Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Cherryblossom - Die Zeitwandler (German Edition)

Cherryblossom - Die Zeitwandler (German Edition)

Titel: Cherryblossom - Die Zeitwandler (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mina Kamp
Vom Netzwerk:
dem Flur hineinfiel. Ich wusste nicht wieso, aber mein Instinkt befahl mir eindringlich, mich nicht zu rühren, so unauffällig wie möglich zu bleiben. Er raunte mir unmissverständlich zu, dass etwas ganz entschieden nicht stimmte und ich in Lebensgefahr schwebte. Emilys Atem ging ruhig und regelmäßig neben mir.
    »Ich kann nicht«, wimmerte meine Mutter von der Tür aus. »Tut mir das nicht an! Ich mache ja alles, was ihr wollt, nur das könnt ihr nicht verlangen!«
    »Du weißt, was aus ihnen werden wird. Sie werden sterben, so oder so. Wenn du uns nicht deine Loyalität hier und jetzt unter Beweis stellst, werden wir dich und deine ganze Familie auslöschen müssen, angefangen mit deinem Bruder.« Die gefährliche Stimme war schneidend und kalt wie zerbrochenes Glas.
    Mit einem Mal löste sich ein urgewaltiger Schmerzensschrei aus ihrer Kehle, sie preschte auf unsere Betten zu und riss fahrig Sarah, das Baby, an sich.
    » Nein, lauft …! «, schrie sie uns Kindern aus voller Kehle zu. R uckartig schoss ich im Bett hoch , sah gerade noch im Halbdunkeln, wie meine Mutter brutal mit dem brüllenden Säugling im Arm auf den Boden gerissen wurde. Ich öffnete meinen Mund zu einem Schrei und sah den monsterhaften Schatten auf mich zustürzen, bevor mich in Bauch und Brust ein heiße s und stechendes Gefühl durchfuhr.
    Als das Monster so nah vor mir stand, sah ich nur das tätowierte Auge auf seiner Stirn und konnte meinen Blick nicht abwenden. Meine Stimme erstarb, bevor sie aus mir herausbrechen konnte und ich sank, überwältigt von dem brüllenden Schmerz, der in mir tobte, zurück in die Kissen.
    Emily schrie nun aus voller Kehle, als hätte meine Zwillingsschwester meinen Schrei aufgegriffen, um ihn jetzt mit meinem mir schwindenden unbändigen Leben zu erfüllen. Sarah verstummte abrupt und Emily wurde neben mir mit einem unglaublichen Ruck fortgerissen. Ich sah, wie ihr kleiner Kopf in ihren Nacken flog, als ihr Körper an mir vorbeigeschleudert wurde und wollte schreien . Es war nicht möglich. Etwas Warmes versperrte mir die Atemwege. Ich drückte das warme Blut aus meinem Mund und versuchte angestrengt, meine Augenlider offenzuhalten, die sich schwer nach unten schoben. Emilys Geschrei schwoll an und erstarb genauso urplötzlich wie das von Sarah. Ich konnte nicht atmen, alles wurde schwer. Ein fürchterlicher Kampf um Luft tobte und riss an mir, verdunkelte mir zusehends die Sinne. Das Entsetzen wich bleierner Schwärze und ich sank hinab, begleitet von Schmerz und Angst.
    Nach einer Dunkelheit, die schwärzer nicht sein konnte, schnellte ich zurück an die Oberfläche. Meine Mutter hob mich bebend an ihre Brust. Sie schluchzte und war über und über mit Blut besudelt. Meine Lunge rasselte, ich bekam noch immer zu wenig Luft und mein Bauch schmerzte wie Feuer. Mein Blick war verhangen und undeutlich und das Blut rauschte laut in meinen Ohren. Ich hatte keine Kontrolle über meinen Körper, der mich bleiern nach unten zog.
    Unkontrolliert rollten meine Augen in ihren Höhlen. Es war mir kaum möglich, irgendetwas zu fixieren. Dann traf ich auf Emily. Sie befand sich einige Meter von mir entfernt auf dem Teppich. Völlig reglos und unnatürlich verdreht lag sie da, die Augen leer zur Zimmerdecke gerichtet. Unter ihr war ein großer dunkler Fleck, der sich auszubreiten schien.
    Meine Mutter weinte laut, wog sich und mich sachte vor und zurück und drückte mich an sich. »Du musst durchhalten, mein Schatz«, wimmerte sie verzweifelt. Ihre Lippen zitterten stark und ihre Augen schwammen in Tränen. Ich wollte ihr sagen, dass alles wieder gut werden wird, ihr sagen, sie solle nicht traurig sein und nicht weinen, als ich aus den Augenwinkeln plötzlich sah, wie die Tür aufschwang und ein Mann eintrat. Keiner der Glatzköpfigen mit dem tätowierten Auge auf der Stirn, aber nicht minder Unheil verkündend ragte er vor uns auf. Mühsam versuchte ich, den Kopf zur Tür zu drehen und mehr zu erkennen, als das Weinen meiner Mutter erstarb und sie von einer Druckwelle erfasst wurde, die sie von mir fortriss.
    Mit einem Ächzen fiel ich zurück. Mein Kopf schlug hart auf den Boden auf und sehr viel Blut hüllte erneut meinen Körper ein. Es drang aus mir heraus, schien aus mir hinauszuströmen mit jedem weiteren schwachen Herzschlag, wie mein Leben selbst. Der unbekannte Mann trat ins Zimmer, auf mich zu und streckte seine Hände hastig nach meinem Kopf aus. Sie legten sich hart an meine Stirn und mein Kopf sackte

Weitere Kostenlose Bücher