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Cherryblossom - Die Zeitwandler (German Edition)

Cherryblossom - Die Zeitwandler (German Edition)

Titel: Cherryblossom - Die Zeitwandler (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mina Kamp
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und Schmerzenschreien der flüchtenden Leute. Ich hörte wütende Flüche von Lennox und ein angsterfülltes Aufschreien von Olivia hinter mir. Ich stockte auf der Treppe, starrte auf die Flammen und war wie gelähmt.
    Mit unglaublicher Rücksichtslosigkeit und Gewalt versuchten die Leute durch die Haustür zu entkommen und rannten sich gegenseitig nieder. Sie war versperrt oder klemmte. Die aufgeschreckte Meute schob sich aufgebracht zusammen und versuchte, sie zu öffnen und zu entkommen. Sie schubsten und stießen sich, trampelten sich einfach nieder. Von links lief eine lebende Fackel wild brüllend und um sich schlagend an uns vorbei. Mein Magen sackte noch etliche Etagen tiefer und mein Mund öffnete sich zu einem stummen entsetzten Schrei, als mein Blick ihr folgte. Ich spürte Galle auf der Zunge und schlug mir die Hände vors Gesicht. Einige Personen versuchten, ein Fenster zu öffnen, als auch schon mit lautem Geklirre etwas durch die Fensterscheiben geworfen wurde. Das Glas regnete in kleinsten Teilen in den Raum hinein und hinterließ ein unwirkliches Bild feuerrot glitzernder Scherben, die die Flammen reflektierten.
    Andere Personen versuchten, zur Seite zu springen, wurden aber von brennenden Geschossen getroffen, die durch die Fenster geworfen wurden. Sie versuchten verzweifelt, das Feuer an ihren Leibern zu löschen, sprangen und stolperten angsterfüllt jaulend umher. Die Luft war stickig, voller Qualm und heiß, geschwängert von unzähligen entsetzlichen Schreien, die sich tief in meine Seele brannten. Mein Hals schnürte sich zu, ich bekam kaum noch Luft. Der Schmerz und das Entsetzen der anderen drang tief in mich hinein und ließ mich zusätzlich aufkeuchen.
    Über den Boden rollten etwa faustgroße silberne Kugeln. Ein Hexer versuchte, eine Gruppe von Zeitwandlern mit Druckwellen vom Feuer zu befreien. Er ließ die Wellen über die Leute rollen und schaffte es beinahe, die Flammen zu ersticken, doch dann explodierten einige dieser Kugeln und entfachten eine neue Feuerwalze, die uns brüllend entgegenfuhr. Ich riss die Arme schützend vor meine Augen und taumelte zurück, als Lennox schon meinen Sturz auffing. Immer wieder flimmerte die Luft und die Flammen blieben kurz stehen. Verzweifelte Versuche, durch ein Zeitfenster aus dem Flammenmeer zu entkommen. Aussichtslos.
    Die junge Frau mit der durchscheinenden Haut, die ich vorhin beobachtet hatte, stand gefasst und stockstarr in den Flammen und beobachtete, wie die Flammen auf sie übergriffen und an ihrem Körper nagten. Ich sah den Schmerz, der sich über ihrem Gesicht ausbreitete. Sie schien sich ihrem Schicksal zu ergeben, schloss gleichmütig die Augen und ertrug stumm die sich labenden Flammen. Ich schluchzte auf und schlug mir wieder die Hände vors Gesicht.
    Der Gestank des Qualms und der Geruch von verbranntem Fleisch drangen mir unvermittelt in die Nase und ich musste würgen. Lennox griff meinen Arm. Mein Blick wirbelte zu ihm und er zog mich die Treppe wieder hinauf. Ben und Olive liefen bereits auf Magnus Gutenberg zu, der uns hektisch zu sich heranwinkte.
    Blind vor Tränen stolperte ich und hing einen Moment in der Luft, Lennox’ kräftigen Griff um meinen Arm. Durch den Sturz warf ich einen Blick auf den hoffnungslosen Kampf, der sich am Fuße der Treppe abspielte. Ich sah einen anderen Zeitwandler, der jetzt auch zur Treppe rannte, gefolgt von weiteren. Ich sah nach vorne und stolperte an Lennox’ Hand vorwärts.
    Wir liefen durch den ersten Stock und trafen auf eine neue Treppe, der wir folgten. Die Zimmerdecken waren hier niedriger. Der Rauch hatte sich schon bis nach hier oben geschoben und machte das Atmen immer noch schwer. Magnus schloss hastig mit fahrigen Bewegungen eine kleine Tür zu einem Turmzimmer auf und glitt durch eine fast unsichtbare, wie Wasser schimmernde Barriere. Er streckte die Hand hindurch und half erst Ben, dann Olivia hindurch. Mit geweiteten Augen sah er uns an, wurde hektischer und sein gehetzter Blick flog zu einem Ziel hinter uns. Lennox und ich ergriffen beide gleichzeitig seine Hand und wurden mit einem Ruck durch ein waberndes Kraftfeld gezogen.
    Hinter mir hörte ich einen lauten Aufprall und drehte mich panisch in Richtung des Ursprungs. Lennox umfasste mich und zog mich an sich. Erschüttert sah ich in die verbrannten entstellten Gesichter der Personen, die uns hoffnungsvoll gefolgt waren. Sie wurden durch das Kraftfeld ferngehalten und sahen mir ungläubig mitten ins Gesicht. Verzweifelt

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