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Cherryblossom - Die Zeitwandler (German Edition)

Cherryblossom - Die Zeitwandler (German Edition)

Titel: Cherryblossom - Die Zeitwandler (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mina Kamp
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zu nah. Er roch nach Muskat und Wein.
    »Ich werde sehen, ob es eine Blockade in deinen Erinnerungen gibt, mein Kind, und sie gegebenenfalls versuchen zu lösen. Es könnte sehr unangenehm, vielleicht schmerzhaft werden. Bist du bereit dafür?« Sein Blick ruhte geduldig auf mir, bis ich nickte. Wie bereit konnte man schon für so etwas sein.
    »Ben, du kommst auf meine Seite. Du wirst sie in Trance versetzen. Das ist eine gute Gelegenheit, deine Fähigkeiten zu schulen.« Der Hexenmeister schob Ben vor sich, während er konzentriert in irgendeinem Getränk herumrührte. Ich sah zu Lennox herüber und er zuckte kurz, bevor sich Olivias Hand auf seine Schulter legte und ihn zurückhielt. Sie war wie immer vergnügt und sichtlich gespannt auf das, was jetzt geschehen würde. Ich hatte nicht übel Lust, sie rausschmeißen zu lassen, so zornig machte mich ihre freudige Anspannung. Wie eine Kinovorstellung besah sie mich interessiert, fehlte nur noch das Popcorn in ihrer Hand.
    Nachdem ich die bittere Flüssigkeit heruntergewürgt hatte, die Magnus Gutenberg mir nun zu trinken gegeben hatte, legte ich mich auf der Chaiselounge zurück und versuchte, ruhiger zu werden. Der Hexenmeister zog den Stuhl ans Kopfende, setzte sich hinter mich und legte seine kühlen Hände an meinen Kopf. Die Berührung war mir erst unangenehm, doch ich zwang mich zur Ruhe und ließ mich trotzdem darauf ein.
    Ben saß mir jetzt sichtlich angespannt gegenüber und ließ ein Pendel vor meinen Augen hin- und herschwingen. »Entspann dich und schaue einfach auf das Pendel. Versuch, dich auf meine Stimme zu konzentrieren«, raunte er mir zu und lächelte zaghaft. Für einen Augenblick musste ich mich zwingen, die ganze Situation nicht albern zu finden und lachend aufzuspringen. Ben sprach mit ruhiger monotoner Stimme auf mich ein. Mir fiel einmal mehr auf, welch beruhigende Sanftheit seine Stimme haben konnte. Dennoch hatte ich Schwierigkeiten, mich zu konzentrieren, war ich doch von einer immensen Unruhe erfasst. Er sprach eindringlicher, fordernder, bis ich angestrengt das Pendel vor mir verfolgte. Nach und nach folgten meine Augen dem Pendel von ganz alleine und ich begann, Bens wunderbarer Stimme zu folgen, die mich leitete, mich hinter sich herzog. Nach und nach wurde ich leichter und seine Stimme nahm mich mit in die Schwerelosigkeit. Die Hände von Magnus Gutenberg an meinen Schläfen wurden warm, sehr warm, beinahe heiß. Vor meinen Augen erschien urplötzlich glutrotes Licht und ich ließ mich fallen. Es rotierte, schneller und immer schneller. Ich steuerte darauf zu, ließ mich davon anziehen, bis es in vielen Farben zu explodieren schien.
    Dann war es verschwunden, ich lag in der Dunkelheit. Ich war nicht länger in Magnus Gutenbergs Haus, sondern in einem alten Kinderbett. Über mir das kleine Holzmobile mit den lustigen Schäfchen auf rosa Wölkchen. Ich war wieder fünf Jahre alt und dämmerte zwischen der Schwere des Schlafes und dem halbwachen Zustand eines Kindes mitten in der Nacht.
    Emily lag neben mir und ihr kleiner Fuß drückte sich gegen meinen. Schläfrig seufzte ich zufrieden und wollte gerade wieder in den Schlaf abgleiten, als ich die Stimme meiner Mutter hörte. Wärme flutete mein Herz und ein Lächeln glitt über mein Gesicht. Meine Mama – ich liebte sie mehr als alles andere auf der Welt. Ihre Stimme, wenn sie uns vorsang, die Art, wie sie uns ansah und an sich drückte und uns sagte, dass sie uns lieb hat, jeden Tag. Wie sie mich tröstete, wenn ich gefallen war und mir wehgetan hatte. Ihr Geruch, wenn ich mich an sie drückte, wenn wir kuschelten und ich auf ihren Herzschlag lauschte.
    Ich hörte sie noch einmal, diesmal lauter. Ich lauschte und blinzelte müde, bevor ich die Augen wieder schloss. Sie klang irritierend anders als sonst, ich hielt den Atem an und lauschte angestrengter. Sie weinte und ihre Schritte näherten sich. Leise wurde die Tür zu unserem Kinderzimmer aufgeschoben und ein wenig Licht fiel vom Flur ins Kinderzimmer. Ich hörte ein Schluchzen, öffnete die Augen und wollte gerade nach meiner Mami rufen, die sich so traurig anhörte, als ich zwei weitere Schatten sah und eine tiefe donnernde Stimme vernahm, die mir das Blut in den Adern gefrieren ließ.
    »Tu es, jetzt! «, zischte die schneidend kalte Stimme. Ich riss die Augen auf und starrte angestrengt in die Dunkelheit zur Tür. Es zeichneten sich nur die Schatten der Personen vor der geöffneten Tür ab, durch die das seichte Zwielicht aus

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