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Cherubim

Cherubim

Titel: Cherubim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Lange
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Karpfen, den man unvermittelt aus dem Wasser gezogen hatte. »Ich werde versuchen, den wahren Mörder zu finden«, ächzte er. »Aber es wird nicht so einfach sein.«
    »Ich werde Euch helfen, so gut ich kann.« Richard deutete zum Schreibtisch. »Das Medaillon«, befahl er. »Gebt es mir!«
    Er wartete, bis Silberschläger sich rührte. Der Mann stand schwerfällig von seinem Sitz auf und stakste zum Schreibtisch. Dann nahm er das Medaillon auf, betrachtete es einen Moment und gab es Richard.
    Der steckte es in die Hosentasche. »Gut.«
    Danach war er ebenfalls aufgestanden. »Es ist angenehm, mit Euch Geschäfte zu machen«, hatte er spöttisch gesagt und den Bürgermeister kurzerhand stehenlassen.
    Auf dem Weg nach Hause hatte er einen kleinen Umweg gemacht.
    Das Medaillon lag jetzt auf dem Grund der Pegnitz.
    Nun stand er hier an seinem Fenster und starrte hinaus auf die Tuchgasse und versuchte sich klar darüber zu werden, wie es mit ihm und Katharina weitergehen sollte. Er spürte das Bedürfnis, zu ihr zu gehen, doch er zögerte, wie er es die ganzen letzten Tage getan hatte.
    Sie war vor ihm geflohen. Vielleicht brauchte sie ein wenig Zeit, um sich ihm zu offenbaren. Er wollte sie nicht bedrängen, auch wenn es ihn mit Unruhe und Schmerz erfüllte, geduldig zu sein, denn er hatte gesehen, dass etwas Furchtbares sie quälte.
    Langsam wandte er sich um und ließ den Blick über seine Möbel streifen. An seinem Sekretär blieb er hängen. Vielleicht sollte er Katharina einen Brief schreiben? Wenige Zeilen nur, in denen er ihr versicherte, dass sie jederzeit zu ihm kommen und ihm erzählen konnte, was ihr auf der Seele lag.
    Er trat an den Sekretär und hatte schon die Feder in der Hand, als ihm eine weitere Idee kam. Vielleicht sollte er ihr auch gestehen, dass er sich in sie verliebt hatte. Es würde ihr den Gang vielleicht erleichtern.
    Mit einem Seufzen setzte er sich an den Schreibtisch.
    Zwei Stunden später stand er frustriert wieder auf. Er hatte siebenmal angefangen und seine Worte siebenmal verworfen. Auf dem Schreibtisch ballten sich sieben zusammengeknüllte Bögen Papier, die er nun mit einer wütenden Bewegung seines Arms zu Boden fegte.
    Wieso nur war es so schwer, die eigenen Empfindungen in Worte zu fassen? Er unterdrückte einen Fluch, dann stand er auf und begann, wie ein gefangenes Tier in seinem Kontor auf und ab zu gehen.
    Irgendwann hielt er die Anspannung nicht mehr aus.
    Er würde versuchen, sich abzulenken, um hier nicht noch den Verstand zu verlieren. Er trat auf den Flur hinaus und griff nach Hut und Mantel.
    »Thomas?«, rief er.
    Der Diener kam sofort herbeigeeilt.
    »Ich verlasse für eine Stunde das Haus. Wenn etwas ist: Du findest mich in St. Sebald. Und ...« Er zögerte. »Falls Katharina Jacob in der Zwischenzeit hier eintrifft und mit mir reden will: Halte sie fest, notfalls mit Gewalt, hörst du mich?«
    Thomas nickte. Verwunderung zeigte sich in seinen Augen. »Natürlich, Herr Sterner.«
    Derartig beruhigt, dass er Katharina diesmal nicht würde verpassen können, machte er sich auf den kurzen Weg nach St. Sebald. Er hatte Silberschläger versprochen, dass er versuchen würde, bei der Aufklärung des Türmermordes mitzuhelfen, und er würde jetzt damit beginnen, dieses Versprechen auch einzulösen.
    Da er keine Ahnung hatte, womit er dabei anfangen sollte, beschloss er, es am Fundort der Leiche zu versuchen. Wer wusste schon, was ihm in den Sinn kam, wenn er das Heiligengrab – und eventuell auch die Türmerstube – noch einmal in Augenschein nahm?
    Die Kirche war um diese Tageszeit voller Menschen, die einfach nur für sich beteten oder einer der beiden Messen lauschten, die an zwei Nebenaltären gleichzeitig abgehalten wurden.
    Richard ging nach vorn zur Chorschranke und baute sich vor dem Tisch auf, auf dem die Gläubigen Opfergaben für den heiligen Sebald ablegen konnten. Das Huhn von neulich war fort, und kurz fragte Richard sich, was wohl damit geschehen war. Ob man eine Suppe daraus gekocht hatte, die den Armen zugutegekommen war? Vielleicht aber hatten auch einfach die Chorherren sich bei einem Glas Wein daran gütlich getan.
    Richard fuhr sich mit der Zunge zwischen Zähne und Wange. Sein Blick wanderte über den Tisch hinweg zu dem Schreingehäuse und dem Metallgitter, das es wie ein Zaun umgab. Auf den Eisenhaltern an den Ecken brannten vier Kerzen, die offenbar vor wenigen Minutenerst aufgesteckt worden waren. Eine von ihnen flackerte noch unstetig und hatte

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