Cherryblossom - Die Zeitwandler (German Edition)
Nachbarn hatten Alarm geschlagen, als sie Schreie mitten in der Nacht aus dem Haus vernommen hatten. Hanna kam sofort ins Kinderkrankenhaus und lag dort drei Wochen auf der Intensivstation. Ihr Onkel Henry Cherryblossom nahm sich unter Anleitung Dominik Dawns ihrer an.«
Magnus Augen weiteten sich. » Henry , er hat die Artefakte gestohlen und damit einen ganzen Rattenschwanz verschiedenster Verfolger hinter sich. Diese Neuigkeit hatte sich vor ein paar Tagen bis zu mir herumgesprochen. Die Occulus Videns besaßen sie zuletzt. Es ist allen ein Rätsel, wie er überhaupt so nahe an die Artefakte herankommen konnte. Könnte es sein, dass dein Onkel seit jeher näheren Kontakt zu dem Wissenden Auge hat?« Sein Blick durchbohrte mich nun regelrecht.
Ich stutzte und wich seinen Augen unsicher aus. »Woher soll ich das wissen?«, fragte ich unbehaglich und sah an ihm vorbei. Magnus stand auf und ging langsam zum Fenster. Mit einem leisen Brummen drehte er sich wieder zu uns um. Sein Blick war undurchdringlich und reserviert.
»Zum einen solltet ihr wissen, dass uns ein Krieg ins Haus steht.« Eine unangenehme Pause entstand. »Es gibt einige Hexer, die mit der Macht der Zeitwandler nicht einverstanden sind. Sie nennen sich Orden des Blutmondes . Schon einmal davon gehört?« Magnus sah in die Runde.
»Natürlich. Es gab aber neue Verhandlungen die Artefakte betreffend. Und es wurde meines Erachtens eine Einigung erzielt.« Lennox straffte sich.
»Und was ist, wenn es nur eine scheinbare Einigung war? Auf der anderen Seite stehen die Occulus Videns, die es sowieso gerne sehen würden, wenn wir alle, die besonders sind, von der Welt verschwinden oder uns gegenseitig zerfleischen würden.« Lennox Stimme geriet gefährlich , als er hektisch aufstand und sich vor mich stellte. »Und auf welcher Seite stehen Sie?« Vorsichtig bewegte er sich auf den Hexenmeister zu.
Olivia und Ben hielten sich zurück und beobachteten verunsichert die Lage. Magnus sah sich kühl zu ihm um, bevor er beschwichtigend die Arme hob.
»Vorsicht, mein Lieber. Sie sind auf dem Holzweg. Ich bin auf gar keiner Seite. Wenn ich etwas gegen die Zeitwandler hätte, würde ich sie dann in mein Haus bitten?« Er lächelte halb entrüstet, halb amüsiert.
»Ich bin wie die Schweiz, neutraler Boden.« Er setzte sich entspannt an seinen Schreibtisch und zündete eine Zigarre an. Ben stand auf, trat unbehaglich neben Lennox und nahm ihn am Arm. Lennox knurrte ihn wütend an und ließ den Hexenmeister weiterhin nicht aus den Augen. »Wir sollten seine Zeit nicht länger in Anspruch nehmen als nötig«, raunte Ben ihm zu, sichtlich ungehalten über die gekippte Stimmung, die nun schwer in diesem Raum hing. Lennox schüttelte ihn unwirsch ab und wandte sich mir zu. In seinen Augen lag Ratlosigkeit. Olivia war schon an die Tür getreten und sah sich nach uns um.
Ben trat an seinen Meister heran und verbeugte sich kurz, der wiederum erhob sich und tätschelte ihm im Vorbeigehen wohlwollend die Schulter. B edächtig trat er auf Lennox und mich zu und musterte uns beide eingehend, bevor er sprach : »Ihr solltet mehr über ihre Herkunft erfahren, ich habe einen Freund in England, er hat eine eigene kleine Privatbibliothek. Dort könntet ihr erfahren, ob es irgendwelche Besonderheiten in der Familienchronik der Cherryblossoms gibt. Das könnte der Schlüssel sein«, sinnierte er weiter und blies uns seinen Zigarrenrauch ins Gesicht. Ich kniff die Augen zusammen und versuchte, dem Qualm auszuweichen, als er flink seine Hand vorschnellen ließ und mir ein Stück Papier mit einer Adresse in England in die Hand drückte. Irritiert sah ich auf meine Hand herunter. »Hier könntet ihr vielleicht mehr erfahren, mein Kind.« Er bedeutete uns zu gehen und trat an mir vorbei zur mächtigen Holztür. Wir bedankten uns und öffneten die Tür.
Ein Anschlag
Ich erwartete, eine Welle von lauter Musik, Gelächter und Stimmen zu hören. Was allerdings auf meine Ohren und die der anderen traf, war um einiges lauter und hatte nicht im Geringsten mit Musik oder einer Party zu tun. Mein Blick flog zu den anderen, in deren Gesichtern sich der Unglauben und die Panik, die auch ich empfand, widerspiegelten. Wir rannten erschrocken zur Treppe und machten uns, ohne darüber nachzudenken, an den Abstieg. Beißender Qualm drang uns entgegen. Wo vorher noch Musik und Gelächter zu uns heraufgedröhnten, knisterten und brüllten jetzt Flammen um die Wette und wurden vermischt mit Panik
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