Chicagoland Vampires 01 - Frisch gebissen
»Merit?«
Ich blickte hoch und sah sie im Türrahmen eng beieinanderstehen. Ich spürte, wie die Angst um sie mir die Kehle zuschnürte. Ich brauchte einen Augenblick – einen überraschenden Augenblick lang –, um zu begreifen, dass das Kribbeln in meinen Armen und Beinen nicht Angst war, sondern pures Adrenalin. Ich winkte sie herbei. »Alles in Ordnung. Ihr könnt reinkommen. Passt aber auf die Scherben auf.«
Mallory kam auf Zehenspitzen ins Zimmer und bahnte sich vorsichtig den Weg. »Lieber Himmel, das Fenster – was ist passiert?«
»Heilige Scheiße«, pflichtete Mark ihr bei und besah sich den Schaden.
Mallory sah zu mir auf, und die Angst stand ihr ins Gesicht geschrieben. »Was ist passiert?«
Ich reichte ihr den Zettel. Sie las ihn und erwiderte dann meinen Blick. »Bist du die Schlampe?«
Ich zuckte mit den Achseln. »Ich nehme es an, aber ich verstehe die Drohung einfach nicht.«
Mark ging zur Tür, öffnete sie langsam und sah nach draußen.
»Da draußen ist nichts«, rief er, »nur Glasscherben.« Er kam wieder herein. Sein Blick wanderte zwischen mir und Mallory wieder herein. Sein Blick wanderte zwischen mir und Mallory hin und her. »Ich nehme nicht an, dass ihr so was wie Sperrholz hier habt, das ich vor dem Fenster anbringen könnte?«
Ich blickte zu Mallory, die mit den Achseln zuckte.
»Vielleicht haben wir was in der Garage.«
Er nickte. »Ich schau mal nach. Bin gleich wieder da.«
Als sich die Vordertür hinter ihm schloss, betrachtete Mallory den Zettel in ihren Händen. »Glaubst du, wir sollten die Polizei rufen?«
»Nein«, lautete meine Antwort, denn ich erinnerte mich an die Warnung meines Vaters. Aber mir kam da eine Idee. Ich nahm den Zettel wieder an mich und stopfte ihn in meine Tasche. »Ich glaube, wir sollten das Haus besuchen.«
Zehn Minuten später balancierte Mark auf der Treppe am Eingang, um eine alte Spanplatte vor dem zerbrochenen Fenster anzubringen, während ich und Mallory den Wagen aus der Garage holten, die Adresse in Hyde Park in der Hand.
Mark war wenig begeistert davon, dass Mallory vorhatte, mitten in der Nacht eine Vampirhöhle aufzusuchen, aber ich glaube, das lag vor allem daran, weil er nicht dazu glaube, das lag vor allem daran, weil er nicht dazu aufgefordert worden war mitzukommen. Sein Gepolter, was ihre Sicherheit anging, hörte sich nicht wirklich ehrlich an angesichts seines ehrfürchtigen Gesichts.
Um ihn zu besänftigen, versprachen wir, unsere Handys immer griffbereit zu halten. Da Mark sich offensichtlich dachte, dass zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen nötig wären, rannte er die Ausfahrt hinunter, als wir zur Straße fuhren, und drückte Mallory, als sie das Beifahrerfenster heruntergekurbelt hatte, einen Glücksbringer in die Hand.
»Was ist das?«, fragte sie ihn.
»Knoblauch.« Er warf mir einen kurzen Blick zu und sah Mallory dann mit gehobener Augenbraue an. »Vampire«, flüsterte er durch zusammengebissene Zähne, als ob seine Lippenbewegungen mir zum Rosetta-Stein geworden wären, dessen geheimen Code ich hätte entziffern können.
»Ich kann immer noch hören, Mark«, wies ich ihn zurecht. Er lief rot an und zuckte entschuldigend mit den Achseln.
Mallory schüttelte die Plastikbox mit biologisch angebautem, bereits geschältem Knoblauch und hielt sie mir unter die Nase. Ich roch daran, wartete auf eine Reaktion und zuckte mit den Achseln, als nichts geschah.
»Ich bin mir nicht sicher, ob Buffy wirklich Essen aus dem Bioladen im Sinn hatte, Schatz, aber es ist lieb gemeint von dir.« Sie warf Mark eine Kusshand zu, und wir sahen, wie er sich wieder zu seinem Platz am Fenster begab. Als ich den Volvo auf die Straße fuhr, warf Mallory die Plastikbox auf den Rücksitz. »Ich bin mir nicht sicher, wie lange diese Sache mit Mark noch laufen wird.«
»Hm?«, merkte ich an und versuchte, möglichst unterstützend und neutral zu wirken. »Läuft’s nicht gut?«
»Er meint es gut, glaube ich, und wir haben Spaß.« Sie zuckte mit den Achseln. »Ich weiß nicht. Da ist einfach nicht viel – abgesehen von Kameradschaft, meine ich.«
Ich nickte. »Das verstehe ich.«
Sie zeichnete mit ihrer Hand eine unbestimmte Geste in die Luft. »Wir haben Wichtigeres zu tun.« Sie drehte sich auf ihrem Sitz zu mir. »Bevor wir in Hyde Park aufschlagen, will ich wissen, was wir vorhaben. Gehen wir dahin, um ein paar Vampiren in den Arsch zu treten, oder fragen wir nur freundlich wegen der Todesdrohungsgeschichte nach?«
Ich
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