titel: Cherryblossom - Die Zeitwandler (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mina Kamp
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verstärkte er die Bindung zu seinem Dämon, konzentrierte sich, schrie der Existenz entgegen, die Zeit fest im Griff zu behalten. Gleichzeitig spürte er, wie sie die Kraft aus seinem Körper zog, ihn auslaugte. Seine Verfolger würden hoffentlich flussabwärts nach ihnen suchen. Er nahm sich zusammen und mühte sich – Hanna fest im Arm – dem Ufer zu. Er keuchte unter der Anstrengung, legte Hanna in den Ufersand. Die Verbindung mit dem Dämon k o nnte jederzeit abreißen, jeden Moment könnte ihm die Zeit entgleiten und vorwärtsrucken.
    Lennox nahm Hanna vorsichtig auf und lief mit ihr einige Meter über die Asphaltwüste des Hafens zu einem kleinen, mit Buschwerk bewachsenen Stück Land. Sie hing bleiern in seinen Armen, tropfnass wie eine halbertränkte Katze. Ihre Lippen waren blau und aus einer Wunde in ihrer Brust pulsierte Blut.
    Lennox’ Herz krampfte sich zusammen. Ein erstickter Laut drang aus seiner Kehle und er presste sie fester an sich, als er ins Dickicht eintauchte. Die Zeit riss sich los und er sank mit Hanna auf den sandigen Boden. Von weiter weg hörte er die Verfolger sich Befehle zurufen.
    Sie machten einen Heidenkrach, der sich offenbar entfernte. Sehr wahrscheinlich folgten sie zuerst dem Flussverlauf. Aber wie lange würde es dauern, bis sie hier auftauchen würden?
    Er sah in Hannas weißes Gesicht und fühlte ihren Puls. Der ging schwach, aber regelmäßig. Lennox strich die nassen Haare aus ihrem sandverschmierten Gesicht und überprüfte die Atmung. Mit seinem nassen T-Shirt legte er Hanna, so gut es ging, einen Druckverband an, nahm sie auf und bettete ihrem Kopf vorsichtig an seiner Schulter. Sie mussten so schnell wie möglich hier weg. Zornig, aber konzentriert schlug er sich durch das verwilderte Gestrüpp. Sanft bewegten sich seine Lippen an Hannas Haaransatz. Leise Beschwörungen raunte er ihr zu. Er überraschte sich dabei, dass er betete. S eit beinahe hundertfünfzig Jahren hatte er kein Gebet gesprochen und jetzt sprudelte es einfach so aus ihm heraus. Er trug sie in Richtung Straße und hoffte, dass Maikes Wagen dort noch irgendwo zu finden war. Es war nicht viel Zeit vergangen zwischen dem Moment, als Maike gefahren war und dem, als diese Leute sie abgefangen haben mussten.
    »Hanna«, seufzte er leise. Sein Herz jagte in einem schmerzhaften Rhythmus, Adrenalin strömte durch die Venen. Er war jetzt bestimmt einige Kilometer neben der Straße, auf der sie gekommen waren, versteckt im Dickicht hergelaufen. Erschöpfung machte sich beißend in seinen Gliedern breit. Hanna wurde immer schwerer und er schnaufte. Endlich sah er den kleinen Wagen am Rand des Weges schief im Dickicht stehen und beschleunigte seine Schritte. Die Fahrertür stand noch offen.
    Lennox ging um den Wagen herum, lehnte Hanna dagegen und öffnete die Beifahrertür. Vorsichtig legte er das bewusstlose Mädchen auf dem Sitz ab. »Verlass mich nicht, Hanna!«
    Er konnte nicht mehr klar sehen, ein erstickendes Gefühl schnürte ihm die Kehle zu. Behutsam strich er über ihre Wange, als sich eine Träne aus seinen Wimpern löste und auf seinen Handrücken traf.
    Ungläubig starrte er darauf, als ein Ruck ihn in die Realität holte, er die verschleierte Sicht unwirsch mit der Hand beseitigte und sich ans Steuer schwang. Der Schlüssel fehlte, also machte er sich routiniert daran, den Wagen kurzzuschließen. In einem hatte Frau Hagedorn recht: Er war tatsächlich in vielerlei Hinsicht kriminell, allerdings war er nie, nicht ein einziges Mal in Erscheinung getreten. Also konnten Polizei, diese Frau Hagedorn oder sonstwer unmöglich etwas über ihn wissen. Es sei denn, die Frau war nicht das, was sie vorgab zu sein. Mit einem Schnurren sprang der Kleinwagen zuverlässig an und rollte auf die Straße. Lennox verzichtete vorerst auf Licht. Zu groß war die Gefahr, von den falschen Leuten entdeckt zu werden. Der Mond brach langsam durch die Wolkendecke und er gewann mehr Sicht.
    Hanna rührte sich ein wenig und ein Aufstöhnen drang über ihre Lippen. Lennox sah zu ihr rüber und griff nach ihrer Hand, streichelte sie. Sie war eiskalt und das T-Shirt über ihrer Schusswunde hatte sich blutdunkel gefärbt. Seine linke Hand spannte sich fester um das Lenkrad, verbissen beschleunigte er das Tempo, peitschte den Motor des Kleinwagens hoch. Endlich bogen sie auf die Hauptstraße ein und er schaltete das Licht an. Mit Vollgas donnerte er in Richtung Hamburger City.
     
    Hannas Körper kämpfte mit der Wunde. Er

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